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The Herd: Paradise Lost / Come On – Believe Me 1968 D-Hansa
Habe lange überlegt, ob ich sie mit hineinnehmen soll, und nun ist sie hier. Habe diese Single früher sehr geliebt. Dieses theatralisch Elaborierte, diese große Geste spätgeborener Mods. Mod goes Pop. Alles in allem very british, aber nach wie vor sehr schön.
Der nicht mal 18-jährige P. Frampton verdiente sich zusammen mit Andy Bown unter dem Namen The Herd Ende ´67 und Anfang ´68 unter den Fittichen des Erfolgsmanagements Ken Howard und Alan Blaikley (u.a. auch Dave Dee, Honeycombs u.a.) seine ersten Sporen. Von seiner Gitarre war noch wenig zu hören, dafür war alles viel zu orchestral. Und den Gesang teilte man sich.
Im Grunde war die Musik der Band also eine ziemliche Retortengeschichte des Managements, was wir auch damals so empfanden. Aber das Ganze hatte absolut Hand und Fuß und mit dem Abklingen der Psychedelia machten The Herd noch eine ganz eigene Form davon, völlig ohne Loops und dem ganzen sonstigen modernen technischen Schnickschnack von damals, nämlich klassisch orchestriert und arrangiert. Handmade Psych. Allein dafür haben sie großes Lob verdient.
Die Rückseite hingegen lässt erkennen, wie gut die Walker Brothers waren. Ein bandeigener Song mit Walkers-Bros.-Touch und versuchtem Scott-Bariton, aber er versackt irgendwo in sich selber. Habe mir daher bislang auch noch nie die The Herd-LP angehört. Kann nicht gut sein, denke ich. Sieht das jemand anders?
Und Tops, kannst du noch ein ganz klein bisschen über diese Howard/Blaikleys erzählen?
The Monkees: Alternate Title / Forget That Girl 1967 D-RCA
I confess! Ich habe sie immer gemocht. Retorte pur, aber was für eine.
Habe es eben schon anklingen lassen bei The Herd: Auch in den naiveren 60´s hatten wir ein ziemliches Gespür für Retortenmusik und schon damals wurden Bands wie die Monkees von vielen deshalb abgrundtief verachtet. Die kritische Haltung war damals m.E. unter Jugendlichen noch weit mehr verbreitet als in späteren Zeiten bei ähnlichen Gelegenheiten.
Gegen The Herd waren die Monkees in meinen Ohren deutlich eigenständigere Musiker, auch wenn sie am langen Arm der Produzenten waren.
Sie hatten tolle Songs, einen umwerfenden Charme, eigene musikalische Klasse und gingen den Markt z.T. recht offensiv an. Das heißt, sie gingen nicht den sicheren Weg, bewährte Hitrezepte zu kopieren, sondern machten schon ihr ganz eigenes Ding.
Dafür ist Alternate Title ein tolles Beispiel. Ein unglaublicher Song, der auf Grund seiner seltsamen Struktur eigentlich gar keine Hitpotenzial hat und in den USA auch nicht als Single erschienen ist. Hier aber und andernorts ein Hit war.
Eingerahmt von Paukenwirbeln zu Beginn und am Ende, dann einer leicht atonal perlenden Piano-Figur, singt Autor Micky Dolenz seine böse Attacke darüber, wie ihm sein Mädchen weggeschnappt wurde. Immer wieder gewaltige musikalische Ausbrüche zwischendurch, bis wir über eine wunderbar leichtfüßige Scat-Passage, in der er über seine Wut nur vordergründig hinwegzusingen scheint, zum Höhepunkt des Songs kommen, fast in Lärm mündend (Wahnsinn diese Orgel und die polyphone Stimmführung!).
Der Song firmiert eigentlich unter dem Titel „Randy Scouse Git“, welcher in England und auch bei uns umgetitelt wurde in „Alternate Title“ ;) . Entstanden ist er wohl auf einer Englandtour nach einer durchzechten Nacht mit den Beatles. Haben die ihm seine Freundin ausgespannt? Weiß jemand mehr?
Ganz, ganz großartig jedenfalls.
Fairport Convention: Si tu dois Partir, Va-T’en / Genesis Hall 1969 D Island
Ich habe hier im Forum schon einmal über diese Single geschrieben. Ich liebe sie sehr. Die A-Seite enthält das legendäre If You Gotta Go Go Now in einer frz. Textversion.
Legendär ist If You Gotta… allein deshalb, weil es weltweit von CBS nur in Holland als Dylan-Single veröffentlicht wurde, dort auch kaum gekauft wurde und sie offiziell bis spät in die 70er nirgendwo zu hören war. Es ist eine jener drei Mid-60’s Non-LP-Dylan-Singles (siehe oben) und die bei weitem gesuchteste. Leider kann ich damit nicht mehr dienen, auch wenn ich sie mal in neuwertigem Zustand besessen habe. Für Ersatz müsste ich heute wohl 250 Euro auf den Tisch legen.
Nun geht es hier aber um die wunderschöne Fairport-Version. Sie ist ganz eigen, musikalisch in sich völlig stimmig und wunderbar instrumentiert. Einzig fällt mir einfach kein Reim darauf ein, warum hier Form und Textinhalt richtig gut zusammenpassen sollen. Diese irgendwo Egal-Stimmung mit ihrem „Bleib über Nacht oder geh, aber entscheide dich!“, kann man schlecht mit Chor machen, denke ich da. Aber dann fällt mir ein, dass man es auch als eine Art Volkslied sehen und singen kann, wo Form und Inhalt zwar schon ein Stückweit auseinandergefallen sind, aber beide jeweils für sich und miteinander dann eine um so stärkere Symbiose bilden.
Auf der Rückseite dann das traumhaft schöne Genesis Hall von R. Thompson ebenso traumhaft gesungen von Sandy Denny.
Zur Hülle muss ich nichts sagen!
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