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alexischicke
Den den Gypsy gepostet hat ist ein gutes Beispiel.Chet Baker singt völlig ohne jegliche Betonung monton den Song und seine Stimme ist eher kalt und abweisend. Die Botschaft kommt überhaupt nicht rüber.
Chet singt halt, wie er Trompete spielt. Seine Vocals sind eine kongeniale Umsetzung des „Cool Jazz“-Sounds. Insofern ist sein Ansatz ein ganz anderer als z.B. der von Sinatra oder Bennett. Kühle, unnahbare, lyrische, unausgeschmückte Eleganz vor Swing, offensiver Emotion und klassischer Vokalartistik, dabei doch sehr melodisch, melancholisch und mit hoch ausgeprägter Sensibilität für das Material. Trotz dieser unaufgeregten Distanz (eher zum Hörer als zu den Songs) für mich ungemein berührend. Da das damals, so weit ich weiß, ziemlich „unerhört“ war, halte ich sein Gesang für bedeutender als sein Trompetenspiel (das ich allerdings ebenso schätze). „Chet Sings And Plays“ ist mir das liebste aller Vocal-Jazz-Alben, die ich kenne.
Zugang für seine Interpretationen bekommt man m.E. besser, wenn man sich mit seiner Person auseinandersetzt. Wie gesagt, wenn Du ihn in dem Film „Let’s Get Lost“ den Titeltrack oder „Just Friends“ (und vieles mehr) singen hörst und dabei immer noch nichts spürst, dann solltest Du Dich wirklich nur noch um die Instrumentalaufnahmen kümmern.
In diesem Fall kann ich eigentlich so ziemlich alles empfehlen, was er für Pacific aufgenommen hat (Tipp: „Playboys“ a.k.a. „Picture Of Heath“), vorher seine frühen Aufnahmen mit Gerry Mulligan, später „Baby Breeze“ (Limelight), dann auf Prestige etwa „Groovin‘ with the Chet Baker Quintet“ (unglaublich energetisch!), auch seine 70s-Aufnahmen für CTI (insbesondere „She Was Too Good To Me“) oder „The Touch Of Your Lips“ (SteepleChase) sind wunderschön.
Die eine oder andere Gesangsnummer findest Du allerdings auch auf einigen dieser LPs.
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