Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Marsha Hunt: Desdemona / Hippy Gumbo 1969 D-Polydor

Jene US-Dame mischte Ende der 60er die Londoner Szene ein wenig auf. Zunächst gehörte sie zur Londoner Original-„Hair“-Besetzung, dann wollte sie von Jagger ein Kind, was sie auch bekam, weswegen es aber zunächst noch so einiges an Hickhack mit dem Herrn gab.
Zudem war sie mit Marc Bolan befreundet, von dem sie einige Songs unter der Regie Kit Lambert´s und Tony Visconti´s aufnahm. Letzterer produzierte mit ihr auch den Song „Woman Child“ von Tucker Zimmerman, auch einer meiner Faves von damals.
Hier sind nun zwei ihrer Bolan-Songs aus einer Zeit, als an T.Rex noch nicht zu denken war, die Vorform Tyrannosaurus Rex aber schon von sich reden machte. Beide Songs sind allerdings schon älter und entstammen der Bolan-John´s Children-Ära. Jene tolle Band, die ich hier auch noch vorstellen werde.
Desdemona ist ein klasse Song von ganz eigener Bolan´scher Machart. Er bekommt durch die volle Stimme der Hunt und Lambert´s Produktion richtig Power (vielleicht etwas zu viel), ganz im Gegensatz zur psychedelischen Verspieltheit der John´s Children-Version.
Der wahre Schatz aber ist die B-Seite. Hippy Gumbo zeigt, dass Bolan und Visconti schon damals den „Nighttripper“ Dr. John bestens studiert hatten. Unglaublich gut gemacht und produziert, von einer Durchsichtigkeit und Laszivität, dass man sich nichts sehnlicher gewünscht hätte, als Marsha mit diesem Song in einem Club zu sehen. Viel besser als die Children-Version, teuflischer Voodoo und englische Coolness in einem!


Creedence Clearwater Revival: Have You ever Seen The rain / Hey Tonight 1970 D Bellaphon

Eine Double-A-Side. Die Rückseite des Covers ist mit der abgebildeten Vorderseite identisch, nur stehen die Songtitel dort vertauscht. Ich bevorzuge Have You Ever Seen The Rain. Auch wenn Hey Tonight ein tolles Intro hat, ein feines Zwischenspiel, eine eher CCR-untypische Luftigkeit und also natürlich große Klasse.
Aber: Have You Ever Seen The Rain ist einer der ultimativen Tracks von ihnen. Ein Song für die Ewigkeit. Man sollte ihn vielleicht nicht immer hören. Ich habe auch schon erlebt, dass er mich kalt ließ, aber normalerweise gibt mir dieses Lied alles, was Musik geben kann. Ich will da auch gar nicht gründeln, woran es liegen könnte. Die Orgel ist da wohl wichtig, dieser Melodieaufbau, der Bass, die Vocals sowieso. Alles zusammen jedenfalls musikalischer Balsam für die düstersten Stunden. Wunderbar.
Für die lichteren Momente gibt es ja die andere Seite. Eine perfekte Single also.


Percy Sledge: It Tears Me Up / Heart Of A Child 1966 D-Atlantic

Man unterschätze diesen Percy Sledge nicht, ich habe es schon mal gesagt. Es gibt ein paar sehr, sehr gute Sachen von ihm. Ist dies seine beste Single? Ich weiß es noch nicht. Die A-Seite jedenfalls ist ein todtrauriger Song aus der Feder von Oldham/Penn, in einem Atemzug mit dem ebenso großartigen Nickel And A Nail von O.V.Wright zu nennen (habe die leider nicht als Single). Grandios.
Die Flip kommt stomp-mäßig dann etwas mehr zur Sache. Ist in dieser Hinsicht sicher gut, aber darüber hinaus eher Durchschnitt, was bei den Atlantic/Stax-Sachen dieser Zeit aber schon beinahe jenseits von gut und böse bedeutet. Tolle kraftvolle Produktion.

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