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Faves #20
Marcie Blane: Bobby´s Girl / A Time To Dream 1962 D-London
Teen Pop. Girl Pop. Devoted to men! Dafür lieben wir Männer diese Girls und Girl Groups so sehr und von Herzen. Aber natürlich nicht nur dafür.
Marcie Blane hatte mit diesem Song einen wunderbaren Hit, der da und dort gecovert wurde. Tracey Ullman´s Version ist wohl die bekannteste, aber Marcie´s Vorlage ist nie getoppt worden. Vor allem konnte das Mädchen singen und hatte dennoch nur diesen einen kleinen wunderschönen Hit. One single star in heaven! Wonderful!
The Renegades: Cadillac / Bad Bad Baby 1965 D-Hansa
Weniges trugen die deutschen Hörer zur Popgeschichte bei durch Anerkennung von Musikern, die bei uns Aufmerksamkeit fanden, die ihnen in den klassischen Pop-Ländern US/UK (zunächst) aber versagt blieb. Bestes Beispiel aus den 60s sind The Creation, diese heute von allen Neo-Mods weltweit so verehrte Gruppe, die bei uns ihre Hits hatte, aber kaum irgendwo sonst. Oder Casey Jones oder halt die Beatles ;) oder eben The Renegades mit Cadillac. Gegenbeispiele gibt es natürlich zuhauf!
The Renegades stammten aus Birmingham und machten, wenn man Augen- und Ohrenzeugen glauben und vertrauen darf, mehr schlecht als recht die Bühnen unsicher. Sie brachten über ein finnisches Label diese 7” auf den Markt, die bei uns und in den skandinavischen Ländern gut verkauft wurde. Eine UK-Version gab es meines Wissens gar nicht. Vor allem in Finnland waren sie echte Stars, auch dann in Italien. In der Folge erschien noch die eine oder andere weitere Platte von ihnen. Aber sie wurden eben kaum in England wahrgenommen.
Dann nahmen The Clash ein Cover dieses Songs für London Calling auf, was für englische Ohren einem Aha-Erlebnis gleichkam, obwohl, und hier schließt sich der Kreis doppelt und dreifach, „die“ Originale aus England stammten.
Zwar hatten die Renegades sich auf ihren Platten dreist als Autoren ausgegeben, aber in Wirklichkeit stammt der Song von dem englischen Rockabilly-Hero Vince Taylor & His Playboys. Diese Aufnahme habe ich jedoch noch nie gehört.
Was nun machten die Renegades bei diesem Klassiker alles richtig? Feiner metallener Gitarren-Sound, eine offene Produktion, klasse Vocals. Das alles wenig vordergründig und Effekt haschend, dafür mit feinem hintergründigen Drive, was der Aufnahme einerseits etwas unschuldig Naives gibt, andererseits hat sie es dadurch eben faustdicke! Es fehlt Swing in jeder Form, dennoch ist sie in sich überaus stimmig und catchy.
Bad Bad Baby ist ebenfalls kein richtiger Beat, auch kein rechter Rock, obwohl es irgendwo nahtlos an die 50s anzuschließen scheint.
Seltsame Band, seltsame Musik, seltsamer Erfolg. Ich habe noch die Take A Heart von ihnen, aber die kommt hier selbstverständlich im Original zu Ehren.
Ike & Tina Turner: River Deep Mountain High / I´ll Keep You happy 1966 UK-London
Phil Spector´s Meisterstück? Da ich bislang keine Listen geführt habe, mag ich es nicht behaupten wollen. Aber in jedem Fall ist diese Aufnahme nahe dran.
Allein der Beginn. Welch ein Sound, welch ein Raum tut sich auf. Wie fein ist das dort alles trotz seiner Wuchtigkeit aufeinander abgestimmt. Dann Tina und diese Backgroundladies, die kaum zu hören sind. Der Song mit seiner ungeheuren Dramatik tut sein Übriges, diese Single zu einer der allergrößten zu machen. Greenwich/Berry übrigens, im Verein mit Spector. Bei der letzten Strophe nimmt Spector die Instrumente zurück (man höre trotzdem nur mal, wie interessant das alles soundmäßig dennoch klingt!), um dann die Überleitung zum letzten Refrain um so furioser in Szene zu setzen. Der schiere Wahnsinn. Damals wie heute.
Weiß eigentlich jemand, ob die Zusammenarbeit zwischen dem alten Fuchs Ike Turner und Spector bei dieser Aufnahme völlig reibungslos war? Tops?
I´ll Keep You Happy ist auch von Spector, aber eher klassischer R&B, was keinesfalls abwertend gemeint ist. Es ist ein prächtig fetzendes Stück Musik mit einem schier atemlosen Drive. Kein Wall of Sound, nur ein bisschen Hall bei den Vocals, ansonsten straight bis zum Umfallen (auf der Tanzfläche!).
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