Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Fontella Bass: Rescue Me / Soul Of The Man 1965 UK-Chess

Auch wenn es zu jener Zeit im UK kaum Pic-Sleeves gab, aber diese Platte sieht in ihrer Firmenhülle sehr edel aus. Und die Musik ist es nicht weniger. Ein machtvoll majestätisches Bass/Bläser-Intro, ein klasse Songaufbau, bratzende Posaunen zwischendurch, der unaufhaltsame Drive, all das sorgt für ständige Unruhe beim Hörer und garantiert damit erstklassiges floorshaking. Rescue Me ist ziemlich einzigartig Mitte der 60er, das ist kein Soul, kein Pop, kein Motown, erst recht kein Beat oder Rock.
Dabei ist der Output von Fontella Bass auf Chess zu jener Zeit durchaus eher klassischer Soul, wie hier auch die wunderschöne Rückseite Soul Of The Man beweist. Allerfeinst.
Natürlich ist diese Platte ein Klassiker. Für einen Platz ganz, ganz vorn wird es bei mir aber dennoch nicht reichen, dafür ist mir die Aufnahme ein ganz klein wenig zu artifiziell, der Rhythmus eine Idee zu straight.

(·)Weiß jemand, ob es eine dt. Pressung davon gibt? Sie wäre mir etwas wert.


The Who: I Can See For Miles / Someone’s Coming 1967 D-Polydor

Wahrscheinlich meine liebste Single von ihnen, auch wenn es noch eine ernste Konkurrenz geben wird. Aber hier ist alles vereint, was die Klasse der Band ausmachte. Tolles Songwriting, ungestümer Drive (Moon´s drums!), erbarmungslose Beats, wahnsinnige Gitarrensounds. Besser geht´s nicht. Mod goes Psychedelia, Pete meets Drugs (es werden nicht die ersten gewesen sein). Eine Produktion mit eingebautem full volume-Effekt. Selbst, wenn man sie leise hört, ist sie gnadenlos laut und ungestüm. Grandios. Angesichts der überragenden Klasse wundert es mich nachträglich ein wenig, dass die Single in den UK die Top Ten nur leicht ankratzte. Danach wurde es noch stiller um die Band, bis sie mit Pinball Wizzard/Tommy einen Neuanfang schafften, aber das ist eine andere Geschichte und letztendlich auch eine andere Musik.
Die Rückseite habe ich bislang übersehen. Eigentlich eine feine Aufnahme, völlig unspektakulär, mit leicht nervendem Bläsersatz, aber viele Bands wären froh gewesen, so etwas überhaupt hinzubekommen.

(·) Leicht zu bekommen, in mint natürlich nicht billig.


The Turtles: Elenore / Surfer Dan 1968 D-London

Das für mich Sonderbarste an dieser Band war die Tatsache, dass H. Kaylan und M. Volman, die beiden Front-Leute der Turtles, nach Auflösung der Band zu Phlorescent Leech & Eddie mutierten und Anfang der 70er eine Zeitlang zu Zappa’s Mothers Of Invention gehörten. Das schien mir mit dem, was sie als Turtles gemacht hatten, nur schwer in Einklang zu bringen. Denn diese Musik war so ganz anders gewesen, als das, was man von Zappa kannte: wunderbar pop- und songorientiert, mit einem Hauch von Folkrock und Westcoast und von fantastischen Harmony-Vocals beherrscht. Irgendwie wertete der Zappa-Ausflug ihre früheren Platten für mich damals nachträglich auf. Heute mag man es beinahe umgekehrt sehen. ;)
Sie hatten ein paar überragende Singles, Elenore ist eine davon. Natürlich eine Ode an die Geliebte. Aber mit welch feinem Spannungsbogen in der Strophe aufgebaut und welcher Inbrunst im Refrain vorgetragen. Große Klasse.
Surfer Dan ist natürlich furchtbar anachronistisch. Hot Rod meets Surf, das war ja seit drei Jahren ziemlich out. Sie scherten sich nicht drum und machten ihre Sache ganz prima mit allem, was Brian Wilson in den Jahren zuvor gelehrt hatte. Selbst die Gitarre von You´re So Good To Me kommt zu Ehren.

(·) Turtles-Singles habe ich persönlich auf „kaufen“ hochgestuft. Mir fehlt noch die eine oder andere. Manche sind etwas teurer, diese aber ist noch einigermaßen gut erhältlich.

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