Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #23


Del Shannon: Runaway / Jody 1962 D-Heliodor

Del Shannon gilt als einer der großen Verlierer aus der pre-Beatles-Ära. Jedenfalls liest man so etwas häufiger. Gemessen an seinen grandiosen Songs in der Zeit zwischen Rock und Beat ist ihm zumindest nicht der große Ruhm zuteil geworden und vor allem geblieben, den er verdient gehabt hätte. Vielleicht wollte er das alles auch gar nicht, wenn man bedenkt, dass er Mitte der 60er entgegen allen Trends ein tolles Hank Williams Cover-Album aufgenommen hat.
Runaway ist einer meiner all-time-Faves und als Single sicher nicht übermäßig selten, aber dieses Picture-Sleeve hat nicht jeder; auch wenn es nur ein einfaches Schrift-Cover ist.
Der Song selbst ist großartig in seiner Dramaturgie. Dem tollen Intro mit einer Gitarre, die viel verspricht, aber im weiteren Verlauf des Songs kaum noch zur Geltung kommt (jedoch auch nicht vemisst wird), folgt ein Meisterwerk des Songwriting. Runaway kommt ohne Refrain aus, löst sich nach und nach von dem Beginn in Moll, um in einem großen Bogen (mit feinem Falsett-Gesang zwischendurch) in „Runaway, run run run run away“ seine Auflösung zu finden. Eigentlich gibt es nur diese eine Strophe, dann ein recht seltsames, beinahe spacig anmutendes Orgelsolo und noch einen wiederholenden Nachschlag. Eine perfekte Single.
Jody ist eine Ballade, die für manche heutige Ohren vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber in ihrer feinen, seltsam statischen Harmonik und Instrumentation große Klasse hat.


Blondie: Denis / Bermuda Triangle Blues (Flight 45) 1978 D-Chrysalis

Blondie´s dritte Single ist eine Auskopplung aus der Plastic Letters. Ich habe die Gruppe von Anfang an sehr gemocht, aber damals zunächst nicht verstanden, was sie in der Punk-Ecke verloren haben sollte. Nun denn, mir war es egal, Blondie waren für mich Pop, wie ich ihn mir nicht schöner wünschten konnte, obwohl/weil er neu und frech klang. Sie hatten alles: eine Frontfrau, deren Aussehen und Stimme das männliche Mittzwanziger-Herz höher schlagen ließen, eine Band, die hochintelligente, aber durchaus poppig eingängige Musik machte, Songs, die sofort ins Ohr gingen, dort dennoch eine erstaunlich lange Halbwertzeit behielten, und das alles mit einem damals durchaus ungehörten Drive, der elektrisierend wirkte. „Denis“ gehört auf jeden Fall in die Blondie-Top 3 bei mir, Genaueres weiß ich noch nicht.


Jimmy Hughes: Neighbor Neighbor / It´s A Good Thing 1966 US-Fame

Ich habe ganz oben schon eine Single von Jimmy Hughes vorgestellt. Er ist sicher nur ein Soul-Star aus der zweiten Reihe, wenn auch jemand mit ganz vorzüglicher, abwechslungsreicher Stimme. Ein paar Singles hat er gemacht, die deshalb nicht in Vergessenheit geraten sollten. Vielleicht wird er demnächst ja, wie einige in der letzten Zeit, wiederentdeckt. Zu wünschen wäre es. Die meisten seiner frühen Fame-Aufnahmen jedenfalls sind ganz große Klasse.
Neighbor Neighbor ist ein straighter, fast schon rockender Song mit pumpendem Bass, der dem Song einen pfundigen Drive verleiht; eine eher etwas ungewöhnliche Rick Hall-Produktion. Nehme jedenfalls an, dass es eine ist.
It´s A Good Thing ist ein Oldham/Penn-Song, der das Niveau der A-Seite nicht ganz halten kann, dennoch immer noch eine Ohrenweide.

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