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Jeff und die Gitarre
Ich bin ja wie gesagt kein Musiker, aber sicher ist, dass Jeff Lynne ein ausgezeichneter Gitarrist ist. Neben den genannten Beispielen muss man auch auf seine Zeit vor ELO und insbesondere bei den Idle Race hinweisen. Jeff Lynne hatte damals unter anderem von seinem Vorgänger eine Technik erlernt, die zu einem Violinengitarresound führte. Nur machte Lynne viel mehr daraus und entwickelte das Ganze innovativ so weiter, dass es Presseberichte gab, wo er erklärte, wie er das machte und Leute wie BRian MAy Anschauungsunterricht bei Konzerten nahmen. Ich habe schon den Artikel gepostet, in dem seine ehemaligen Mitstreiter sagten, dass Lynne damals ein absoluter Gitarrenvirtuose war, der aber immer dazu überredet werden musste zum Gitarrensolo.
Später in den 70ern meinte Lynne dann, dass sein Hauptaugenmerk der Songschreiberei gelte. Mit ELO stünden Streichinstrumente im Mittelpunkt, und die Taktik sei es, diese in den Mittelpunkt zu stellen. Also weniger Gitarre, mehr Streichersolos. Gitarrensolos würden ihn eher langweilen. Es gäbe etwa 2 Arten, und er kenne sie beide.
Fazit: die Tatsache, dass Jeff auf vielen ELO-Platten seine Gitarren nicht in den Mittelpunkt stellt, kann man nicht als Beleg dafür anführen, dass er limitiert war. Nein, er hatte seine Songvisionen und setzte die GItarre immer ganz im Sinne dieser Vision ein, wobei eben oft kein PLatz für virtuose Gitarrenakrobatik war.
ELO und kommerzielle Zwänge
Zunächst einmal glaube ich herauszulesen, dass du der Auffassung bist, Lynne hätte wohl mehr auf Gitarre gesetzt, wenn er hätte frei entscheiden können. Das sehe ich nicht so. Wenn man liest, wie Lynne Anfang der 70er begeistert von seinem neuen Moog-Synthie berichtet, wird verständlich, warum er zunehmend auf Keyboards setzte. Er interessierte sich für neue Klänge, und die Möglichkeiten der Synthesizer faszinierten ihn zweifellos in dieser Hinsicht. Bei Secret Messages kam dann ein gewisses Umdenken. Jeff hatte wieder Spaß mit seiner Gitarre und eine neue Konzeption der Einbettung der Gitarrenklänge in Synthesizerteppiche.
Sicherlich hat die Plattenfirma einen Einfluss auf Jeff versucht auszuüben, doch mit Ausnahme von Balance of Power, welches erst gitarrenlastiger war, glaube ich, dass Jeff immer die Musik mit ELO machen konnte, die er gerade wollte. Sicher nicht in dem Sinne „jetzt packe ich mal eine akustische Nummer drauf“. Wohl aber im Rahmen des ELO-Konzepts. Als Star Wars kam, wollte die Plattenfirma sicher auf den Zug aufspringen, aber für Lynne dürfte dies kein Problem gewesen sein, da er ja ohnehin Sci-Fi mochte. Also war es einfach immer eine interessante Herausforderung für ihn. Wie kann ich neue Strömungen so in mein Konzept einbauen, dass am Schluss was dabei rauskommt, was ich selbst klasse finde. Genauso Discovery. Ja, die Plattenfirma wollte bestimmt ein bisschen Disco, aber Jeff hatte ja schon vorher auf Disco gestanden und Soloscheiben aufgenommen. Jetzt war es eine willkommene Herausforderung, auf der Suche nach neuen Wegen das in den ELO-Sound zu integrieren. Was Stücke betrifft: Klar, die Plattenfirma forderte nach Hold On Tight sicherlich eine ähnliche Nummer, und Jeff kam dann mit Rock ’n‘ Roll Is King. Aber dass das damals nicht wirklich seine Musik gewesen wäre, glaube ich nicht. ER hat die Herausforderung angenommen, so nach dem Motto: gut, dann schaue ich mal, dass ich noch einen Hammersong dieser Art hinkriege.
Also: Im Rahmen des ELO-Konzepts hat Lynne in der Regel schon die Musik gemacht, die er zum jeweiligen Zeitpunkt vorhatte (mit Aussagen aus der Rückschau muss man bei ihm sehr vorsichtig umgehen), nur irgendwann hatte er vor, mal was anderes zu machen als immer nur ELO, da er noch andere Musik mochte, die sich mit ELO nicht verwirklichen ließ.
Ansonsten: warum Grandaddy und ELO gegeneinander ausspielen? Sind beide auf ihre Art toll.
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