Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #51


Billy Joe Royal: Hush / Watching From The Bandstand 1967 D/CH-CBS

Billy Joe Royal hatte schon seit frühester Jugend Musik gemacht, die meiste Zeit davon mit seinem Kumpel Joe South. Gemeinsam mit ihm nahm er ein Demotape mit Down In The Boondocks auf, was Royal einen Plattenvertrag und seinen größten Hit einbrachte und für Joe South der Start zu einer Songwriter-Karriere war, auch wenn er später ein paar Hits unter seinem eigenen Namen hatte (u.a. Games People Play). Hush entstammt ebenfalls der Feder des Freundes und ist eine grandiose Popnummer. Ich höre sie sehr gern im Doppelpack mit Bruce Channel’s Keep On. Beiden ist ein ganz besonderer Drive zu eigen, der sie für mich unübertroffen macht.
Bei Hush begeistern besonders das nervöse Timbre der Vocals, der Bass, die South’sche Gitarre und natürlich die intelligente Songdramaturgie mit dem schon klassischen „naaa na na na“.
Ein, zwei Jahre später nahmen Deep Purple eine Slowmotion-Version dieses Songs auf.
Die Flipside zeigt Billy gesanglich deutlich in den Spuren Gene Pitney’s. Ein schöner Song.

(·) Oben habe ich die recht seltene Schweizer Ausgabe abgebildet, da sie ein viel schöneres Sleeve hat als die deutsche, welche ein langweiliges Schriftcover ziert. Ich habe bislang keine oder kaum Schweizer Pressungen. Ohnehin ist diese hier eine Art Unikum ist. Das Label sagt Made in Germany, ins Vinyl ist aber Made in Switzerland eingeprägt. Weiß jemand, wie es um Schweizer Pressungen damals bestellt war. Gab es viele? War es üblich, dass internationale Platten auch in der Schweiz (Österreich ist auch so ein Fall) gepresst wurden? Wenn, dann welche? Hush war ja nun wahrlich kein großer Hit. Preis: ca. 10 Euro


The White Stripes: Hotel Yorba / Rated X 2001 Uk-XL

Ich habe mir letztens einen Abend lang wieder einmal The White Stripes gegönnt und meine Freude daran gehabt. Ihre Musik hat noch immer keinen Rost und keine Patina angesetzt. Also soll heute Hotel Yorba auf den Plattenteller. Ein Song, den jeder goutieren kann, weil er so schön melodiös ist, und der dennoch nie seinen ganz eigenen Charme und seine Klasse verliert. Man kann ihn nicht kaputt spielen. Jeder kennt ihn von der LP, wie er von dort roh, laut, fordernd und frech die Ohren des Hörers stürmt, dass es eine wahre Wonne ist. Das Stripes-Rezept simpel, in meinen Augen aber genial umgesetzt und von allerhöchster Musikalität.
Diese Single setzt noch eines drauf. Sie enthält nicht die LP-Fassung, sondern eine akustische Live-Version aus dem Hotelzimmer # 286 eben jenes Hotels Yorba in Detroit. Meg am Tambourine, ein nicht näher zu klassifizierendes, Basedrum imitierendes Geräusch und Jack mit Gitarre und Vocals. Grandios.
Die Flipside bietet im gleichen Arrangement eine Version von Loretta Lynn’s Rated X.
Btw: am Wochenende hörte ich die Loretta Lynn-LP Van Lear Rose wieder. Im Grunde ein reines White Stripes-Album. Für angehende Fans oder die, die es übersehen haben, hier also noch mal eine dringende Empfehlung dafür.

(·) Die frühen Stripes-Singles sind recht teuer geworden. Hotel Yorba liegt im UK mittlerweile bei ca. 50 Euro. Wer sie für unter 30 bekommt, hat ein Schnäppchen gemacht.


Tony Sheridan & The Beat Brothers: My Bonnie / The Saints 1962 D-Polydor

Diese Single ist natürlich ein Klassiker, immerhin so sehr, das Bear Family eine ganze CD nur dieser Single gewidmet hat. Da nicht jeder alles wissen kann, hier das Wichtigste, wie es sich in meiner Erinnerung festgesetzt hat, in Kürze: die Beat Bros. sind die Hamburger Starclub-Beatles. Tony Sheridan (Sänger und Gitarrist) hatte sie als Backing-Band engagiert und Bert Kämpfert produzierte. Die nachmaligen Fab Four schickten einige Exemplare dieser Platte nach Liverpool, woraufhin Brian Epstein völlig narrisch wurde und die Jungs zu Stars machen wollte.
Die Single ist großartig. My Bonnie (ja, der alte Shanty-Song) beginnt mit einem langen, langsamen Intro, bevor es richtig fetzend losgeht, mit treibenden Rhythmen, tollen Backing Vocals und einem prima Gitarrensolo von Sheridan. Irgendwo mag das Ganze im englischen Skiffle der End-50s gründen (die ausgewählten Song-Titel legen diesen Vergleich nahe), aber die Klasse, mit der das dann elektrifiziert wird, die Frechheit des Arrangements und der unglaubliche Drive sind schlichtweg atemberaubend.
Ich habe die Single zu Punkzeiten Ende der 70er häufiger jungen Leuten vorgespielt. Die hörten sofort die ähnliche Energie und Leidenschaft, wie sie die Zeitgenossen drauf hatten und liebten sie ähnlich wie ich.
My Bonnie gibt es in zwei Intro-Versionen, einmal singt es Sheridan auf englisch, einmal auf deutsch. Beide Versionen haben die gleiche Polydor-Nummer 24673. Sie unterscheiden sich äußerlich lediglich durch die Zusatzinformation „Twist“ oder „Rock“ auf dem Label. Mein obige „Twist“-Version ist die englischsprachige. Jene deutsche in „Rock“ ist deutlich seltener.
Die Flipside enthält eine schöne Version von When The Saints Go Marchin In. Auch sie hat einen zwingenden Drive mit schön ausgearbeiteten Steigerungen, aber sie ist mir etwas zu lang geraten.

(·) Leider sind die meisten Exemplare, die man gemeinhin findet, ziemlich kaputt, so dass ich wirklich händeringend ein gut erhaltenes Exemplar für mich suche. Sonderlich selten ist diese Platte gar nicht einmal, aber neuwertig wohl ausgesprochen selten und dann deutlich im dreistelligen Bereich. In „Rock“ ohnehin.

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