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TRICKBEATPS.: Ach übrigens Brian Wilson hat ein neues ,recht luftig leichtes und knuffigesAlbum heraus gebracht … Reinhören lohnt sich.
Das nehme ich mal als Einladung zu einer kleinen OT-Abschweifung:
Ja, der war als Songwriter, Arrangeur, Performer und Produzent auch ein genialer und stilprägender Studio-Allrounder.
Dass er das heute nicht mehr sein kann, ist traurig, aber nicht zu ändern, und immerhin ist er noch da und hat uns in den letzen 15 Jahren Dinge beschert, die wohl niemand mehr für möglich gehalten hätte. Vom Bühnen-Comeback über die Komplettierung von SMiLE bis hin zur Beach Boys Reunion eine ganz unglaubliche Geschichte. Allerhöchsten Respekt!
Nur ziehen im Studio heute andere Leute die Strippen, und das hört man leider auch. Vom Songmaterial her hat „No Pier Pressure“ womöglich sogar größeres Potenzial als das Beach Boys-Abschiedswerk von 2012. Aber mit dem in beiden Fällen federführenden „Co-Produzenten“ Joe Thomas regiert leider eine so altbacken-einfältige Vorstellung von „Modernität“, dass es einem lediglich Tränen der Verzweiflung in die Augen treibt statt wirklich zu berühren, wie es früher mal Brians große Stärke war – und live im Konzert gelegentlich bis heute ist. Da wird jede einzelne Spur so lange durch den Auto-Tuning-Wolf gedreht, bis sich alles anhört wie Midi-files, leblos, seelenlos, kraftlos, kalt. Fehlt bloß noch der Warnhinweis: „Dieses Album wurde maschinell erstellt und ist ohne Herzblut gültig!“
Im Grunde repräsentiert der aseptische Produktionsstil das komplette Gegenteil all dessen, was ich an Brian Wilson schätze. Einfach nur jammerschade wenn man bedenkt, wie viel Talent und Liebe wirklich drin steckt. Und wie grandios tatsächlich rein elektronisch erzeugte Musik im Vergleich dazu klingen kann. Hier und da versucht man’s mit ein bisschen rührseligem Streicher-Pathos zu erzwingen, das schlägt aber allzu schnell in typisch amerikanischen Seifenopern-Kitsch um und verstimmt den wohlwollenden Zuhörer nur um so heftiger. Luftig-leicht und knuffig? Nicht unbedingt die Attribute, die mir als erstes dazu einfallen würden, aber das darf und muss natürlich jeder für sich selbst erkunden.
Wie vergleichsweise gut haben wir es da jedenfalls doch mit unserem Jeff getroffen! Der macht sich zwar rar und spannt uns auf jede erdenkliche Folter, aber eins ist immer sicher: Wo Jeff Lynne drauf steht, ist auch zu 100% Jeff Lynne drin. Ein von ihm koproduziertes Wilson-Album wäre vielleicht der einzige Traum, den ich in Sachen Beach Boys noch hätte, aber der wird wohl unerfüllt bleiben.
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)