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The Honeycombs: Have I The Right / Please Don’t Pretend Again 1964 D-Vogue
Gruppenbild mit Dame. “Honey” Lantree war eine der ersten weiblichen Drummer im Bereich der Popmusik, entsprechend ihre Rolle in der Band und das Aufsehen, das sie damit erregte. Den Rest besorgte Joe Meek, der diese erste Single der Band produzierte und sie damit bei Pye unterbrachte. Die Platte wurde gleich Nr.1 und auch weltweit ein Riesenhit. Wie bekannt, gibt es von den Honeycombs sogar eine dt. gesungene Version: „Hab ich das Recht“, was damals dann und wann durchaus üblich war (siehe Searchers, Beatles, Dusty, Marvin Gaye, Supremes, uvm.).
Welch ein Intro, absolut unverwechselbar. Da ist kein Ton zu viel, jeder an seinem Platz, der Sound bis ins Letzte ausgetüftelt. Joe Meek hatte einen unfehlbaren Sinn für Präzision und Reduktion. Den ganzen Song über hält diese seltsame Melange aus stampfenden Beats, einer Meek-typischen Orgel, Gitarreneinsprengseln und leicht verhallten Vocals seine Spannung. Genial gemacht. Diese Platte ist meine liebste von den bislang hier vorgestellten Meek-Produktionen trotz großartiger Konkurrenz von Leyton und den Tornados.
(·) In guter Erhaltung mit Hülle selten, aber es sind bestens angelegte 20 Euro.
Dusty Springfield: I Close My Eyes And Count To Ten / No Stranger Am I 1968 D-Philips
Es ist eines der ganz großen Liebeslieder der Popgeschichte, das Dusty hier zelebriert. In dem einen Augenblick wunderbar sanft, dann wieder völlig euphorisch zeichnet sie den manischen Ausnahmezustand der bedingungslosen Verliebtheit musikalisch nach. Die überwältigende Dramatik passt da ebenso wie die leisen Stellen, die eine unglaubliche Intimität hervorscheinen lassen. I close my eyes and count to ten I can’t believe it but you’re still here. Das Ganze ist musikalisch so vielgestaltig, dass es ein Wonne ist, sie immer wieder zu hören. Mehr Musik passt nicht auf eine Singleseite. Grandios.
Beide Seiten der Single waren non-LP, weshalb man sie selbstverständlich besitzen muss, zumal No Stranger Am I der A-Seite nur unwesentlich nachsteht. Allerdings hören wir hier das komplette Gegenteil: eine ganz unaufdringliche Songstruktur mit einer ausgesprochen ruhigen, sanften Melodieführung, obendrein überaus fein instrumentiert. Ein ganz klein wenig erinnert No Stranger Am I an Scott Walker´s Großtaten aus jener Zeit. Schlichtweg wunderschön.
(·) Die Single ist nicht allzu selten und relativ leicht zu bekommen.
The Bosstones: Moptity-Mope / Wing Of An Angel 1959 US-Boss
Ein ziemliches Unikum scheint mir diese Platte. Ich habe sie gekauft, weil Cpt. Beefheart sie einmal zu seinen wichtigen musikalischen Einflüssen zählte, und wurde mit einer recht eigentümlichen Musik belohnt. Im Grunde ist es klassischer Doo-Wop mit einem Ur-Captain als Leadsänger, was jedoch in einer Art zusammengefügt ist, dass man nicht weiß, ob hier Genie oder Wahnsinn, Parodie oder Nonsense ihren Ausdruck gefunden haben. Songtechnisch passiert nicht sonderlich viel: ein klassisches zwölftaktiges Bluesschema, die unglaublich fette, kratzende Bassstimme, der Doo-Wop-Chor als Background, zwischendurch ein heller Tenor als Lead, dann wieder der Pre-Beefheart. Das war´s. Beileibe nichts Großes, aber in seiner Wucht und Radikalität umwerfend großartig.
Neugierig dreht man die Single um und ein gellendes „I“ bildet die Eröffnung zu einer leicht überzogenen Ballade in Love. Im Grunde ist Wing Of An Angel ebenso schräg wie die A-Seite, aber weniger vordergründig. Dem durchdringend unüberhörbaren Beginn steht ein ebenso seltsamer Schluss des Stückes mit „unsauber“ gesungenen Chorpassagen und eine in „himmlische“ Höhen glissandierende Melodieführung zur Seite. Man könnte meinen, die Sänger könnten es nicht besser, aber ich bin sicher, es war genauso gewollt.
Nein, diese Platte ist ebenso wenig Parodie wie beispielsweise Beefheart´s erste Single Diddy Wah Diddy. Sie wusste, was sie wollte.
(·) Meines Wissens haben die Bosstones nur diese eine Single veröffentlicht. Natürlich ist sie recht selten, habe sie aber letztens für 50 $ noch irgendwo gesehen.
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