Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Nirvana: Pentecost Hotel / Feelin´ Shattered 1967 D-fontana

Erst vor kurzem habe ich diese Single endlich bekommen. Ich hatte schon mal kurzzeitig Ende der 70er Jahre eine ziemlich kaputte ohne Hülle, aber seitdem war ich auf der Suche danach.
Jüngeren wird diese Band nichts sagen, ist sie doch ein ziemliches Gegenteil zu ihren Namensvettern zwei Dezennien später. Psych- und folkinspirierter Pop mit leicht rockigem Fundament. Ähnlich Honeybus oder Marmalade damals. Aber diese Single ist outstanding.
Ich habe sie damals Anfang ´68 – und es begann schon die Zeit, als nicht mehr viel für mich in den Charts lief – angebetet. Natürlich ist die Platte undenkbar ohne die musikalische Entwicklung der psychedelischen „most mind-blowing era“ vorher. Nur wird hier das Ganze mit Harfe und klassischen Streichern, mit Glockenspiel und Bläsern garniert.
Einem wunderschönen, unvergleichlichen Intro von Orgel, Harfe und Cello folgt ein leicht mystischer Song mit vielfältigen Steigerungen und perfekt produziertem Arrangement. Bei aller Fülle an Ideen und Aufwand kippt der Song jedoch nie ins Bombastische, sondern behält in seiner naiven Unschuld immer eine ganz eigentümliche Unbeschwertheit. Eine beinahe schon sakral anmutende Hymne an die Musik.
Nein, mögen können die nachgeborenen Nirvana-Hörer von heute Pentecost Hotel vielleicht nicht mehr, aber so ganz verstehen wird man die zweite Hälfte der 60s ohne diese Platte womöglich auch nicht. Und das Leben ist ein ganz klein bisschen ärmer, wenn man sie nicht kennt. ;) Pure Schönheit.
Dass sie auch anders können, zeigt die Rückseite. Ein recht lebendiger, pianobasierter Song ohne jeglichen Orchesterprunk, aber mit kleinen psychedelischen Einsprengseln.
Pentecost Hotel war ihre zweite Single. Rainbow Chaser, die dritte, ist auch noch sehr gut, fantastische Phase-Sounds. Die erste 7“ Tiny Goddess kenne ich nicht.
(·) Offensichtlich ziemlich rar.


Johnny Dee (John D. Loudermilk): Sittin´ On The Balcony / A-Plus In Love 1957 US-Colonial

Noch eine Platte, die ich ganz neu habe, und auf die ich kaum weniger stolz bin als auf Pentecost Hotel. John D. Loudermilk war lange nur ein Songwriter-Name für mich, kannte kaum etwas von ihm selbst. Das hat sich geändert und ich bin ziemlich angetan.
Mit viel Glück habe ich letztens seine ersten drei 7“s erstanden, die er Ende der 50er noch unter dem Namen John Dee veröffentlicht hat. Darunter ist dieses kleine Wunderwerk. Das Original dessen, was Eddie Cochrans kurze Zeit später bekannt gemacht hat.
Viel Hall in der Stimme, Chor („Ba-la-lala“ und sanfte „Ooh“-s), ein tolles E-Gitarren-Solo von Joe Tanner (s.o. eigens auf der Single credited) und dann dieser unglaublich grandiose Song machen diese Platte zu einem Juwel.
Die Flip, eine Lehrstunde in Love, ist ebenfalls sehr schön.
(·) Die Single scheint nicht allzu selten zu sein. Sie wurde, seit ich JDL suche, schon zwei- oder dreimal bei Ebay angeboten.


Ronny And The Daytonas: Bucket “T” / California Bound 1964 D-Columbia

Bucket „T“ ist die Rückseite von Magic Bus, denkt der Informierte. Klar, aber Bucket „T“ ist auch eine ganz tolle Surf-Single aus … Nashville.
„Ronny“ Wilkin´s Mama war dort eine recht angesehene Songwriter-in, aus deren Feder immerhin Songs wie Long Black Veil und One Day At A Time stammen. Verständlich, dass sie ihrem Sohn Starthilfe gab, so dass er mit diversen Nashville-Musikern seine erste Single, den Riesenhit G.T.O., aufnehmen konnte.
Die zweite und dritte US-Single machten dann chart-mäßig in den Staaten nicht mehr viel her, so dass sie bei uns in der obigen Form auf nur einer 7“ erschienen. Beide, sind aber dennoch ganz feine Surf-Songs.
Während California Bound den Einfluss der Beach Boys nicht verleugnen kann, kommt Bucket „T“ deutlich eigenständiger und wunderbar mitreißend daher. Zwar mögen die Trashmen stellenweise Pate gestanden haben, aber spätestens der Zwischenteil mit dem leicht schrägen Orgelsolo und den etwas verfremdeten Vocals, das Tuckern eines Motors imitierend, ist ausgesprochen gut gemacht. Begeisternd.
Ich nehme an, dass das Original von Jan&Dean ist, die Songautoren weisen darauf hin. Kenne die Version aber nicht. Tops, wie ist die Originalversion im Vergleich zu dieser?
(·) Als deutsche 7“ sehr selten und wohl nicht mit Hülle erschienen.

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