Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #7


Bonnie Prince Billy: Agnes, Queen Of Sorrow / Blokbuster 2004 Domino-EU

Ein schwieriges Terrain: Singles von heute. Sie haben für mich nicht die Bedeutung, die ältere haben. Da gilt es dann besonders gut auszuwählen, welche den Vorzug hier bekommt. Agnes, zum Beispiel.
Ich weiß natürlich, dass manch einer Oldham´s Greatest Palace Music fürchterlich findet. Aber ich mag sie sehr. Ganz großartig.
Ich habe schon mal geschrieben warum. Für mich ist diese Platte eine Bestätigung Oldham´s Genies. Mich stören weder Geige, noch Steel. Im Gegenteil. Die Palace Originale kamen mancherorts wie kleine Bekenntnisse daher, die sie in meinen Ohren nicht waren, was Oldham auch stets durchklingen ließ. Hier geht er den umgekehrten Weg, er verpackt die Songs in puren Wohlklang, meint aber das Gleiche. Nehmt mich und meine Songs nicht zu ernst. Sie sind doch nur Lieder. Uneigentlich und tiefgründig zugleich. That´s, what it is!
Und die Do-LP kulminiert in dieser 7“. Was soll ich mehr dazu sagen, diese Single ist schlichtweg grandios. Diese Version von Blokbuster nicht auf der LP als zusätzlich wichtig.


Wanda Jackson : Let´s Have A Party / Cool Love 1958 D-Capitol

Manche halten sich die Ohren zu, wenn sie diese Platte hören müssen, so heruntergespielt ist sie. Dennoch, ich mag sie. Ich stehe dazu! Sie ist die erste Platte, die mir den Eindruck davon gab, was man später Punk genannt hat.
Diese Härte, diese Stimme, diese Unbedingtheit war für mich Mitte der 60s, als ich sie kennen gelernt habe, noch fordernder, noch unbedingter, noch „geiler“, wie man heute sagen würde, als das meiste Spätere. Zudem singt eine Frau!!
Unsereins hatte vielleicht weniger Auswahl als manche andere dazumal. Man war auf das Wenige im Radio (WD schreibt gelegentlich vom Transistor-Radio unter der Bettdecke! Stimmt! Warum eigentlich unter der Bettdecke? Ich weiß, warum bei mir!), auf das Hörensagen, auf Live-Bands und auf die Singles von Freunden und von deren Freunden und Bekannten angewiesen. Aber nach und nach kristallisierte sich ein Kanon von älteren Singles heraus, zu dem auch diese gehörte. Wie gesagt, die große Übersicht fehlte womöglich, aber die Liebe zum Einzelnen war da. Und die verschwindet nicht einfach mir nichts dir nichts wieder.
Oben das Label eine 68-er Reissue-7“. Muss mich mal um ein Original kümmern.


The Kinks: Autumn Almanac / David Watts 1967 D-Pye

David Watts entschädigt auf der ganzen Linie. ;)
Wiederhören ist nämlich angesagt und … ich kann wirklich nicht dafür, so sehr ich sie früher geliebt habe, aber es fehlt mir plötzlich der Kick bei Autumn Almanac. Ein ganz klein wenig ist sie ins Alter gekommen. Steinigt mich. Es war immer ein Highlight für mich und tönt mir heute eine Idee zu bemüht, zu harmlos und zu zeitgebunden. Auch eine Erkenntnis, zu der dieser Thread zunutze ist. Wenn ich es recht bedenke: Vor ca. 20 Jahren schon stand Autumn Almanac als Herbstlied neben anderen „Klassikern“ wie „Hejo, spann den Wagen an, der Wind treibt Regen übers Land…“ in einem Liederbuch für Schulen.
Eigentlich eine klassische Double-A-Side, weshalb die Rückseite des dt. Sleeves auch das gleiche Bild zeigt, aber mit David Watts als Aufdruck. Und David Watts kennt ja ein Großteil der Forumianer bestens auch in der Jam-Version. Sie hat die Zeiten wunderbar unbeschadet überstanden. Mithin auch ein Klassiker!
Bevor ich diese Texte ins Netz stelle, höre ich Autumn aber noch mal. Ist mir ein wenig unheimlich damit. ;)
PS: Habe sie noch mal ziemlich laut gehört. Da kommt sie besser, aber eine ganz leichte Enttäuschung bleibt.

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