Re: Electric Light Orchestra (ELO) – Jeff Lynne

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pelo_ponnes

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Also mal ehrlich. Machen wir uns nichts vor. Der große ELO Bombast Sound ist vorbei.
Aber gerade der Bombast Sound hat mich damals in den 70er und Anfang der 80er zum absoluten ELO Fan gemacht.
Was jetzt hier als Bonus auf uns zu kommt, ist eher Durchschnitt und wirklich nur als Bonus zu bezeichnen.

Da bitte ich zu differenzieren. Point Of No Return, das jüngste aufgenommene Stück (und für mich persönlich nachwievor süchtigmachend), geht für meine Ohren SEHR in die Richtung des durchaus noch sehr groß angelegten ELO-Sounds der Mittachtziger. Hört euch das mal mit Kopfhörer an. Da wird nach spartanischem Beginn doch ziemlich schnell ein bombastischer „Streicher/Synth“-Teppich ausgebreitet

Habe mir „One Day“ angehört. Er ist im klassischen Jeff Lynne Stil der letzten Jahre gehalten. Alles auf das wesentliche reduziert, mit den üblichen Arrangement und Instrumenten seines Studios.
Jeff hat den Song bestimmt innerhalb von Minuten geschrieben. Er ist Durchschnitt und wird nie eine Singleauskopplung.
Auch passt „One day“ eher auf „Armchair Theatre“. Der Sound seiner Stimme und Aufbau des Songs ist dem sehr ähnlich.

Ich hab diesen Track (die anderen nicht) auch angehört, und ich stimme zu, dass das nichts mit dem bombastischen ELO-Sound früherer Tage zu tun hat. Aber das Stück stammt ja auch aus Sessions, die sich an die „Zoom“-Ära anschlossen, und deswegen macht es auch Sinn, genau diesen Bonus-Track für „Zoom“ auszusuchen, das ja eben einen organischeren, etwas reduzierteren ELO-Sound etablieren wollte. Nach mehrmaligem Hören muss ich sagen, gefällt das Stück mir richtig gut (dauerte etwas länger als bei Point Of No Return, und das ist ebenso typisch für andere Tracks der „Zoom“-Ära, die sich bei mir alle erst einschleichen mussten und Grower waren.

Ich kann nicht viel mit dem neuen Jeff Lynne anfangen, meine Begeisterung hält sich in Grenzen, mir fehlen die klassischen Elemente, der ELO Bombast.
Der Name „Electric Light Orchestra“ passt auch nicht mehr, wenn man die neuen Songs hört.

Wieso neuer Jeff Lynne? Das sind doch alles keine Arbeiten, die auf die aktuelle Schaffensphase verweisen.

Ich leite übrigens von den Projekten 2012 durchaus eine öffnung hin zum größerangelegten ELO-Sound der alten Tage ab. Point Of No Return, der jüngste bekannte Song als „ELO“, ist nur ein Beispiel. Selbst auf „Long Wave“, das ja bewusst nicht mit dem ELO-Schriftzug veröffentlicht wurde, finden sich erstaunlich viele Referenzen an Klangbilder der früheren Tage, deutlich mehr als auf „Zoom“. Vielleicht sollte man den großen Sound nicht unbedingt beim angekündigten neuen Jeff-Lynne-Album erwarten (er will es ja auch gar nicht als ELO-Album sehen), aber da Lynne ja parallel an verschiedenen Projekten arbeitet, ist es für mich sehr wahrscheinlich, dass es dort für ihn auch unterschiedliche musikalische Leitbilder gibt. Er hat sich geöffnet. Sowohl als auch bzw. Synthese statt Entweder/Oder scheinen sich als Denkprinzip festgesetzt zu haben.

Zuguterletzt: auch ich liebe „Time“ ganz besonders, wie ich immer wieder geschrieben habe. Man sollte aber nicht übersehen, dass der ELO-Sound immer im Wandel war und „Zoom“ nach BOP durchaus ein logischer Schritt, eine neue Facette für ELO war. Nachdem er mit BOP das GEfühl hatte, in einer Sackgasse angelangt zu sein, hatte er vnun neue Motivation. Die neue Idee war eben, die Prinzipien der Nach-ELO-Ära auf ein ELO-Album zu übertragen. Auch für die Streicherkomponente gab es neue Ideen. Zurück zur vororchestralen Phase zwar, aber in anderer Weise, weniger ruppig, sondern stattdessen elegante kleine Streichersektionen und Cellostriche. Diesen Ansatz bei den Streichern hatte Lynne zuvor mit ELO noch nicht ausprobiert.

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