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Faves #46
Petula Clark: Down Town / You’d Better Love Me 1965 D-Vogue
Down Town dürfte 1965 weltweit einer der größten Hits des Jahres gewesen sein. Im UK zwar nur Nr. 2, dafür aber 15 Wochen in den Charts, ansonsten beinahe überall Nr. 1. Unnötig hinzuzufügen, dass das Jahr voll war von Singles, die für sich einen kleinen Ewigkeitsanspruch in Anspruch nehmen können.
Down Town also. Zunächst war ich etwas unsicher, ob ich die Single hier präsentieren sollte, war mir der Song als Noch-Kind damals doch so sehr ans Herz gewachsen, dass der Gedanke an eine Vorstellung hier zunächst mit ziemlichen Selbstzweifeln besetzt war. Aber dann habe ich sie wieder aufgelegt.
Ja, man höre einfach nur hin. Es gibt kaum perfektere Pop-Songs! Welch ein wunderbarer Aufbau, welche Dynamik, welch ein Arrangement. Diesen Song kann man wahrscheinlich ebenso wenig covern wie z.B. San Francisco (obwohl sich Petula als eine der wenigen daran versucht hat und gescheitert ist). Hier sind Song und Aufnahme einen unübertroffene Einheit.
Das beginnt mit dem einfachen, aber so zwingenden Piano-Intro, den Steigerungen zwischendurch, den Breaks, die rhythmisch um einiges komplexer als der Rest die Höhepunkte danach umso wirkungsvoller erscheinen lassen. Toll auch der Schluss mit der beinahe Free Jazz-mäßig gespielten, gestopften Trompete. Besser geht es kaum, vom Songwriting wie vom Arrangement her.
Was fehlt zur Top 10 oder ewigen Top 100? Es ist eine perfekte, unglaublich brillante Aufnahme, aber sie berührt mich nicht im tiefsten Innern; obwohl auch sie von den Stunden des Suchens handelt, vom Hinaus-in-die-Welt, vom Nicht-mehr-warten-wollen, von der Sehnsucht nach Leben und ihrer zeitweisen Erfüllung.
Aber Down Town war nicht Satisfaction, es stand für nichts, es hatte keine wirkliche Bedeutung, es war einfach nur toll anzuhören. Doch auch das sollte man anerkennen können.
(·) Noch häufiger zu bekommen, auch in einer von P. Clark dt. gesungenen Aufnahme. Da ist der Text aber deutlich schlechter, wenn ich mich recht erinnere.
Hazeldine: Tarmac / Apothecary 1996 US-Cherry Smash
Nachdem diese Platte letztens in Roots lief, habe ich alles daran gesetzt, sie zu bekommen, hatte ich doch den Eindruck, dass sie Apothecary noch weitaus besser in Szene setzt als die LP-Version. Leider habe ich das Album nicht mehr; hatte es als CD, die mir bei einem Autoeinbruch gestohlen worden ist. Seitdem warte ich darauf, eine Vinylausgabe zu finden. Gibt es die überhaupt? Ich hätte die Aufnahmen des Albums gar zu gern mit denen dieser Single genauer verglichen. Nun denn, der direkte Vergleich ist mir derzeit nicht möglich, aber der überragenden Qualität dieser Platte tut das ohnehin keinen Abbruch.
Besonders Apothecary halte ich in dieser Ur-Version für einen der besten Alt-Country-Tracks ever. Unglaublich diese Ruhe, die Dichte, die sich langsam auf- und abbaut, dieser wunderbare Flow, der aus einem Song ein Ereignis macht.
Tarmac ist vom Rhythmus her wesentlich straighter, zupackender. Deshalb wohl als a-side ausgewiesen, steht aber für mich deutlich hinter Apothecary zurück. Dennoch große Klasse und aus der Erinnerung heraus ebenfalls besser als auf LP.
Achtung mit 33 UpM zu spielen.
(·) Eine grandiose Debüt-Single. Ich habe sie für nur 4 $ in den Staaten bekommen. Schaut euch danach um, vielleicht ist sie noch irgendwo aufzutreiben. Absolut lohnend.
Joy Division: Love Will Tear Us Apart // These Days / Love Will Tear Us Apart 1980 Portugal-Factory
Joy Division hatte von Beginn an viel Publicity, so dass ihre erste EP An Ideal For Living schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu bekommen war, weshalb sie bald nachgepresst wurde oder als Bootleg („Warsaw“) auf den Markt kam. Beide Ausgaben sind sehr gesucht und teuer. Ian Curtis galt mit seiner Band nach dem Abflauen der ersten Punkwelle als das ganz große neue Ding. Und irgendwo setzte er die No Future-Stimmung mit seinen Songs ja auch fort, wenn auch musikalisch ganz anders.
Ihre Singles (obige, Transmission, Atmosphere und She Lost Control) gehören für mich zur Creme dessen, was die ausgehenden 70s zu bieten hatten. Diese ist ihre größte.
Sie bringt all das in drei Minuten auf den Punkt, was die Band ausmachte. Düstere, repetitive Sounds mit melodischen Floskeln, die für mich auch immer ein gehöriges Maß an Wärme ausstrahlten. Ziemlich einzigartig, wie der Bass in diesem Song die führende Rolle übernimmt und immer wieder das kurze, melodisch abfallende Thema spielt, das den Song ausmacht. Mehr ist da nicht, mehr kann nach Lage der Dinge auch kaum sein, dennoch ist es so überzeugend und auch so würdevoll stark, dass es nicht in den Kopf will, dass Ian Curtis trotz dieser großartigen Musik nicht überleben wollte.
Ja, ich fand ihre Musik schön und Bekannte, die die Band in Amsterdam erlebt hatten, schwärmten von einem der besten Konzerte ever.
Bemerkenswert an meiner portugiesischen Pressung, dass sie auf der Rückseite eine Alternativ-Version des Titelstücks enthält. Auf dem Cover finden sich aber weder Hinweise darauf, noch auf die Herkunft der Aufnahme. Weiß jemand mehr?
Nach Curtis´ Tod machte die Restband unter dem Namen New Order bis heute weiter und hatte mit Blue Monday damals sehr schnell einen Riesenhit.
(·) Ein Indie-Hit. Also wohl leicht zu bekommen.
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