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Den Lindenpark in Potsdam hatte ich mir größer vorgestellt, aber voll war er und die jungen Hühner, die ich zum Einlass stöckeln sah, waren dann glücklicherweise doch nur eine unbedeutende Minderheit im Publikum.
Über Bernd Begemann hatte ich bisher einiges gelesen, jedoch noch nie einen Song gehört und so war er für mich die Überraschung des Abends. Ich kenne die Songtitel nicht genau, er war jedenfalls rasiert und hatte seinen besten Anzug an, forderte Judith auf, unbedingt ihren Abschluss zu machen (sicher ist sicher), sang über St. Pauli und kam mit so wunderbar pragmatischen Vorschlägen daher, wie: „Bis du den Richtigen triffst, nimm mich.“ Seine Songtexte amüsieren, weil sie die großen kleinen Geschichten erzählen, mit einem Hang zur Banalität des Alltags, verpackt in unbeschwerte und doch sehr weise Worte. Seine Band bestand aus einem Keyborder, einem Drummer und einem weiteren Gitarristen. Ich verstehe eigentlich zu wenig davon, aber ich glaube, sie waren gut.
Zwischen den Songs sprach Begemann viel mit uns und seiner Band und häufig auch einfach mit sich. Gerne lobt er sich selbst und seine Lieder, aber auf eine so sympathische Art und Weise, dass man nichts anderes möchte, als ihm einfach nur Recht geben.
Nach einer halben Stunde Umbau kamen Kettcar auf die Bühne, der Opener war ein Song des neuen Albums, dessen Titel ich nicht kenne. Wenn ich mich recht entsinne, dankten sie darauf erst mal der Academy und spielten dann „Balkon gegenüber“. Als das Publikum allein die letzte Zeile sang oder besser schrie, rief Marcus Wiebusch „Jetzt haben wir sie“ und legte nach mit „Landungsbrücken raus“. Jaja, sie hatten uns und das war auch gut so, denn später hätten sie es möglicherweise nicht mehr geschafft.
Das Publikum war textsicher und alle Songs des Debut-Albums wurden euphorisch mitgesungen. Dies fiel nicht schwer und wir verpassten keinen Einsatz, denn Kettcar blieben viel zu nah an ihren Album-Versionen und wirkten manchmal, wie ihre eigene Coverband. Sie spielten mit Spaß und mit Kraft und sie spielten sicher gut. Minutenlange Improvisationen hatte ich auch nicht erwartet. Aber dennoch fand ich es irgendwie ein kleines bisschen zu einfallslos für ein Live-Konzert.
Aus dem ersten Album gab es folgende Titel: ausgetrunken, money left to burn, wäre er echt, landungsbrücken raus, balkon gegenüber, jenseits der bikinilinie, im taxi weinen und ich danke der academy. Aus dem neuen Album gab es auch ein paar, so richtig hängengeblieben ist bei mir nichts. Lediglich die letzte Zugabe, eine schöne Ballade über eine offenbar glückliche Liebe, hat mich dann zu guter Letzt doch noch sehr berührt.
Bernd Begemann war eine echte Bege-gnung :lol: und es war ein sehr schöner Abend. Und wie das mit den Überraschungen eben so ist: Sie sind nicht da, wo man sie erwartet.
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