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livin´thing68Ich wundere mich nur, das einige hier im Forum über Brian Wilson oder auch Ringo Starr Alben schrotzen, (…), aber genau diese Leute finden dann ausgerechnet Jeff seine zuckrigen und oft weichgespülten Produktionen top.
In Bezug auf Wilson hatte ich das ja oben zu erklären versucht. Der hat z.B. immer betont, wie wichtig ihm die Stimmen sind, weil: „That’s where the love is, in the voices.“ Und „love“ war erklärtermaßen das, was seine Musik in erster Linie transportieren sollte. Wer dann ausgerechnet den Vocalparts durch exzessive Nachbearbeitung jegliche Natürlichkeit raubt, filtert exakt den Teil raus, auf den es ankommt. Da wird genau das, was die Magie einer Brian-Wilson-Produktion im Kern ausmacht, komplett ausgemerzt und ins Gegenteil verkehrt. Da kann ein Song noch so clever gebaut sein, man hört nur ein aalglattes, auf eine bestimmte Wirkung hin kalkuliertes Konstrukt, statt echter Emotionalität bloß eine technische Simulation, ausdrucksloses Kunstgewerbe.
Und das ist der Punkt: Unterschiedliche Künstler stehen für ganz unterschiedliche Konzepte und Philosophien in der Ausübung ihrer Kunst, und daran knüpft sich auch meine individuelle Erwartungshaltung. Von Ringo erwarte ich nun mal keine ausgefuchsten Singer/Songwriter-Konzeptwerke, deshalb gibt’s für mich auch nix zu „schrotzen“, wenn er einfach nur ein weiteres Album rausbringt, das halbwegs authentisch nach ihm klingt.
Bei Jeff liegt die Latte schon etwas höher, aber im Prinzip ist es ganz ähnlich: Es ist dieser spezielle Sound, den so nur er hinbekommt und der völlig unabhängig von der jeweiligen Stilrichtung und Instrumentierung bestimmte Eigenarten pflegt, die für mich letztlich das Wesen seiner „Philosophie“ definieren.
Ist es denn wirklich so ungewöhnlich, sich in der Bewertung der Musik (auch) von den Maßstäben leiten zu lassen, die die betreffenden Musiker selbst gesetzt haben?
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)