Re: Electric Light Orchestra (ELO) – Jeff Lynne

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pelo_ponnes

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@moviegeorg

Auch aus meiner Sicht ein paar Anmerkungen:

erstmal sorry für meinen Posting – ich will niemanden auf Fuss treten – aber : ich staune, wieviel Beiträge hier für soo eine Band geschrieben werden können !!!
Hut ab vor Talent eines Herrn Lynn – und Einfallsreichtum eines Hernn Wood !!! – die Wizard Platten kann ich nur empfehlen !!!
Aber – ausser paar TOP Seller und Singles von ELO – es war hervorragende Pop Musik – und sonst ???

Erstens einmal scheinst du von der Prämisse auszugehen, dass Pop im Vergleich zu Rock minderwertig ist. Ich verwende den Begriff „Pop“ nicht in diesem Sinne, sondern als Stilbegriff, der im Gegensatz zu Rock mit seiner Rauhheit und Verzerrten Gitarren eher Eleganz, kristallklaren Sound, Melodie, Studiotüftelei und kompakte Songstrukturen betont. Dazwischen liegt irgendwo der Poprock. Pop ist einfach eine andere DIsziplin, aber nicht besser oder schlechter als Rock. Diese Begriffe sehe ich ohnehin eher als Hilfsmittel zur Beschreibung des Sounds an, wobei ich nicht wirklich in Schubladen denke. JEff selbst will ja von einer Kategorisierung nicht wirklich was wissen.

Zweitens würde ich vieles von ELO eher im Bereich Poprock ansiedeln. WEnn du nur „Xanadu“ und „Discovery“ kennst, kennst du ELO nicht. DEr Sound der Band ist eigentlich einer der vielseitigsten überhaupt. Die ersten Alben sind definitiv Heavyrock. UNd hör‘ dir mal „Live at the BBC“ oder „The Light The Night Went On In Long Beach“ an. Also, da geht’s ab.

[Quote] Wer hört es sich noch an ???

Der ME hat kürzlich festgestellt, dass ELO eine der am meisten zitierten Bands sind, und da liegt er nicht so falsch. In manchen Kreisen gilt ELO als uncool, aber bei vielen gegenwärtig hochangesehenen Musikgrößen, auch im Progbereich, geniessen ELO Kultstatus. Porcupine Tree ist sicherlich nicht im klassischen Sinne Prog, geht aber in diese Richtung. In dieser Szene eine der zur ZEit am bekanntesten Bands. Und Steven Wilson listet mehrere ELO-Alben unter seinen LIeblingsplatten.

Im übrigen: als Prog Fan solltest du mal in die frühen ELO-Sachen reinhören.

Selbst ich – (auch) ein bekennender Fan von guter Pop Music – ausser Megamix (Don„t bring me down) vermisse ich von ELO kein Stück (und da hat es mir „Time“ 1980 echt gefallen …)

Aber – ich höre auch qualitativ gute pop-music ((ABC, Bee Gees (Megamix – sat. night fever), P. Hernandez, A. Lear !!! – sogar Boney M. – Gotta go home – Maxi, P. Benatar, uns soo viele …)) – und, da ist – sorry – kein Platz für ELO dabei !!!

Dass du nichts von ELO vermisst, liegt vielleicht auch daran, dass du dir noch nicht allzu viel davon angehört hast. Das sehe ich schon daran, dass du „Time“ von 1980 listest. Entweder du meinst den großartigen Alan_Parsons-Track, oder du hast dich im Jahr geirrt. Wie ich bereits gesagt habe an anderer Stelle: Radiohörer können nur einen oberflächlichen Eindruck von ELO gewinnen: das richtige ELO-Erlebnis erschließt sich erst, wenn man die Songs in ihrem Kontext hört, zusammen mit den vielen unbekannten Songperlen, die die Band wiederum in einem ganz anderen Licht zeigen.

Auch ich höre gerne einige der von dir genannren Popbands. Kenne das Meiste von Boney M und Bee Gees und finde vieles toll. Auch P. Hernandez ist mir ein Begriff, zumal ich die Discoära in ihren guten Momenten schätze. „Follow Me“ oder so ähnlich von Amanda Lear ist auch eine interessante Produktion; wobei sie aus meiner Sicht aber auch oft schwächelete, Queen of China Town oder sowas ist für mich keine GLanzleistung, sondern klingt für mich billig. Außerdem war die doch nur ein optisches Aushängeschild. Selbst Boney M und Bee Gees, wirklich tolle Popbands, können meiner Ansicht nach aber Jeff Lynnes Produktionen nicht das Wasser reichen. Erstens fehlt es an Konsistenz. Richtige Alben haben die nicht hingekriegt. Zweitens ist die Bandbreite von Jeff viel größer. Und was Jeff so im Studio angestellt hat, da kommen die Produktionen der Bee Gees und von BOney M/Farian doch nicht ganz mit, aus meiner Sicht. ABBA hat im Bereich Pop vielleicht ähnlich starke Produktionen abgeliefert wie ELO, war allerdings auch stärker auf einen Sound festgelegt als ELO. Rock ging da gar nicht bei den Schweden.

Dass die ELO Fangemeinde wächst – es freut mich; – jeder soll die Musik von seinem eigenem Standpunkt (und Entwicklungsstufe) betrachten; für mich – bis dato bekanntem Material von ELO gibts einfach nichts, was ich mir noch anhören würde – dass heisst aber nicht, ich würde es für schlecht empfinden … – jedem halt das seine !!!

Noch eine Bemerkung zu ELO (sei es mir erlaubt) – der Roy Wood war das progressive ELO Teil in meinen Augen; der Jeff Lynn sorgte – neben einem Riesentalent – für gute Vermarktung !!!

Jeff Lynne und Talent für Vermarktung? No way. Bev Bevan war gut in Sachen Promotion.
Ich halte Roy Wood auch für ein musikalisches Genie, aber Jeff Lynne war auch am Anfang in THe Move nie der Handlanger von Roy Wood. Lynne hat das damalige Konzept mitgetragen und Roy Wood sogar neue Impulse gegeben. Lynne war es auch, der dafür gesorgt hat, dass mehr Wert auf die Studioarbeit gelegt wurde. Dieser MIst, dass Lynne die Move zerstört hat oder den Move ihre Rauheit genommen hat, ist Blödsinn. Ja, er hat das ELO-Projekt vorangetrieben, aber Roy Wood wollte das ja selbst und brauchte halt mit Jeff einen, der ihn dazu antrieb, es nun endlich anzupacken. „Looking On“ ist das härteste und progressivste Movealbum. Danach wollten sie halt was anderes machen mit Message. Zitate aus dem neuen „Looking On“ – Booklet zur Verdeutlichung.

Jeff Lynne damals: „There’s much more variation in The Move’s music now … THe LP is going to help people realise this. We’re not deliberately trying to get the underground audiences. It’s just that the stuff that Roy and I are writing is different to what THe Move used to do when Carl was with them.“

Rick Prize: „Jeff was never the underdog,“ recalls Rick Price. „They shared the production. My feeling was that Roy might have been finishing off some of his songs for him, and he was happy, too, but from the start Jeff was very much in charge of his own work.“

„Jeff was great for Roy, especially in the early months,“ says Move bassist Rick Price. „His arrival sent Roy in a completely new direction.“

Neben der Tatsache, dass Lynne voll hinter dem progressiven Ansatz der Band zu Beginn stand und erst später davon genug hatte, möchte ich zweitens betonen, dass Lynne bei seinen späteren ELO-Produktionen immer eine progressive Haltung eingenommen hat, wenn man Prog im weiteren Sinne versteht. Lynne fand seine ganz eigene Nische. Er suchte immer nach neuen Ausdrucksformen. Er zeigte einen innovativen Ansatz im Umgang mit Multitracking, Studiotechnologie oder dem Einsatz elektronischer Keyboards. Und was ich immer wieder herausstelle: ich kenne keine andere Gruppe, die so sehr versucht hat, statt in die Länge (wie beim klassischen Prog) in die Tiefe zu gehen. Die Dreidimensionalität und Dichte des Sounds, das detailreiche Arrangement …

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