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1. Wer Lust auf ein altes Interview mit Jeff und Fußballerkumpel Trevor Francis hat, kann sich bei der Discovery-Seite (siehe eingangs bei Auflistung der Internetseiten) das komplette, lange Interview downloaden. Ich fand js besonders interessant, dass Lynne die Erkennungsmelodie für Olympische Spiele Moskau 1980 schreiben sollte. Wurde wohl nichts draus wegen dem Boycott???
2. Positive bis recht gute Kritiken der aktuellen VÖ finden sich in der aktuellen „Good Times.“ Auch der RS hat die Reissues und „ELO live“ in seiner neuesten Printausgabe Juni 2013 rezensiert. Arne Wilander vergibt ** 1/2 Sterne für „Zoom“, ** für „Live“ und *** für „Armchair Theatre“. Leider steckt die Kritik wieder voller Klischees und punktueller Fehler, die ich an anderer Stelle bereits angesprochen habe:
[Quote] Electric Light Orchestra-Kritik
Ein Stern, der meinen Namen trägt … ach nein, gleich 2 1/2 Sterne für mein ELO Scherz beiseite. Zwar finde ich es nett, dass mal wieder etwas rezensiert wurde, aber leider steckt die Rezension von Arne Wilander wieder voller Klischees und Halbwahrheiten. Ein paar Korrrekturen:
1. Das Zoom-Cover ist das von 2001 (Sony) und nicht das leicht andere von der Frontiers Records-Wiederveröffentlichung. Da der Autor auch nicht wirklich auf dieses Album eingeht, frage ich mich natürlich, ob er es sich überhaupt angehört hat.
2. ELO, die „Studio-Geburt“: Ist so nicht richtig. Anfangs beinhaltete schon der Name Electric LIGHT Orchestra die Idee, das Projekt live mit einer Lightshow auf die Bühne zu bringen. Ein wichtiger Grund, warum Jeff und Roy eine Band mit Streichern wollten, war, weil sie LIVE von den immer selben Instrumenten gelangweilt waren und sich da mehr Möglichkeiten erhofften. Am Anfang wurden die Songs auch so geschrieben, dass sie sich gut auf der Bühne umsetzen ließen. Erst ab „Eldorado“ mit dem Orchestereinsatz wandelte sich der Fokus beim Songschreiben, und Lynne nahm keine Rücksicht mehr darauf, ob der Song auch live funktionieren könnte. Was ihn dann vor Probleme stellte, als genau das vom Publikum erwartet wurde.
3. ELO-Livealbum: Ich zitiere mal „Hier ließ Lynne noch einmal die Jukebox spielen“. Dies ist unwahr. Schon die Gerüchte, dass ELO bei ihrer OOTB-Tour Playbackshows ablieferten, sind falsch, denn sie haben lediglich wie andere Bands damals bei manchen Songs mit Bändern arbeiten müssen, die aber im Normalfall nur leise mitliefen. Das ursprüngliche Wembley-Video ist kein Maßstab, denn für das Video wurde die Studiospur nach vorne geholt, was aber nicht dem Konzert entsprach. Ich werde das irgendwann ausführen, hier sind viele Lügen im Umlauf.
Die Konzerte 2001 waren KOMPLETT live und einfach innovativ. Was bloß keiner gemerkt hat, weil’s der gute Jeff nicht an die große Glocke hängt. Schon mal gemerkt, dass Marc Mann keine gewöhnliche Gitarre spielt. Hier ein Auszug aus einem Text von mir:
Und Marc Mann half mit zusätzlichen Keyboards und Gitarrenklängen aus. Doch genügte das wirklich? Wo lag das Geheimnis?
„Ich spiele bei 80% der Songs Gitarre und bei den restlichen Keyboards“, setzte Marc Mann in einem Interview zu einer Erklärung an. „Es sieht nicht gerade nach einer Unmenge an Geräten aus“, gab er zu. Aber der Schein trügt, denn bei den so konventionell wirkenden Instrumenten, die der Technikfreak im Gepäck hatte, handelte es sich in Wirklichkeit durch ihre Kombination mit der Computertechnologie um ganz besondere Innovationen aus den mittleren bis späten Neunzigerjahren. Das wichtigste Arbeitsgerät war vielleicht der VG-8-Gitarrenprozessor: „Ich kann daraus eine große Bandbreite an elektrischen und akustischen Gitarrenklängen hervorzaubern. Und dass ich dabei in der Lage bin, unverzüglich hin- und herzuwechseln, ist entscheidend.“ Ebenso häufige Anwendung fanden ein GR-33-Gitarrensynthesizer (insbesondere für verschiedene Violinen- und Celliklänge) sowie der Roland JV-2080, ein digitaler Synthesizer, der sich gemäß der Devise „ein Synthesizer – viele Sounds“ mit diversen Expansion Boards für typische Synthesizerklänge unterschiedlichster Provenienz füttern ließ. Doch selbst damit nicht genug: Einen weiteren bedeutenden Beitrag zur klanglichen Perfektionierung leisteten eine XP-50-Music Workstation sowie der Roland S-760 Digital Sampler. Die Möglichkeiten der Technologie wurden zweifellos vollstens ausgeschöpft.
4. Nach Wilander versucht Lynne mit „Armchair Theatre“ wieder nur, wie McCartney zu klingen. Er spricht von Pastiche. Auch das stimmt so nicht. Erstens merkt man, dass das Long-Wave-Projekt am RS vorbeigegangen ist, denn sonst würde er wissen, dass Lynnes Einflüsse vielfältiger sind. Armchair Theatre ist vielmehr der Versuch von „Otis Wilbury“, die Prinzipien dieser Supergruppe auf sein eigenes Werk umzusetzen. Es geht auch um Raumsounds; Diedrich Diederichsen, der damals für die Spex schrieb, lobte die innovative, weil systematische Umsetzung der Raumsoundidee. Lynne, der nur ein PaulMcCartney-Imitat ist, das ist schlechte Recherche. Vielleicht war er, was Beatles betrifft, manchmal viel stärker von Lennon beeinflusst. Mit McCartney eint ihn einiges, ich könnte aber auch viele Unterschiede nennen. Ein wichtiger: McCartney’s Neigung zum Fragmentarischen, Lynne’s Neigung zur Perfektion.
Ich verstehe schließlich auch nicht, wieso der RS sich nicht wenigstens mal im Forum kundig macht, bevor solcher Unsinn verzapft wird.
Ergänzend möchte ich noch den leicht veralbernden Ton bemängeln, der den Eindruck aufkommen lässt, Lynne hätte einfach mal so nebenher mit ein paar Null-Acht-Fünfzehn- Songs Geld verdient und es sich ansonsten gutgehen lassen). Und die Klassifizierung als Retroart verkennt den für ELO typischen Spagat zwischen Rückblick und Futurismus. Was auch übersehen wird (mal abgesehen von der bewusst gesetzten Disco-Bemerkung), ist die elektronische Komponente und die immer vorhandene Inspiration durch aktuelle Trends (ohne sie zu imitieren).
Meine Wertung für Wilanders Kritik: **.
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