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Für mich ist „Time“ ein geschlossenes Werk, das man von Anfang bis Ende durchhören kann, und The Way LIfe’s Meant To Be fällt dabei keineswegs aus dem Rahmen. Gleich auf mehreren Ebenen qualifiziert es sich als mustergültiger „Time“-Track.
Atmosphärisch und stimmungsmäßig präsentiert das Stück genau jene melancholisch-entrückte, surreale Stimmung, die das Album für mich so attraktiv macht.
Stilistisch passt es trotz seiner Sixties/Spector-Anleihen sehr gut in das Electro-New-Wave-Konzept von Jeff Lynne, das eben nicht eine bloße Nachahmung anderer Bands darstellt, sondern eine Integration neuartiger Elemente in das traditionelle ELO-Klangkonstrukt. Zwei Herangehensweisen ziehen sich dabei durch die ganze Bandgeschichte: erstens war der Sound fast immer geprägt von den beiden Polen modernste Sounds/Techniken und Retro-Elemente. Trotz des überaus futuristischen Gesamteindrucks macht „Time“ da keine Ausnahme. Man kann im Prinzip bei allen Songs auch weiterhin die Einflüsse aus den 60er erkennen. Zweitens hat sich Jeff Lynne immer bei allen Genres bedient und unterschiedlichste Elemente synthetisiert. Was für TWLMTB die spanischen Kastagnetten sind, sind für The Lights Go Down die Reggae-Anleihen und für Hold On Tight der Rockabilly. All dies, und das ist das Besondere, ordnet sich aber dem New Romantics-Wave-Überbau unter, der als Gesamteindruck zurückbleibt, aber sich durch die genannte Offenheit gegenüber an sich anderen musikalischen Bewegungen und dem Festhalten am eigenen traditionellen Sound-Unterbau höchstindividuell ausprägt.
Die Instrumentation fällt ebenso wenig aus dem Rahmen. Auch auf anderen Stücken des Albums sind nicht nur Synthies zu hören, und die dominanten Synthesizer des Albums, Oberheim, Yamaha DX7 und was auch immer, spielen auch auf TWLMTB eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Gesamtwirkung.
Schließlich spiegelt sogar der Text das Time-Konzept besonders deutlich wieder: Der Song enthält einige der Kernbotschaften des Albums, und Zeilen wie „As I wander around this wreck of a town/Where people never speak aloud/With its ivory towers and its plastic flowers/ I wish I was back in 1981“ sind sehr wichtig für das Verständnis des Gesamtkonzepts.
Die Tatsache, dass Volker Lechtenbrink das Stück gecovert hat, darf im Umkehrschluss nicht dazu verführen, zu glauben, dass TWLMTB irgendwie seichter sei als andere Stücke auf „Time“. Im Gegenteil: der Song begeistert mit einer Vielzahl unterschiedlicher Songteile, die kenntnisreich zu einem großen Ganzen zusammengefügt wurden. Das musikalische Arrangement wurde bis ins kleinste Detail ausgetüftelt, wie zum Beispiel die in der Ferne tönenden Quasi-Choreinblendungen zeigen. Achtet schließlich auch mal darauf, welche unheimliche Arbeit Jeff in die genaue Ausarbeitung des Leadgesangs gesteckt hat, wie punktgenau die Intonation ist, gerade im Schlussteil, wo er jedes MMMH/Oooh anders betont.
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