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The Undertones: My Perfect Cousin / Hard Luck Again / Don´t Wanna See (You again) 1980 D-Sire
Man musste diese Iren einfach mögen. Teenage Kicks (siehe unten) hatte ich zuerst auf einem Sampler gehört und mich völlig darin verliebt. Danach alles von ihnen gekauft. Sie waren für mich die Inkarnation des Power-Pop-Punk: mit Ohrwurm-Melodien (ohne die funktioniert so etwas nicht), ansprechend sägender Gitarre und nach vorn peitschenden Rhythmen. Nichts sonst! Das alles perfekt gemacht, aber ohne aufdringlich vordergründige Produktion oder besondes marktorientiertes Kalkül, sondern wie selbstverständlich und irgendwo völlig logisch und unbedarft über den Hörer ausgegossen. Herrlich. My Perfect Cousin ist ein besonderes Highlight. Die meisten werden es kennen.
Die Rückseite enthält das längere, mehr instrumentale Hard Luck und ein kaum vierzigsekündiges I Don´t Wanna See You Again, womit die Sache selbst wohl kaum besser auf den Punkt hätte gebracht werden können. Wonderful.
The Rivieras: California Sun / H.B. Goose Step 1964 D-Vogue
Ist das eine Platte! Punch, Drive, Direktheit, die ihresgleichen suchen. Vibrierend vor Energie, und dennoch nach derzeitigen Maßstäben recht unvollkommen. Das kann heute jede Top10-Band besser, aber darin liegt gerade der Reiz dieser Platte. Man nimmt förmlich teil an den popmusikalischen Erkundungsflügen der Rivieras ins Reich der musikalischen Energie.
Tom Tom, Gitarre, Orgel, ein einfacher Text, eine noch einfachere Melodie und fertig war eine der wenigen Waffen, die die Großinvasion der Beatles zwar nicht aufhalten, aber doch zumindest für kurze Zeit unterbrechen konnte. Man achte nur mal auf dieses instrumentale Zwischenspiel von Gitarre und Orgel, das kaum anderes bietet als die Dopplung der Töne auf beiden Instrumenten (von Melodie kann man kaum sprechen); und dennoch, wie viel Drive steckt drin! Klasse.
Aus South Bend/Indiana stammend sahnten die Rivieras mit dieser Surfnummer weltweit richtig ab. Ansonsten gibt es womöglich nicht viel Bemerkenswertes von ihnen. Habe noch ein paar andere Singles, die an diesen Geniestreich bei weitem nicht herankommen. Auch die Rückseite ist ein eher gewöhnliches Instrumental auf den Spuren von Johnny und seinen Hurricanes. Dennoch gut!!
Procol Harum: Homburg / Good Captain Clack 1967 D-Polydor
Natürlich ist A Whiter Shade Of Pale von ihnen eine ganz großartige Nummer, aber ich mag das auf feine Weise überladenere Homburg noch lieber.
Es ist ein würdiger Nachfolger von A Whiter Shade… und weist Gary Brooker als großen Musiker aus, der eben nicht in den Fußstapfen des Riesenhits (der damals allerdings zunächst ein wenig Ladehemmung hatte, wenn ich mich recht erinnere) ein ähnliches Follow up kreierte, sondern hier etwas ziemlich Eigenständiges auf die Beine stellte. Natürlich sind seine Orgel und Vocals soundbestimmend wie gehabt. Aber Homburg hat eine richtig dramatische Melodieführung mit einer schön romantischen Harmonik, die den eher klassischen, an Bach angelehnten Vorläufer an Emphase noch deutlich übertrifft. Wenn schon klassischer Pop, dann ruhig so! Habe sie ca. 68 auch mal live gesehen und war ziemlich beeindruckt, was die Herren auf dem üblichen Rockinstrumentarium auf die Bühne zu bringen verstanden. Keine Spur von Kitsch.
Die Flip weist solcherlei Verdächtigungen ohnehin ganz schnell als grundlos zurück.
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