Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Lee Dorsey: Working In The Coal Mine / Mexico 1966 US-Amy

Die Karriere von New Orleans-Star Lee Dorsey, der damals nach seiner Boxerkarriere schon einige Jahre im Geschäft war und 1961 z.B. Ya Ya geschrieben und zum Hit gemacht hatte, bekam um die Mitte der 60er durch die Zusammenarbeit mit Allen Toussaint einen neuerlichen Kick mit einer Serie ganz feiner Hits wie Ride Your Pony, Holy Cow oder eben Working In The Coalmine.
Trocken wie Kohlenstaub beginnt die Aufnahme, drum and bass. Allein die wenigen Takte des Intros sind schon allerbestes Toussaint’sches engineering. Was dann folgt, fügt nur wenig Dramatisches hinzu. Ein bisschen Gitarre, ein paar Bläser, Backgroundsänger, die gebetsmühlenartig den Titel wiederholen, und ein Soul-Sänger, der sich sehr zurückhält in diesem ständig wiederkehrenden Roundup aus wenigen Melodie- und Arrangementfragmenten. Alles ausgesprochen gezielt eingesetzt und punktgenau platziert. Keine musikalische Kolorierung, kein Coalminer-Pastell, sondern schlichtweg die Musikwerdung von Working In The Coal Mine. Unübertroffen perfekt.
Mexico ist natürlich leicht latino-angehaucht, aber in seiner präzisen Ausarbeitung ebenso sehr ein Toussaint-Werk, wie es in seinen rhythmischen Finessen auch New Orleans ist.
Eine großartige Single.
(·) Die Single dürfte für 10 $ noch zu bekommen sein.


The Monkees: I’m A Believer / (I’m Not Your) Steppin’ Stone 1967 D-RCA
Vom Orgel-Intro reicht weniger als eine Sekunde, um das Stück zu identifizieren. Dass Neil Diamond ein ähnliches auch bei seiner Originalversion benutzte, hebt seine Bedeutung noch hervor.
I’m A Believer war der zweite und wohl größte Hit der damals so viel gescholtenen Retorten-Monkees. Sessionmusiker hatten ihren Hauptanteil daran, die Monkees steuerten nur die Vocals bei. (Erst in der Folge bekamen sie dann auch als Musiker einen größeren Anteil an ihrem musikalischen Output.) Boy Group einmal anders, nicht als Mädchenkiller, sondern mit viel Selbstironie und einem Schuss Anarchie und Flapsigkeit (in der Folge der Beatlesfilme) ausgestattet. Ein wunderbares Produkt aus Marketing und sorgfältiger Studiokunst. Kein Wunder auch, dass gerade I’m A Believer kaum verändert die Grundlage für die Abschlusssequenz des ersten Shrek-Film ist.
Und dennoch, wie sehr wird diese Aufnahme nicht auch von den Vocals des Drummers Micky Dolenz getragen. Und wie viel von der Frische und Unbekümmertheit der vier jungen Burschen liegt nicht in diesem Track.
Welches Potenzial im Hintergrund vorhanden war, zeigt auch die Rückseite; ebenfalls ein formidabler Hit. So können einige ihrer Singles durchaus als double-a-sides durchgehen, so viel erstklassiges Material war vorhanden. Und dennoch habe ich nie eine Monkees-LP besessen, sondern mich immer nur mit den Singles begnügt.

(·) Häufig.


The Moody Blues: Nights In White Satin / Cities 1967 UK-Deram

Diese Single war der endgültige Durchbruch der vormaligen R&B-Band, die in den Jahren nach ihrem ersten Hit Go Now (1964) kaum noch jemand hören wollte. Erst ’67 schlugen sie dann jene Richtung ein, die ihnen die internationalen Millionen brachte, und Nights In White Satin war der grandiose Auftakt dazu.
Ich war 14 und alle ersten Lieben schienen in dieser Platte zu Musik geworden. Die unerreichbar Ferne, die sanft schmusend Nahe, die unnahbar Schöne, die versteckte Zärtlichkeit der Wilden und natürlich die eigene Verlorenheit in den Widersprüchen des Seins, egal, Nights In White Satin passte immer. Als ich den Song dann wenig später selbst zum Besten geben wollte, war jede Romantik dahin. Das Original blieb unerreicht und sein Weltenseufzer ewig uneingelöst.
Es ist ein toller Track, ein toller Song. Muss man mehr drüber sagen?

(·) Die Single ist, in welcher Auflage auch immer (sie wurde seinerzeit immer wieder nachgepresst), recht leicht zu bekommen. Allerbester Zustand dürfte allerdings ein Problem sein. Ich besitze sie deshalb derzeit gar nicht als dt. Pressung, sondern nur in dieser UK-Version.

Today’s Tops:
1 Four Seasons
2 Dorsey
3 Moody Blues
4 Monkees
5 Herman’s Hermits
6 Kingsmen

PS: Kommentare von Gastlesern gern auch an otis-online@gmx.de

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