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Wayne Fontana And The Mindbenders: The Game Of Love / Since You’ve Been Gone 1965 UK-fontana
Auch die Band um den Sänger Wayne Fontana war am Mersey zu Hause, allerdings in Manchester. Von hier aus hatte sie bis dato keine allzu großen Erfolge verbuchen können, keine ihrer Singles hatte die Top 20 erreicht. Mit dem Clint Ballard-Song allerdings gelang ihnen das mühelos. The Game Of Love war 1965 auf beiden Seiten des Atlantik ein Riesenhit (UK #2, US #1), nur in Deutschland kam es kaum in den Top 20. Ein Hit mit Ansage, so gut war er gemacht, obwohl der Song als solcher kaum etwas hermacht. Kein Refrain, kaum Melodie, aber die Umsetzung war absolut genial.
Das beginnt mit dem Intro. Acht Takte lang verdichtet sich der Rhythmus vom einfachen Viererbeat der Drums durch Hinzufügen von Bass, Rhtyhmusgitarre etc. zu einem komplizierteren Geflecht, was dann als Grundlage für den Gesang dient. Während der Gesangszeilen erfolgt eine weitere Steigerung, die in eine Generalpause mündet mit der Auflösung in der titelgebenden Zeile: The Game Of Love. Dabei wird das „Love“ von einem tiefen Bass gesungen, was einen beinahe novelty-haften Charme hat. Eine Art Bridge, bei der Bo Diddley deutlich Pate gestanden hat, folgt, bevor das Spiel von vorn losgeht. Die Wiederholung der Bridge etwas später enthält weitere musikalische Schmankerln. Bass und Rhythmusgitarre sind ohnehin während des ganzen Tracks von allererster Güte und der Gesang der Backgrounddamen ist allein einen eigenen Hördurchgang wert. Eine fantastische Produktion, die nirgendwo aufgesetzt wirkt, sondern sich absolut organisch aus dem Song heraus entwickelt. So werden Hits gemacht.
Die Flipside ist nicht nur wegen der Gitarre ebenfalls ausgesprochen hörenswert.
(·) Wie obige andere ist auch diese Single in der UK-Version einigermaßen leicht zu bekommen. Die dt. Starclubpressung ist da deutlich seltener und teurer.
Migil 5: Mockin’ Bird Hill / Long Ago And far Away 1964 D-vogue
Die Beatles und Stones hatten eingeschlagen, alle Welt sprach vom Beat, das gesamte Business wollte möglichst reichlich vom Kuchen, bevor der Boom womöglich zu Ende ging. So auch Pye. Eine der großen Companies im UK, die mit den Searchers schon eine Band ganz vorn platziert hatte. Aber es fehlte ihnen etwas die zweite Reihe, die Kinks waren noch nicht am Start und so brachte man eher aus Verlegenheit im Frühjahr 64 auch so etwas wie diese Platte auf den Markt. Ohne große Werbung, wie sollte sich auch ein solch altertümlich daherkommendes Stückchen Musik einer Band, die eher im Jazz zu Hause war, verkaufen. Und, welch Wunder, es schlug sofort ein und erreichte locker die Top 10 und wurde sogar bei uns veröffentlicht.
Es fällt etwas schwer, sich dazu zu bekennen, aber Mockin’ Bird Hill hat definitiv etwas. So kinderlied-banal die Melodie scheint, so belanglos es instrumentiert ist, so altbacken jumpend es sich in die späten Vierziger zurückzuspielen scheint, so sehr kann man sich doch dem Charme dieser kleinen Preziose nicht entziehen. Man spürt während des ganzen Tracks, da ist schieres Understatement zu hören, da sind Musiker am Werk, die nicht ansatzweise ihr technisches Können zeigen, aber sehr genau wissen, wie sehr Reduktion auch Wirkung zeitigen kann. Schon beeindruckend wie unbeirrt, trocken und stur die Offbeat-Schläge durchgehalten werden, beinahe wie bei den frühen Ska-Titeln aus Kingston-Town.
Die Rückseite legt in der Hinsicht noch einen leichten Zahn zu, ist weniger melodisch, hat das noch bessere Sax-Solo und ist deshalb mindestens so hörenswert. Gute Laune garantiert.
(·) Es dürfte kein Problem sein, eine UK-Copy dieser Single zu bekommen, die dt. Pressung ist in perfekter Erhaltung allerdings deutlich seltener. Viele sind ziemlich abgenudelt, da Mockin’ Bird Hill auch als Partyhit taugt.
Ich sehe gerade im RRPG, dass die Band noch einige Jahre lang existiert haben muss, ich selber habe aber nie mehr als diese eine Single von ihnen besessen.
The Escorts: The One To Cry / Tell Me, Baby 1964 UK-fontana
Diese Single besitze ich erst seit kurzer Zeit, gesucht habe ich sie aber seit vielen Jahren, exakt seitdem ich Yo La Tengos Cover von The One To Cry auf Fake Book erstmals hörte. Sie halten sich übrigens eng an das Original. Ich kannte den Track vorher nicht.
Die Escorts stammten aus Liverpool und konnten in den Charts praktisch gar keine Furore machen. The One To Cry kratzte gerade einmal zwei Wochen auf #49 an den Top 50. Ihre bekannteste Single dürfte aber das auch in Deutschland auf Starclub veröffentlichte Cover von Dizzy Miss Lizzy sein, das sie vor den Beatles aufgenommen hatten.
The One To Cry ist einer meiner großen Merseybeat-Fave-Tracks geworden. Ein wunderbar locker leichtes Arrangement, mit einem Song, den man kaum genug rühmen kann. In weniger als zwei Minuten lässt er uns teilhaben an den Zweifeln des Sängers, der sich zwischen Tränen der Trennung auf der einen oder Vergebung auf der anderen Seite nicht zu entscheiden weiß. So prägt das häufig wiederholte Cry cry cry cry den Song von Beginn an. Man mag einwenden können, zu sehr, aber die feine Stimme des Sängers, die unglaublich zurückhaltenden Harmonies machen jeden gesungenen Ton zu einem puren Vergnügen. Der spätere Hollie Terry Silvester war übrigens Mitglied der Band und gibt hier ein kurzes flockiges Solo zwischendurch.
Ein großartiger Track, Merseybeat zwar, aber auf sehr eigene Weise. Insgesamt eher irgendwo jenseits von Raum und Zeit, so vollkommen erscheint er mir.
Tell Me, Baby ist ein langsamer, mit seinem Gesang und seiner Melodieführung dann doch eher klassischer Merseybeat-Track. Natürlich ausgesprochen hörenswert.
(·) Der RRPG siedelt den Wert bei 25 Pfund an. Bei Gemm werden schlechter erhaltene Exemplare deutlich teurer angeboten. Ich habe meines mit viel Glück für weniger erstanden.
Today’s Tops:
1 Escorts ****1/2
2 Mindbenders ****1/2
3 Merseybeats ****1/2
4 Mann ****1/2
5 SBJ ****1/2
6 Kramer ****1/2
7 DC5 ****1/2
8 Ravens ***1/2
9 Migil 5 ***1/2
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FAVOURITES