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Faves #18
The Sweet Inspirations: Crying In The Rain / Everyday Will Be Like A Holiday 1969 D-Atlantic
Sträflich unterbewertet, reichlich übersehen und am bekanntesten womöglich als Backing-Vocals des King um ´70 herum. It´s a shame!
Dabei waren The Sweet Inspirations vor ihrer königlichen Zeit schon unglaublich gut. Das hier ist aber kein Detroit-Girl-Group-Sound wie jener der diversen Motown-Damen, sondern reiner Deep Southern Sweet Soul der Südstaaten, der seine tiefen Wurzeln im Gospel hat. Und nicht von ungefähr haben die vier Sängerinnen (unter ihnen an erster Stelle Whitney´s Mutter Cissy Houston) auch eine reine Gospel-Platte unter diesem Bandnamen aufgenommen. Zudem waren sie häufig gebuchte Backing-Vocals bei einer Vielzahl von Atlantic/Stax-Produktionen.
Diese Single ist eine der ultimativen Platten für mich, sie hat die Ohren ganz weit geöffnet für eine solche Musik und ist meine Nummer zwei unter den Female-Soul-Singles. Seelenmassage und musikalische Offenbarung zugleich. Beide Songs sind Balladen, beides keine Originalsongs von ihnen. Die Flip, von William Bell und Booker T. geschrieben, ist eine überaus schöne Nummer, die die Bell´sche Original-Aufnahme weit hinter sich lässt. Welch eine Weichheit der Vocals, eine Hingabe an die Musik und zudem ein wunderbares Arrangement (von Arif Mardin, Prod. T. Dowd). Voller Sound, schöne Bläser, feinste Gitarrenlicks (Duane Allman?).
Das Ganze wird höchstens noch übertroffen von der überirdisch schönen A-Seite, der jegliche Süßlichkeit fehlt; dafür sorgt schon die Rhythmusgruppe. Und Soulstimmen, denen Manieriertheit und Angestrengtheit ein Fremdwort ist. Elvis hatte schon ein verdammt gutes Händchen.
Soweit ich weiß, gibt es keine/kaum Reissues, Sampler oder Datenträger mit der Musik dieser Damen, also gilt es, die alten Vinyls zu ergattern. Die Songs dieser Single sind auf der LP Sweets For My Sweet. Wobei gerade der Titelsong mir noch als einer der schwächsten erscheint. Aber auch die LP erhält glatte *****
Four Jacks And A Jill: Master Jack / I Looked Back 1968 D-RCA
It´s wonderful, but there´s a kind of mush. And it smells like an old time spirit.
Die vier Jacks und das Mädel kamen aus Australien und reihten sich ein in die sittsame Riege der damaligen folk-poppigen Bands a la Seekers. Sie wollten jaa keinem auf die Füße treten. Letzter Bravheits-Indikator dieser Bands mag der Anteil an Dylan-Covers im jeweiligen Oeuvre sein. Bei den Australiern wüsste ich von keinem einzigen.
Und dennoch. Brav und etwas in die Jahre gekommen klingt es, aber nicht dümmlich. Master Jack ist ein perfektes Stückchen Folk-Pop. Gar so erfolgreich, obwohl sich kaum jemand noch daran erinnert, dass es in einer eigenen Jacks&Jill´schen deutschen Coverversion erschienen ist. Völlig unnötigerweise natürlich.
Jill singt, die Herren sind nur als Backing-Vocals im Hintergrund zu hören. Das Ganze wird von einem lockeren Gitarrenpicking und einer kleinen Rhythmusgruppe begleitet. Absolut keine Süßlichkeit im Arrangement, höchstens in der Melodieführung.
Mir fällt aus den späteren Jahrzehnten überhaupt nicht mehr solche Musik ein, die diesen schmalen Grat zwischen Kitsch und Kunst halbwegs zu gehen gewusst hätte. Es mag daran liegen, dass solche Musik in den 60´s noch direkter, wesentlich weniger kalkuliert gemacht wurde als später. Das Titelstück jedenfalls mag ich auch heute noch ganz gern hören.
Die Flip schafft den Spagat nicht.
The White Stripes: Fell In Love With A Girl / I Just Want To know What To Do with myself 2002 UK-XL
Sie gilt als ihre beste Single. Allerdings ist sie nicht meine liebste, obwohl ich sie sehr mag.
Jack und Meg White bringen ihre musikalischen Ideen hier derart genial auf den Punkt, dass es kaum besser geht. Kurze knackig krachige Takes, wirkungsvolle gesetzte Breaks. Nichts mehr. Keine zwei Minuten lang. Aber die Welt ist danach anders. Absolute Bewunderung meinerseits.
Die Flip ist da natürlich nur Zugabe. Es ist eine Annäherung an den wunderschönen Song von Dusty Springfield in White Stripes-Manier. Mehr nicht. Aber dennoch überaus gut hörbar, und ja, Spaß macht er auch!
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