Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #44


Wreckless Eric: Whole Wide World / Semaphore Signals 1977 D-Stiff

Was Wreckless Eric musikalisch mit Punk zu tun haben sollte, habe ich damals erst einmal nicht verstanden. Aber die frühen Stiff-Singles, diese ist die BUY 16, hatten halt den Indie-Touch und damit einiges an Punk-Appeal. Eigentlich kam seine Musik in gewisser Weise vom Pub-Rock her. Doch seine ganze Attitüde, seine Alkohol-Eskapaden, seine Auftritte bei der Live Stiffs-Tour und letztlich dann auch seine Musik (hier z.B. die Flipside) reihten ihn ein in die Garde der angry young men.
Irgendwann habe ich hier die frühen Stiff-Singles schon einmal als kleine Preziosen per se beschrieben. Auch diese glänzt mit einer Sonderheit: die A-Seite enthält einen von Nick Lowe unglaublich plastisch produzierten Stereo-Song, während die B-Seite nach dem Motto „stay with mono“ eine eher krude, ja, in diesem Sinne punkige Produktion von Ian Dury an den Tag legt. Beide genial.
Whole Wide World könnte als Mitsingnummer aller einsamen Trinkerherzen dieser Welt bis ans Ende der Tage glorios ihr Dasein fristen. Dass sie dazu bislang nicht verkommen ist, mag sie dem Umstand verdanken, dass dafür dann doch zu viel Song und Genialität drinstecken. Eric´s erster selbst geschriebener Song im Übrigen. Sehr viel Melodie, ein sehr schöner Text. Eine ganz tolle Aufnahme.
Semaphore Signals kommt ganz gegenteilig daher. Keine catchy hookline, keine state of the art-production, sondern dumpfe Gitarren-backings, stumpfe Beats und eine archaische Songstruktur, die den besten dieses Genres auf der Spur ist. Dass Ian Dury als Produzent dahintersteckt, habe ich erst jetzt registriert und wirft für mich auch ein neues Schlaglicht auf dessen eigenes Schaffen. Unbedingt anhören. Ganz großartig und auf seine Weise ebenfalls ein Klassiker.
Powerpop vs Punk also. Weiß eigentlich gar nicht, was ich auf Dauer lieber mag.

(·) Die dt. Pressung dürfte nicht allzu häufig sein, die UK ist sicher leichter zu bekommen. In jedem Fall ein Muss.


The Hollies: I Can’t Let Go / Running Through The Night 1966 D-Odeon
Die pluckernden Gitarren von Wreckless Eric hören wir auch hier zu Beginn. Dann aber setzt ein Song ein, der im Katalog der Hollies kaum seinesgleichen findet. Kraftvoll, verschlungen und vor allem mit einem drive und einer inneren Songenergie, die absolut ihresgleichen sucht. Es gibt da eigentlich keinen Refrain, sondern ein mäanderndes Etwas, das in I Can´t Let Go mündet, das für sich aber so schlüssig und zwingend ist, dass es eine wahre Wonne ist. Dazu die Gitarren, der Zwischenteil. Soo gut konnten Brit-Bands damals sein. Einfach klasse. Ich denke, sie ist mir mittlerweile ihre liebste geworden.
Die Flipside enthält eine gehörige Portion Country, den dazu noch deutlich elektrifiziert. Sehr gut.

(·) Die Single war No.2 in England, bei uns ist sie eher untergegangen. Deshalb als dt. Pressung auch nicht so häufig. Aber leider mit dem doofen 08/15-Cover, das viele Electrola/Odeon-Singles damals „zierte“ (auch z.B. Manfred Mann-7“s).


Simon & Garfunkel: Mrs. Robinson // Old Friends/Bookends 1968 D-CBS

Ich habe den Film damals im Erscheinungsjahr nicht gleich gesehen. Und ich habe zu der Zeit auch die musikgewordene Mrs. Robinson nicht gemocht. Diese Musik war mir zu flüchtig, zu nervös auf der Suche nach irgendetwas, zu diffus in ihrem Inneren, zu aufgeregt. Da fand ich mich nicht zurecht. Aus der Rücksicht aber … kongeniale Musik. Vielleicht muss man dazu nur erwachsen werden, um sie zu verstehen. Meine liebste Single von S&G wird sie dennoch nicht mehr, aber sie hat gewaltig aufgeholt.

(·) Nicht nur die Musik, auch Covers sind ein Grund, Singles zu kaufen. Die Platte ist gar nicht mal so häufig, obwohl ein Hit.

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