Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Otis Redding: I´ve Been Loving You Too Long / I´m Depending On You 1965 D-Atlantic

Eine wunderbare Single! Allein I´m Depending on You weckt alle eingeschlafenen Füße und Geister.
Feiner „Northern Soul“, was zunehmend mehr Soul-Aufnahmen als Etikett angehängt wird. Dass ich mit dem inflationären Gebrauch dieses Etiketts leichte Probleme habe, steht schon anderswo im Forum.
Aber zur Sicherheit noch mal ein Exkurs: Southern-/Northern-Soul.
Der Southern-Soul in Amerika war, wie der Name unschwer vermuten lässt, eine Sache der Südstaaten, eine Mischung aus R&B und Gospel, Country und Rock´n Roll: Stax und Atlantic, Memphis und New Orleans, Rick Hall und Isaac Hayes…
Northern Soul leitet seine Herkunft nun nicht etwa folgerichtig von den Nordstaaten ab (etwa vom Detroiter Motown-Soul), sondern von den Tanzböden (nord)englischer Diskotheken. Ein Umstand, der schon einige Verwirrung gestiftet hat. (Ein Fan zu mir: „Nein, ich höre keinen Southern Soul, nur Northern Soul.“) Northern Soul ist aber keine ganz andere Soul-Musik, sondern lediglich ein „Gütesiegel“ englischer DJ´s bzgl. der Tanzbarkeit diverser Soul-Platten diverser Provenienz.
Dass ein eher konservativer Musikeinordner mit solchen Etiketten seine Probleme hat, versteht sich vielleicht. Und dass in England exorbitante Preise (und das heißt wirklich exorbitante Preise ab tausend bis x-tausend Pfund) für einzelne extrem seltene Soul-Singles bezahlt werden, die kein anderer DJ hat, nimmt man mit einem gewissen Interesse und auch einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis. Aber diese Preise scheinen letztendlich kulturhistorisch nicht allzu begründet. Jedenfalls firmiert bei Ebay mittlerweile vor/hinter jedem zweiten/dritten Soultitel das Etikett „Northern Soul“. („Mod“ scheint ein ebenso inflationär gebrauchtes, verkaufsversprechendes Etikett). Die B-Seite hier ließe sich also auch so vermarkten.
I´ve Been Loving You Too Long allerdings kaum. Es ist eines meiner absoluten Otis-Faves. Wunderbarer Song, tolle Interpretation, schlichtweg großartig in seiner Stimmung und musikalischen Anlage. Otis schafft es mit seiner Interpretation den schmalen Grat zwischen feinem Soul und großem Gefühl, Herz und Schmerz, Larmoyanz und Distanz zu treffen. Großartigst. Könnte viel mehr über dieses Juwel schreiben. Belassen wir´s dabei.
Apropos: Die Single oben ist nur meine vorläufige. Ich bin nach wie vor auf der Jagd nach einem besterhaltenen Exemplar mit Hülle. Das ist als deutsche Ausgabe recht selten.


Mickey & Sylvia: Love Is Strange / I´m Going Home 1956 US-Groove

Man kennt Love Is Strange von den Everly Brothers, Sonny & Cher, Buddy Holly und einigen mehr. Und die Fans von Dirty Dancing kennen gar diese Original-Version!
Ich habe den Song Ende der 60´s durch die Everlys kennen gelernt und war seitdem hin und weg davon. Als ich das Original zum ersten Mal hörte, war ich etwas überrascht. „Love is strange“, und strangeness war dort im Gegensatz zu den anderen Aufnahmen deutlich zu hören.
Mickey Baker´s Gitarre bringt nämlich eine gehörige Portion davon in diese Aufnahme ein. Seine E-Gitarre mag für heutige Ohren ein wenig wie ein ungeerdeter Blitzableiter klingen, 1956 war sie mit Sicherheit ziemlich cool, auch was Spieltechnik und Phrasierung anbelangte. Es dürften so einige Gitarristen von dieser Platte gelernt haben.
Heute kommt mir diese seltsame, etwas unbeholfen wirkende Aufnahme wie die endgültige vor. Besser geht es in diesem Zusammenhang nicht. Höchstens schöner! Und das Original könnte man nachträglich auch nicht mehr so einspielen wollen. Eine Frage von Raum und Zeit!
I´m Going Home. Schlurfend scharf, New Orleans-Mentalität. Ebenfalls großartig, vor allem die Soli!


The Rolling Stone: Get Off Of My Cloud / I´m Free 1965 D-Decca

What a shame! In mint ist dies eine ganz, ganz große Platte mit einer tollen B-Seite. Aber ich habe mein Exemplar gerade entsorgt, da es eine böse Delle am Anfang hat. Ärgerlich, dass ich sie in diesem Zustand überhaupt hier stehen hatte. Muss mich dringend um Ersatz bemühen.
Einige Zeit war Get Off Of My Cloud damals meine No.1 der Stones, heute ist es etwas zurückgefallen. Ich mochte damals diesen harten straighten Beat sehr, der schon im Intro Großes ankündigt, im Refrain mit seinem Wechselgesang dann aber sehr schön aufgelöst wird.
I´m free dagegen schwebt auf einem Soundbett aus Gitarre und Drums, ist, dem Titel entsprechend, zugleich statisch und treibend. Einfach nur schön. Eine Aufnahme, vor der ich heute allerhöchsten Respekt habe.
Das Cover habe ich natürlich nicht weggeworfen. ;) Es ist noch ordentlich erhalten. Zu dieser Single gibt es wiederum verschiedene Versionen davon. Die geläufigste scheint die zu sein, in der I´m Free rechts aufgedruckt ist. Auch die verwendete Schrifttype des Titels ist nicht bei allen gleich.

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