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Sandie Shaw: Girl Don’t Come / I’d Be Far Better Off Without You // Gotta See My Baby / Talk About Love 1964 F-Vogue
Wie dem Cover zu entnehmen ist, fiel die Veröffentlichung dieser EP in die hohe Zeit des Surf, sind auf dem Sleeve doch alle Titel als Surf ausgewiesen (ich erwähne es, falls es nicht gut lesbar sein sollte). Aus jener Zeit gibt es aus Frankreich z.B. auch Searchers-EPs, die mit großem „Surf“-Aufdruck als reine Surf-Platten verkauft werden wollten. So viel zur musikalischen Artenkunde unserer Nachbarn.
Dennoch habe ich diese EP hier aufgenommen, da sie zum einen ein wirklich schönes Sleeve hat, zum anderen ein paar frühe Sandie-Aufnahmen enthält, die allemal der Vorstellung wert sind.
Die A-Seite entspricht den Tracks ihrer dritten UK-Single, wobei Girl Don’t Come sicher zu ihren stärksten Aufnahmen insgesamt zählt. Aber auch I’d Be Far Better ist eine sehr schöne, langsame Nummer („Slow Surf“), auf der Sandie ihre Stimme recht gut zur Geltung bringen kann. Keine Spur von „Stimmchen“, da passt alles.
Auf der Rückseite finden sich zwei weitere Chris Andrews-Songs, beide ihrer ersten LP entnommen. Beide sehr motown-girlish, sehr stomping, beide sehr, sehr gut. Weiß jemand, wer auf Gotta See My Baby das für damalige Zeiten durchaus heiße Gitarrensolo spielt?
Da eine I’d Be Far Better-Single mit Hülle nur schwer zu bekommen ist (es gibt davon, soweit ich weiß, keine deutsche, sondern nur eine holländische Ausgabe mit Hülle), ist diese EP hier ein wunderschöne Alternative, zumal zusätzlich zwei Tracks der LP enthalten sind, die dort zu den besten gehören.
(·) Kann über Seltenheit und Preis nichts sagen. In jedem Fall nicht leicht in Mint zu bekommen.
Tindersticks: Kathleen / Summat Moon // A Sweet Sweet Man / E Type Joe 1994 Uk-Rough Trade
Eine der großen Singles der 90er, damals auch als 10“ veröffentlicht. Sie hat insgesamt eine Spielzeit von ca. 16 Minuten, was natürlich nur geht, weil sie mit 33 rpm daherkommt.
Kathleen ist der großartige Townes Van Zandt-Song, der hier in raumgreifender Endgültigkeit zelebriert wird. Vom verhaltenen Beginn bis zum musikalisch dicht gewebten Ende ein Hörerlebnis sondergleichen. Text und Melodie scheinen für Staples maßgeschneidert. Die Tindersticks schaffen es, mit zunächst nur ganz wenigen Mitteln das Ganze in seiner Langsamkeit nicht nur zusammenzuhalten, sondern geradezu zwingend notwendig erscheinen zu lassen. Wunderbar auch die Solo-Violine mit ihren klugen musikalischen Kommentaren. Im zweiten Teil wird das Arrangement nach und nach dichter, bis die Aufnahme in einer langen, wunderschönen Coda mit harmonisch z.T. recht freien Einwürfen und sich stapelnden Klängen ein eindrucksvolles Ende findet.
Summat Moon und E Type Joe sind sehr eigenständige und überaus hörenswerte Instrumentals, die eindrucksvoll belegen, dass dieses Genre auch heute noch jenseits von Chill Out und Lounge, von Techno und Electronic im Popbereich seine wesentliche Daseinsberechtigung hat.
Sweet Man entstammt der ersten LP.
(·) Die Single ist nummeriert und dürfte ein Auflage von 3000 gehabt haben, weswegen sie mit ca. 20 –25 Euro dementsprechend teuer ist. Hätte ich die Wahl, würde ich die 10“ vorziehen, da sie der Single klanglich deutlich überlegen sein dürfte. Die dürfte aber das Doppelte kosten.
The Searchers: Play The System: The System / This Empty Place // Sea Of Heartbreak / Can’t Help Forgiving You 1964 UK-Pye
Diese Platte ist das oben angekündigte Beispiel für ein EP-only-release. Und was für eines.
Für den Soundtrack des Films The System (mit Jane Merrow und Oliver Reed, siehe Coverfoto, weiß sonst nichts darüber) hatten die Searchers einige Tracks beigesteuert, die hier exklusiv veröffentlicht wurden. Die Platte enthielt also keinen Single-Hit und musste sich ganz auf ihre eigenen großartigen Qualitäten verlassen, was eigentlich kein Problem hätte sein dürfen, aber sie kam nur bis auf Platz 11 der EP-Charts. Ein Single-Hit hätte ihr sicher mehr Aufmerksamkeit beschert. So ist The System eine der schönsten und eigenständigsten EPs, die ich kenne. Für Searchers-Verhältnisse liegen die vier Tracks von der Produktion her atmosphärisch und soundmäßig sehr dicht beieinander, was ihnen eine ganz wunderbare Geschlossenheit verleiht.
Das erste Stück The System hätte auch als Single durchaus Hit-Chancen gehabt. Es bildet mit seiner catchy Melodielinie, seinen zwingenden Harmonien und seinem speziellen drive den Auftakt zu einer Reihe von vier Songs, die allesamt wohl zu den 20-30 besten Searchers-Aufnahmen zu zählen sind. This Empty Place ist im midtempo-Bereich angesiedelt, wartet natürlich ebenfalls mit den üblichen Searchers-Qualitäten auf und weiß, wie auch die anderen Aufnahmen dieser wunderbaren EP, zusätzlich ganz besonders durch seine samtene Produktion zu beeindrucken.
Der Hal David-Song Sea Of Heartbreak steht der bekannten Aufnahme von Don Gibson in keiner Weise nach, ich würde sie dieser sogar vorziehen. Und auch die Aufnahme von Del Shannon’s Can’t Help Forgiving You dürfte sich mit dem Original mühelos messen können, kenne dieses aber nicht.
Eine grandiose EP also, definitiv ein Muss.
(·) Da EPs im UK ganz gut verkauft worden sind, dürfte diese Platte für ca. 20-25 Pfund zu bekommen sein.
Today’s Tops
(EPs werden in meinen Top100 nicht gelistet, weshalb folgendes Ranking auch keine Auswirkungen haben wird):
1 Tindersticks
1 Searchers
3 Costello
4 Shaw
5 Lowe/Edmunds
6 Shirelles
PS: Kommentare von Gastlesern gern auch an otis-online@gmx.de
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