Re: Otis´ 7" Faves

#2455855  | PERMALINK

otis
Moderator

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 22,557

Faves #52


The Shadows: Apache / Quatermaster’s Stores 1960 D-Columbia

Ende der 50er und Anfang der 60er boomten Instrumentals. Von den einfachen Tanzkapellen der 50s angefangen (aus denen sich oft genug veritable Bands entwickelten: Johnny & The Hurricanes, Wailers) über so namhafte Vertreter wie Billy Vaughn, Ventures, Duane Eddy, Shadows, Tornados etc. bis hin zu unzähligen Surf-Bands behauptete sich hier mangels entsprechender Sänger am Markt ein Genre, das damals zu höchsten Chartsehren kam. Zeitweilig fanden sich gar mehrere Titel gleichzeitig in den Top 10 beiderseits des Atlantik.
Apache war die erste „Solo“-Single der Begleitband Cliff Richards und gleich ein unglaublicher Erfolg. Sie zeigt sehr schön die Eigenheit und das Besondere dieses Genres. Der Track baut eine ganz eigene atmosphärische Stimmung auf und demonstriert Aufnahme- und Spieltechniken, die in gesungenen Songs damals eher kaum vorkamen. Damit waren diese Bands in erster Linie verantwortlich für die rasante Entwicklung von Spielkultur und Instrumententechnik zu jener Zeit.
Bei Apache konnte Gitarrist Hank Marvin, losgelöst von jedem Songkorsett, uneingeschränkt zeigen, was er drauf hatte. Feinstes Plucking und der sorgfältige Einsatz von Echo-Effekten stehen hier in sehr schönem Kontrast zu der recht trocken abgemischten Rhythmusgruppe. Und nicht zu vergessen der wunderbare „Song“. Von Aufbau und Melodieführung her absolut earcatching und beinahe simpel, aber immer wieder für kleine Überraschungen gut, so dass die drei Minuten nie auch nur ansatzweise langweilig werden. Für mich das beste UK- Instrumental.
Apache ging damals als Millionseller um die Welt. Allerdings in zwei Versionen. Auch der dänische Gitarrist Jorgen Ingmann nahm sich des Titels an und verbuchte womöglich noch größere Umsätze, da er in den Staaten erfolgreicher war. Seine Aufnahme hat ebenfalls ihre Meriten, aber das Shadows-Original ist ungleich feiner. Bei uns waren beide Versionen gleichzeitig in den Top 10.
In den 60s habe ich die Rückseite fast ebenso sehr geliebt wie Apache. Sie hat einen klasse Beat. Heute stört mich das eine oder andere etwas, z.B. die Temposchwankungen in der Mitte des Stückes.

(·) Meines Wissens gab es diese Single auch mit einem Bildcover (mit Indianerhäuptling o.ä.). Ich besitze sie nur mit dem oben abgebildeten „Künstler-Loch-Cover“ (oft KLC abgekürzt). Mint-Preis ca. 15-20 €. In schlechterer Erhaltung leicht und günstig zu bekommen.


Jack Scott: What In The World’s Come Over You / Baby, Baby 1959 US-Top Rank

Ein knappes Jahr zuvor hatte Jack Scott in den USA mit dieser Single einen Top 10-Hit. Scott war zwei Jahre vorher mit z.T. recht rüdem Rockabilly gestartet und hatte nach und nach seine Liebe auch zum klassischen, country-beeinflussten Tearjerker entdeckt, womit er 1960 schließlich zwei Top 10-Hits verbuchen konnte. Die A-Seite ist einer davon (Burning Bridges der andere, ich besitze sie mit einem sehr schönen amerikanischen Pic-Sleeve). What The World ist gut genug hier erwähnt zu werden, aber keineswegs überragend. Ausgewählt habe ich diese Single allein wegen ihrer grandiosen Rückseite.
Baby, Baby lässt den alten Rockabilly-Rocker wieder ein wenig durchscheinen, hat dabei aber eine Buddy Holly-mäßige Leichtigkeit und Feinheit, dass man nur ins Schwärmen geraten kann. Klasse Song, tolles Arrangement. Das legt sich derart locker ins Ohr, dass einem schier schwindelig wird. Rockabilly goes Pop. Wunderbar.

(·) Es gibt nur drei, sehr gesuchte, deutsche Jack Scott-Singles, obwohl er in den USA gut verkaufte. Man ist also im Zweifelsfall auf Original-US-Ware angewiesen. Goldmine nennt für die ganz frühen Singles Mint-Preise bis 150 $, diese hier liegt bei 30$. Ich selber werde mir noch ein besser erhaltenes Exemplar besorgen müssen. Aber mein obiger Flohmarktfund hatte definitiv auch was Gutes: ich begann mich mit Jack Scott zu beschäftigen.


The Duke Spirit: Cuts Across The Land / Patients 2004 UK-loog

Die Newcomer von 2003 lieferten mit dieser dritten Single ihr Meisterstück ab. Der Hörer wird von Anfang an von einer Sounddichte und meisterhaften Melodieführung gefangen genommen, dass er sich dieser Power kaum mehr entziehen kann. Einfachste Mittel, riesige Wirkung. Liela Moss’ selbstbewusste, keineswegs mädchenhafte Vocals, krachende Gitarrensounds und unnachgiebig pochende (Rhythm-Guitar-)Beats schaffen ein Soundgewebe, das derzeit wohl seinesgleichen sucht. Trotz aller Dichte geht ihrer Musik dennoch eine gewisse Leichtigkeit nicht ab. Großartig.

(·) Die Single erschien auf grünem Vinyl. Man bekommt sie derzeit noch sehr gut.

--

FAVOURITES