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David Bowie: Life On Mars? / The Man Who Sold The World 1973 D-RCA
Welch eine Single. Zwei genial gute Tracks aus der Hochzeit des Duke. Ich bevorzuge zwar ein wenig die B-Seite, aber nichtsdestotrotz ist natürlich auch Life On Mars? unglaublich gut. Es hat eine wunderbar theatralische Dramatik, die jedoch bei aller überbordend vereinnahmenden Geste wahnsinnig präzise und mit vielen feinen Ideen auf den Punkt hin arrangiert ist. Faszinierend.
Wie gesagt, die Flip liebe ich noch mehr. Eigentlich sind es ja nur die kleine melodische Figur der Gitarre und der Basslauf im Refrain, die dem Ganzen seine absolute Unverwechselbarkeit geben. Aber was für eine. Nach der leicht statisch und abwartend wirkenden Gitarrenfigur, die ständig wiederholt wird, setzen die elektronisch verfremdeten Vocals ein. Bald wird das Ganze von einem wunderbaren Orgelteppich unterstützt, durch den förmlich die Sonne aufgeht, auch wenn das Ganze großenteils in Moll gehalten ist, dem etwas kryptischen Text angemessen. Himmlisch schön und geheimnisvoll wie von einem anderen Stern, genauso hervorragend produziert wie die A-Seite.
Lulu´s Aufnahme von diesem Song zwei Jahre später, von Bowie produziert, war da etwas direkter angelegt, aber dennoch fast ebenso gut. Wie man allerdings Cobain´s Live-Version nur ansatzweise neben diese beiden stellen kann, ist mir etwas schleierhaft.
(·) Die Platte müsste wohl immer noch ziemlich gesucht sein (da sie so großartig ist!) und war in Vor-Ebay-Zeiten kaum unter 30 Mark zu bekommen.
Ein Wort zu Ebay und Preisen: Durch Ebay scheint das Preisgefüge, was sich über viele Jahre in Sammlerkreisen aufgebaut hatte, etwas durcheinander geraten. Manche Sachen sind heute wesentlich teurer als früher, manches ist deutlich günstiger zu bekommen. Das könnte daran liegen, dass einerseits mehr Platten von Privatleuten auf den Markt kommen und andererseits mehr Freizeit-Sammler kaufen, die der Szene früher fern standen. So mag es erklärbar sein, dass z.B. Polnareff- oder France Gall-7“s heute teurer sind als früher, diese Bowie-Single hier aber womöglich wesentlich günstiger zu bekommen ist, da sie doch ein mittelgroßer Hit war. Nur war die Platte halt auf dem Sammlermarkt lange nicht in entsprechender Menge verfügbar und taucht erst jetzt aus den Wohnzimmerschränken der Teens von damals und Freizeit-Ebayern von heute wieder auf. Gleichzeitig wächst aber die Fan-Gemeinde Bowie´s nicht mehr im entsprechenden Maße. Wie gesagt: Vermutungen.
The Undertones: Jimmy Jimmy / Mars Bars 1979 D-Sire
Die dritte 7“ dieser wunderbaren Band. Nein, eine reine Fun-Punk-Band waren sie beileibe nicht. Auch wenn es die Flip auf den ersten Blick glauben machen könnte mit ihrem ultimativen Hochgesang auf den braunen Riegel, und … ja, es gibt Leben auf dem Mars, Mr. Bowie. Sie geben die Antwort. :)
Man mag sich die Jungs vorstellen, die nicht die Welt verändern, sondern nur freche, gute Musik machen wollen. Von Punk als Klassenkampf verstehen sie nichts, viel aber von ihrer kleinen Umgebung der vergammelten Nachmittage, der Spar-Läden und Mars-Riegel. Das Ganze tragen sie dann mit einer solchen Verve und Ernsthaftigkeit vor, dass es eine wahre Freude ist.
Anders und doch ähnlich die A-Seite. Der kleine Jimmy ist verschwunden. Wohin? Keiner weiß es. Es wurde auch kein Sanitätswagen gesehen, der ihn abgeholt hätte. Er ist weg. Poor Jimmy. Das ist na klar nichts Besonderes, es ist nur eine kleine Geschichte des Alltags, die aber in ihrer Einfachheit überzeugend erzählt wird, voller Anteilnahme und doch Distanz. Toll.
(·) Obige dt. Ausgabe der Single ist recht selten und von einigen Sammlern wohl immer noch wg. des Sleeves sehr gesucht.
Dee Dee Sharp: Do The Bird / Lover Boy 1963 US-Cameo
Diese Single musste unbedingt mit rein. Sie reicht musikalisch ganz sicher nicht in meine Top 100, aber sie ist so wunderbar typisch für die frühen 60er, für die Girlgroups und ihre oftmals so unglaubliche Power. Außerdem sollte hier mal wieder eins dieser schönen amerikanischen Pic-Sleeves auftauchen.
Do The Bird ist ein großartiger Girl-Klassiker. Unglaublich kraftvoll und direkt produziert, die Aussteuernadeln im roten Bereich, mit richtig saftigen Sounds, atemlos in Vortrag und Melodielinie, ein absolut bezwingender Floorshaker.
Lover Boy lässt es zwar ein ganz klein wenig langsamer angehen, packt den Hörer aber, genauso wie den verdammten untreuen Lover Boy, gnadenlos bei den Ohren und lässt zudem mit dem Klavier eine gut platzierte zusätzliche Soundidee hören. Grandios.
(·) Dee Dee Sharp´s Singles sind noch einigermaßen gut zu bekommen. Sie erschienen in den Staaten fast durchweg mit Pic-Sleeve, weshalb dieses auch nicht allzu selten ist. Ähnlich fein die Orlons-7“s auf Cameo.
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