Re: The Beatles – Revolver

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Anonym
Inaktiv

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topsDoch, erst recht im Kontext eines Albums. Ich erinnere mich freilich an die Diskussionen mit Beatles-Fans anno ’68, die so argumentierten wie Du. „Ob-La-Di“ ist ein wenig deppert, gaben sie zu, aber belastet den Gesamteindruck der Doppel-LP doch kaum, weil man großzügig darüber hinweghören kann. Und die Idiotie von „Revolution 9“? Das, so wurde beschlossen, falle ohnehin aus dem Rahmen und sei ja gar nicht in Kategorien wie „gut“ und „schlecht“ zu pressen, weil es doch „ein Statement“ sei und weniger ein Beatles-Song, ja eigentlich nicht einmal ein „richtiges“ Musikstück. Etc. Was immer die Beatles veranstalteten, war zumindest für jene Sorte Fan sakrosankt, die sich eigentlich kaum für Musik jenseits der Fab Four interessierte. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, fürchte ich.

Das ist wirklich gekonnt und auch subtil polemisch, weil hier versucht wird, nicht nur ein Argument anzubringen, sondern nebenbei noch jeden, der andere Standpunkte vertritt, zu diskreditieren, indem man ihn in eine Ecke steckt.
Die doch etwas perfide rhetorische Figur, die Du anwendest, geht so: Wer so argumentiert wie Rossi, nimmt auch Ob-La-Di in Schutz, verteidigt die Idiotie von Nr 9, führt krude „Wertungs“-Kategorien wie „Statement“ ein und gehört zu „jener Sorte Fan“, die alles „sakrosankt“ findet, was die Beatles fabrizierten, und die eigentlich gar nicht mitsprechen dürfte, weil sie sich ja eh für nix interessiert außer den Beatles. Und falls irgend so ein Naivling auf die Idee kommen sollte, diese geschickte Verkettungstirade richte sich ja gar nicht gegen irgendwelche namentlich zu benennenden Heutigen, sondern beziehe sich auf gestrige (um nicht zu sagen ewig-gestrige) Grabenkriege, räumt der letzte Satz alle Zweifel aus.
Ansonsten: Ja, Ob-La-Di ist deppert und Revolution 9 eine Idiotie.
Dennoch ist das Weiße Album maßstabssprengend gandios.

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