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Faves #36
The Contours: Do You Love Me / Move Mr. Man 1962 D-CBS
Im Original auf dem Gordy-Label ist dieser Berry Gordy jr.-Song einer der frühen großen Hits aus dem Motown-Stall, ein wahrer Klassiker und wohl tausendfach gecovert. In seiner Einfachheit ist er nicht einmal sonderlich eigen, aber er hat alle Zutaten für die Ewigkeit. Ein langsames Intro, eine einfache Harmonie- und Textstruktur, Wechselgesänge von Solo und Chor und diese Dreiklang-Steigerung im Refrain, die noch x-fach andernorts Verwendung fand.
Präsentiert wird das Ganze von den Contours, einer recht rauen und wilden schwarzen Doo Wop-Gruppe, was diesem Song überaus gut bekommt. Diese Exaltierheit, dieses Atemlose, dieses Screaming ergeben zusammengenommen eine Aufnahme, die in ihrer überbordenden Direktheit und Dichte nicht allzu oft wieder erreicht worden ist.
Gerade weil der Song auch heute noch auf jedem Volksfest als Mitgröl-Nummer herhalten muss, ist die absolute Klasse des Originals umso erstaunlicher.
Die B-Seite ist da noch eher im alten Doo Wop-Stil, nicht ganz so wild, aber allemal kein Partykiller.
(·) Do You Love Me war ihr einziger großer Hit, obwohl es auch noch ein paar andere gute Singles gab. Die obige frühe dt. CBS-Ausgabe habe ich verdammt lange gesucht, sie ist sehr selten. Auch das Sleeve mag unscheinbar aussehen, aber ich habe noch nicht viele davon gesehen. Das US-Gordy-Original dagegen findet man recht schnell in guter Erhaltung und zu einem akzeptablen Preis.
Vor Jahren habe ich mir eine Original-Motown-CD von den Contours gekauft. Hände weg! Sie enthält eine unmögliche, modern aufgemotzte, 6-minütige Version von Do You Love Me. Beware! Eine entsprechender Hinweis auf dem Cover fehlt.
The Chantays: Pipeline / Move It 1963 US-downey / D-London
Dies ist wohl meine Instrumental-Nr.1. Da kommt kein Apache, Misirlou, Green Onions oder Albatross heran. Diese Aufnahme ist schlichtweg perfekt. Statt vordergründiger Melodielinien, die irgendwann womöglich langweilig werden könnten, einfache, absolut gitarreneigene, perfekt gemachte Plucker-Sounds, die dem Surf-Genre die Krone aufsetzten. Toller Bass, klasse elektrische Keyboards und Gitarrenfiguren, die für viele Jahre zum Standardrepertoire von Nachwuchs-„Surfern“ wurden. Das alles fast ohne Drums, dennoch mit einem Drive musiziert, dass man aus dem Staunen kaum heraus kommt.
Pipeline ist das einzige von Belang, was die Band gemacht hat, auch die Rückseite ist kaum erwähnenswert. Das aber hat Bestand.
(·) Oben meine seltene Original-Downey-Single mit einer leicht anderen Version des Stückes. Es ist die erste, noch regionale Ausgabe von Pipeline, bevor sie in den Staaten auf DOT und bei uns auf London erschien. Aber auch Letztere ist mit Cover nicht sonderlich häufig.
Talulah Gosh: Beatnik Boy / My Best Friend 1986 UK-53rd&3rd
Ich habe die Band letztens schon als typische Vertreterin des C86-Britpop erwähnt, aber noch keine Platte hier vorgestellt. Hier ihre erste Single, ein Geniestreich. Unglaublich locker, absolut luftig, etwas schrammelig, girlie vocals vom Feinsten und vom Song her mit einem Hitpotenzial, dass man die Welt nicht verstehen mag, in der so etwas nicht einmal die Charts angekratzt hat, und das in Zeiten von Indie.
Das Ganze ist nicht von dieser Welt und man hat das Gefühl, dass die Band selbst ihrer filigranen Power kaum traut, wenn sie zu Beginn etwas unbeholfen das Tempo anzieht. Beinahe rührend diese Stelle. Alles zusammen natürlich deutlich unter 2 Minuten. Ein Diamant.
Die Flipside ist ein ganz klein wenig erdiger und straighter, nichtsdestotrotz von ähnlicher Leichtigkeit, aber ohne die ganz große, geniale Klasse vom Songwriting her.
Eine absolut großartige Single.
(·) Völlig unterbewertet und dann und wann noch günstig zu bekommen.
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