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Faves #41
The Jimi Hendrix Experience: All Along The Watchtower / Can You See Me 1968 D-Polydor
Über diese Single muss man eigentlich nicht viel sagen. Sie gilt als eine der Großtaten des Meisters und als eine der besten Coverversionen eines Dylansongs überhaupt. Ich ziehe zwei andere Singles von Hendrix zwar noch etwas vor, aber deshalb bleibt die Bedeutung von Watchtower natürlich unangefochten.
Als ich sie damals hörte, hatte ich (und mit mir die meisten, denke ich) das reduzierte, Richtung Country gehende Original noch nicht gehört, wie unsereins damals ohnehin wenig von Dylan im Original kannte. Hendrix´ Single ließ dann dessen Genius für mich ins Unendliche wachsen, kannte ich doch mittlerweile unendlich viele Coverversionen von x Songs, und dann noch dieses Ungetüm an Musik. Es hatte eine derartige Größe, kam mit einer solchen machtvollen Unbedingtheit daher (man höre nur den Beginn), dass man nur staunen konnte, wie ein Songwriter mehr oder minder gleichzeitig zwei solch gegensätzliche Aufnahmen wie diese und Manfred Mann´s Mighty Quinn in den Charts platzieren konnte.
Meine große Liebe zu Dylan wurde also in allererster Linie von anderen entfacht, gar nicht von ihm selbst.
Tolle Platte mit Can You See Me als großartiger Rückseite.
(·) Viele Hendrix-Singles sind sehr günstig auf dem Markt zu bekommen. Jedenfalls angesichts ihrer Klasse und nicht allzu großen Häufigkeit.
The Jam: Eton Rifles / See-Saw 1979 D-Metronome
Für den gewöhnlichen Musikinteressierten war es etwas seltsam mit The Jam damals. Man wusste zu Beginn nicht so recht, woran man mit ihnen war. Es schien kein Punk und es war kein Rock. Sie begnügten sich mit einer musikalischen Kantigkeit aus Gitarre, Bass und Drums, die weder zurück in die 60s wies noch nach vorn. Sie trugen Anzüge und keine Sicherheitsnadeln. Aber sie wollten auch keine Mods sein: „We´re a punk band.“ Und um das Maß voll zu machen, hieß es wohl auch mal, sie seien Tories-Wähler. Und Weller käme aus einem gut situierten Elternhaus.
Was also wirklich von ihnen zu halten war, musste ihre Musik bezeugen, die dann auch bald einige der frühen Missverständnisse aufklärte. Paul Weller fand seinen ganz eigenen Weg in der Musiklandschaft der End-70s und etablierte sich als Mod-Father des Brit-Pop. Die Jam-Singles sind mir jedoch nach wie vor das liebste, was er gemacht hat, und diese ist mir eine besonders lieb gewordene. Typisch The Jam. Sehr gut.
See-Saw ist i.ü. nicht der Covay-Song.
(·) Beileibe keine Rarität. Als dt. Pressung jedoch eher seltener. Das Cover ist dem UK-Original recht ähnlich.
Francoise Hardy: Frag den Abendwind / Wenn dieses Lied erklingt 1965 D-Vogue
Es war der Spätfrühling `65, die Wochen von Downton und Last Time, von Ticket To Ride und Poupee De Cire. Der gerade Zwölfjährige Otis hatte das alles vereinzelt gehört, aber die ganz große Liebe zur Popmusik war noch nicht aufgeblüht. Es gab keine älteren Brüder oder Freunde, die ihn hätten einführen können in jene Welt, die den erziehenden Erwachsenen damals noch wie der Niedergang des Abendlandes vorkam. Aber mit dieser Single war auch der kleine Otis für das Abendland verloren.
Ja, es war wohl so, mit Frag den Abendwind begann meine Jugend, ab da war alles anders als vorher. Jeder wird das kennen. Pubertät halt. Von nun an bekamen auch all die anderen Lieder eine ganz neue Bedeutung und sie wurden aufgesaugt, als würden sie mit einem Schlag all das ausfüllen können, was zuvor an Sehnsüchten und Phantasien in einem geschlummert hatte, wovon man aber noch gar nicht so recht gewusst hatte, dass es überhaupt da war, und auch jetzt nur so viel wusste, dass das alles irgendwie ungemein erregend und neu war.
Ich frage mich heute, warum gerade dieses Lied, was denn an diesem Song so besonders war, dass er mich derart umhaute. Es ist nämlich nur ein kleines, zartes Etwas mit Flöte und einem etwas holprigen Rhythmus. Kein schlauer Text, manchmal kaum verständlich. Silbermond und Liebe, Abendwind und Glück. Das waren doch Dinge, denen auch damals schon eine gewisse Peinlichkeit innewohnte.
Dennoch: Es klang naiv, aber man spürte, es war irgendeine geheimnisvolle Macht dahinter.
Und: Francoise sang von Fragen, hinter denen man spürte, dass sie Antworten enthielten auf Dinge, von denen unsereins noch nicht einmal ansatzweise ahnen konnte, dass sie in den nächsten Jahren zu den zentralen Lebensfragen werden würden.
Und überhaupt: Gesungen wurde dieses Liedchen von einer Sängerin, deren Äußeres der Moderator derart liebevoll beschrieb, dass die ganze Welt sich plötzlich auf eine neue Art zusammenzufügen begann.
Es war eine Hitparadensendung an einem Sonntagabend zwischen 19.00 und 20 Uhr im Mai (?) 1965 auf NDR II. Ich weiß es noch genau.
Sorry, wenn es so persönlich wurde, aber bei dieser Single geht das nicht anders. Der letztens vorgestellten Cathy Davey-Single „Coldman`s Nightmare“ hätte ich eine ähnliche Wirkung auf möglichst viele junge Hörer von heute gewünscht. ;)
(·) Nicht sonderlich selten, aber es ist auch nicht einfach, sie wirklich neuwertig zu bekommen.
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