Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Chet Baker › Re: Chet Baker
gypsy tail windEs geht um den Effekt, den manche Stimmen auf manche Leute haben – der Vergleich mag unpassend sein, aber es ist nunmal so, dass dem einen sein süsser Wohlklang beim anderen zu Panikattacken führt, wenn er länger als fünf Sekunden zuhören muss, für mich wäre Baker als Sänger wohl das, was man „acquired taste“ nennt – es fiel mir eben nicht zu, ich fand die Stimme des jungen Chet anfangs sehr übel – gar nichts von Wohlklang, einfach nur: sofort wieder ausschalten. (…) Da geht es nicht um „in den Sinn kommen“ sondern um unmittelbare, teils physische Reaktionen, die stattfinden, bevor überhaupt eine Reflexion darüber einsetzen kann. (…)
Ah, verstehe. Die Stimme von Chet Baker hat auf Dich den gleichen ear-splitting Effekt wie die Stimme von Bianca Castafiore auf Kapitän Haddock.
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)