Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #59


The Animals: Don’t Bring Me Down / Cheating 1966 D-Decca

Ihre ersten großen Hits hatten die Animals auf Columbia mit Mickie Most als Manager und anfangs noch unbekanntem Producer. Nach der Trennung von Alan Price und dann auch von Most und EMI/Columbia -die Band soll mit der mehr und mehr auf Mainstream ausgerichteten Produktion und Songauswahl von Most nicht mehr zufrieden gewesen sein- nahm man für Decca zwei Singles auf, wovon dieses die zweite ist, gleichzeitig auch das letzte Lebenszeichen der Band. Ein würdiger Abgang. Danach machte Burdon mit anderen Besetzungen weiter.
Ich habe die Platte sehr gemocht. Mit ihrer sirrend fuzzigen Gitarre war sie einerseits unüberhörbar damals, gleichzeitig stand der recht zurückhaltende, stellenweise gar zartfühlend anmutende Gesang Eric Burdons in spannungsreichem Gegensatz dazu und wusste zudem die Erwartungen überaus angenehm zu enttäuschen. Und natürlich stellte dieser Goffin/King-Song den etwas vordergründig gestrickten Riesenhit It’s My Life aus dem Herbst zuvor allemal in den Schatten. Eine feine Sache.
Auch Cheating gefällt als R&B-Stück ungemein. Es ist recht eigenständig jenseits aller Schablonenhaftigkeit gemacht und hat dennoch das gehörigen R&B-Feeling.

(·) Mit 10-15 Euro sollte man rechnen müssen.


Primal Scream: Crystal Crescent / Velocity Girl 1986 UK-Creation

Diese Single hat mich Zeit und Nerven gekostet.
Zwischen ´84 und ´86 machte wieder einmal so etwas wie Britpop auf sich aufmerksam. Zunächst zaghaft noch fand er dann aber bekanntlich 1986 seine allgemeine Akzeptanz mit dem legendären C86-Kassetten-Sampler, der vom NME vertrieben wurde, weshalb manchen Bands heute noch das Etikett „C86“ anhaftet.
Das Creation-Label von Alan McGee war eines der frühen, das sich in diesem Bereich hervortat. Die ersten Singles von Jesus & Mary Chain, Biff Bang Pow, Primal Scream, Jasmine Minks etc. erschienen hier. Ich hatte die ersten zwanzig bis dreißig Creation-Singles damals fleißig gesammelt, weil mir dieser Indie-Touch gefiel, sie einige Jahre später aber alle wieder verkauft.
Um diese Single tat es mir schon sehr bald furchtbar leid und ich bemühte mich sie wiederzubekommen. Habe lange gesucht, bis ich entdeckte, dass ich auf der völlig falschen Fährte war. Ich war dummerweise immer davon ausgegangen, dass Velocity Girl die A-Seite gewesen sei und hatte mich entsprechend umgeschaut. Denn genau diesen Track musste ich unbedingt besitzen.
Es ist nur ein ganz winziges, 1:15 langes kleines Liedchen, um das es geht, wobei der Vocal-Teil gar nur drei Viertel des Ganzen ausmachen mag. Aber welch einem genialen Songaufbau dürfen wir zuhören. Zwei Strophen und eine steigernde Bridge lassen uns teilhaben an dem kurzen flüchtigen Wiedersehen mit einem Girl, mit dem er nichts mehr zu tun haben will. Das Ganze mündet in einem dreimaligen „leave me alone“, das die kleine kurze emotionale Aufregung genial auflöst und dies auch musikalisch auf den Punkt bringt. Das instrumentale Nachspiel verleiht der endgültigen Loslösung dann noch einmal besonderen Nachdruck und das war’s dann auch. Absolut grandios.
Klar, eine A-Seite gibt es auch noch. Sie ist sehr gut. Hat jedoch keine Chance gegen das Velocity Girl. Wenn man will, mag man hier ansatzweise die späteren Primal Scream von Screamadelica heraushören können.
Selbige LP brachte Creation einige Jahre später an den Rand des Ruins, was Oasis kurz darauf dann allemal wieder ausbügeln sollten. Für McGee wohl lebenslänglich. Ein gerechter Lohn für einen wie ihn.

(·) Wenn man richtig sucht ;-), findet man die Platte für ein paar Pfund.


Magneta Lane: The Constant Lover / Cheap Linguistics 2005 UK-paperbag

Und dann gab es da im letzten Jahr noch eine Single, die mir leider erst im Januar ins Haus kam und allemal in meine Top5 des letzten Jahres gehört.
Drei Mädels, die hier den ultimativen Girlgroup-Track des letzten Jahres abliefern. Beeindruckend das beim ersten Hören zunächst noch etwas eigenartig anmutende Songwriting, das aber spätestens beim zweiten Mal einen zwingenden Flow bekommt. Dann der coole Gesang von Lexi Valentine, abgebrüht und mädchenhaft zart zugleich, irgendwo zwischen Patti Smith und blonder Unschuld angesiedelt. Das alles ist unterlegt mit einem punkigem drive und sägend schrammelnder Gitarre, dass es eine wahre Freude ist.
Die Rückseite erreicht verständlicherweise nicht die Klasse von Constant Lover.

(·) Habe erst heute entdeckt, dass die Single hinten mit Silberstift nummeriert ist, was auf eine Auflage von lächerlichen 250 Stück schließen lässt. Kann das kaum glauben. Wohl dem also, der eine hat oder noch eine bekommen kann.

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