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Protex: Don`t Ring Me Up // Just Want (Your Attention) /Listening In 1978 UK-Good Vibrations (Rough Trade)
Eine Handvoll Punk-Bands, die eigentlich gar keine ganz richtigen waren, begeisterten mich ausgangs der 70s sehr. Protex gehörten dazu, The Undertones, The Buzzcocks und einige andere. Sie waren rotzig genug, um in die Zeit zu passen, als Musiker aber eher Feinmelodiker als Haudrauf-Kracher. Man könnte die Gemeinten unter Power-Punk-Pop subsummieren. Diese Protex-Single ist eine der besten von allen. Wunderbares Songwriting, klasse Drive und insgesamt ein umwerfender Charme. Schrammelgitarren, sehr zurückhaltende Drums und halt diese tollen eingängigen Songs. Auch die beiden Tracks der Flip stehen der A-Seite nämlich kaum nach.
Jeder, der die Single kennt, wird mir recht geben, dass diese Platte schon für ein ganz klein bisschen Unsterblichkeit reicht. Dennoch tauchen Protex z.B. in Strong´s-Indie-Diskographie nicht auf und ansonsten habe ich auch noch nichts von ihnen gefunden. Außer einer LP, die gern bei ebay als dubiose Neupressung angeboten wird, von der ich aber das Tracklisting nicht kenne.
Ist dies also das ganze Vermächtnis der Band? WD? Mikko? Thokei?
(·) Diese Single erschien zunächst auf dem Good Vibrations-Label (auf dem auch Teenage Kicks von den Undertones das Licht der Welt erblickte) in einem gefalteten kopierten Cover (habe ich leider nicht mehr!) und wurde kurze Zeit später noch mal von Rough Trade wiederveröffentlicht, vom Artwork her praktisch gleich. Oben ist es also meine Rough Trade-Ausgabe. Die GV ist recht selten, weil sie keiner mehr rausrückt, der sie einmal besitzt, und deshalb wohl auch schon teuerer. Habe sie ewig nicht mehr gesehen.
Michel Polnareff: Meine Puppe sagt Non / Gammler-Ballade 1967 D-disc AZ
Man schlage S. 46 der „500 besten Songs aller Zeiten“ im letzten Stone auf. Ulli Pfleger kürt dort das Titelstück zu seinem Lieblings-Song. Er hat von nun an alle meine Sympathien. ;)
Michel Polnareff´s « La Poupée Qui Fait Non » ist natürlich nicht der beste Song der 60s. Aber ich habe ihn damals ähnlich geliebt wie der Pfleger. Er hatte einfach alles, was auch mich umtrieb. War zwar recht einfach gestrickt mit den ständigen Wiederholungen der einen Akkordfolge, dabei aber auf seine Weise sehr liebevoll und leidenschaftlich gemacht. Polnareff sang ihn mit einer Stimme, die schlichtweg berührte. Folkmäßig und anders als die meisten Beat/Pop-Musiker der Zeit, direkter und eindringlicher. Die schönen, von ihm wohl selbst gesungenen, Backgrounds taten ihr Übriges. Zudem sah er noch blendend aus und war halt anders als alle anderen. Wenn es damals für mich 14-jährigen jemanden gab, der etwas aus der Reihe tanzte, dann war es dieser junge Franzose, der von seiner unerfüllten Liebe sang.
Wie Pfleger schreibt, ist diese Debüt-Platte in London unter der Regie des jungen J. Page aufgenommen worden.
La Poupée… erschien in D wie in Frankreich auf einer EP mit 4 Titeln. Als sich der riesige Erfolg abzeichnete, wurde obige deutsch gesungene Version als Single mit nur zwei Titeln produziert. Ich weiß nicht, ob alles neu eingespielt wurde. Nehme es nicht an. Aber der Mix ist ein deutlich anderer. Nicht ganz so dicht wie im Original, sondern durchsichtiger und viel filigraner. Ob man das bevorzugt, mag Geschmackssache sein, da das Original aufgrund seines beinahe schon garagenmäßigen Sounds auch seine Qualitäten hat.
Ähnliches gilt, eher noch mehr, für die ebenso wunderbare Rückseite „Beatnik“. „Gammler-Ballade“ hört sich heute doof an. Aber die Langhaarigen, die Beatniks, diese punkigen Aussätzigen („als Vagabund brauch´ ich ein´n Hund“) hießen nun mal Gammler. Kurze Zeit später mutierten sie dann auch bei uns zu Hippies. Wirklich toll die Flip. Rein musikalisch gehört noch besser und radikaler als die A-Seite und in dem dt. Mix kaum zu übertreffen.
Für mich ist diese deutsch gesungene Version deshalb keinesfalls ein Kuriosum.
Die EP-Ausgabe (im übrigen das gleiche Ratten-Cover, nur mit braunem Hintergrund) krankt ein wenig daran, dass sie nach den beiden grandiosen ersten Tracks jeder Seite als zweites Stück zwar sehr gute, aber doch eher chanson-artige Songs bietet. Diese nehmen den beiden Hauptsongs ein wenig von ihrer Wirkung. Es geht eben nichts über Singles.
Einige Zeit später erschien auch die frz. Fassung in D als Single mit nur zwei Titeln, dann aber schon gekoppelt mit seinem zweiten großen Hit, der Monster-Ballade: Love Me Please Love Me. Dazu irgendwann mehr.
(·) Die EP ist nicht sonderlich selten. Ich habe noch eine in ordentlichem bis mittelmäßigem Zustand abzugeben (*pm*). Die deutsch gesungenen Singles allerdings ziehen in letzter Zeit unglaublich im Preis an. Sind also wohl sehr gesucht.
Nancy Sinatra: Friday´s Child / Hutchinson Jail 1966 D-reprise
Was für eine feine Single. Aber welch ein Cover!? Patentgestrickter Rollkragenpullover mit Faltenrock und gequältem Lächeln vor Fototapete! Dabei war das keineswegs die erste Single eines noch unsicheren Backfisches. Alle anderen Sleeves, die ich von ihr kenne, sind schöner.
Nun denn, don`t judge a single by the cover. Grandios der Inhalt. Friday´s Child ein Blue-Eyed-Soul-Song der feinsten Art.
Je mehr ich von ihm kennen lerne, umso mehr bewundere ich Lee Hazlewood. Hat er doch nicht nur unter seinem Namen hervorragende Musik gemacht, sondern auch mit Nancy allerfeinste Songs auf produktionstechnisch allerhöchstem Niveau aufgenommen und recht innovativ dazu. In dieser Hinsicht vergleichbar mit Serge Gainsbourg (hätte nicht übel Lust hier dessen Je T’Aime auflaufen zu lassen).
Wohl meine Nr. 2 von Nancy.
(·) Nancy´s Singles sind leicht unterbewertet und nicht allzu schwer zu bekommen.
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