Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #43


John Walker: I’ll Be Your Baby Tonight / Open The Door Homer 1968 NL-Philips

Hinter den überragenden Solo-Leistungen Scott´s sind jene John Walker´s (und erst recht Gary´s) immer etwas im Hintergrund geblieben. Bei den Walker Brothers noch war John eine gleichberechtigte und tragende Säule neben Scott. Aber schon zu den besten Zeiten der „Brüder“ nahmen sie ihre Songs z.T. sehr personenbezogen auf, so hatte die zweite EP den Titel „Solo Scott, Solo John“. Als sie dann ab Ende 67/68 getrennte Wege gingen, wussten die Fans also ungefähr, was sie erwartete.
Dies ist John´s zweite Solo-Single mit zwei Dylan-Coverversionen. I’ll Be Your Baby war nur wenige Wochen nach dem Erscheinen des Originals aufgenommen worden und kam im März 68 auf den Markt, Open The Door Homer stammte von den Basement-Tapes, die in jenen Musiker-Kreisen als Acetates kursierten.
Um es kurz zu machen. Es ist eine ganz tolle Platte. John´s etwas heisere Stimme, die so ganz anders temperiert ist als die von Scott, geht sehr behutsam und songdienlich mit den Vorlagen um. Verpackt ist das Ganze in Arrangements, die ausgesprochen stimmig und unaufdringlich wirken mit einer großartigen Gitarre. Tops, wer spielt?
Tolle Single.

(·) Wird immer mal wieder angeboten. Zugreifen!


Mott The Hoople: All The Young Dudes / One Of The Boys 1972 D-CBS

Mott The Hoople müssen Anfang der 70er zu den vielversprechenden Hardrock-Acts gehört haben, wenn man sie sich auf dem Cover anschaut. Ich habe sie erstmals mit dieser Platte richtig wahrgenommen. Sie waren also wohl relativ erfolglos, bis sich jemand, der mit Hardrock beileibe nichts am Hut hatte, ihrer annahm: Bowie schrieb und produzierte ihnen diesen ersten großen Hit. Bowie-esk bis in Kleinigkeiten, eher ein Folksong als ein Rocker, eher der Gay-Scene zuzuordnen als irgendwelchen Hardcore-Machos. Beinahe sanft und zerbrechlich singt Ian Hunter das Hohe Lied auf die privaten Freaks und kleinen Rebellen, die sich die Freiheiten des Lebens in ihrem Alltag zurechtschneidern. Ein schönes Lied, ergreifend und richtig und so seltsam verschachtelt produziert, dass Form und Inhalt eine kongeniale Einheit bilden. Ich möchte davon keine remasterte Version hören. So ist es perfekt. Klasse.
Die Flipside erschließt sich mir nicht sonderlich.

(·) Dürfte leicht zu bekommen sein.


Marion: Er ist wieder da / Blau, blau, blau 1965 D-Hansa

Eigentlich hatte man seinen Ohren mit der Entdeckung der „richtigen“ Musik alles Deutsche mehr oder minder verboten. Aber da kam dann diese erste Marion-Single mit einem Bass-Intro daher, das von einer Animals-Platte zu stammen schien, einer Stimme, die internationale Coolness hatte, einem Text, der keineswegs zu den dümmsten gehörte, die man hierzulande bis dahin zustande gebracht hatte, und einem Songaufbau, dem jedwede typisch deutsche Dramaturgie schlichtweg fremd war. Und man rückte noch einmal vorsichtig von seinen Prinzipien ab. Einfach gut!
Die Rückseite beginnt mit einem Gitarrenintro und mündet ganz schnell in einer Art deutschem 65er-Schlager-Folk-Rock, wie ihn auch Drafi zu jener Zeit versuchte. Na ja.
Ein Jahr später bezauberte Marion noch mit dem Song I Go To Sleep von Ray Davies. Ansonsten versandete ihr Talent später unter dem Namen Marion Maerz.

(·) Seit ich in diesen Kategorien denken kann, eine gesuchte Platte. Aber es gibt genug davon auf dem Markt.

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