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Aha, sind wir jetzt bei den Diskussionen angekommen, dann wird es Zeit, dass wir das Thema zum Ende bringen.
Ich weiß nicht recht, wohin mit dem Album. Zu anfangs habe ich euch ja berichtet, dass „Lady in Satin“ in meinen Augen wirklich schön klingt, aber das war es auch gewesen. Erst die Fakten, über den traurigen Abgesang, eure Kritiken und die damit veränderte Sicht auf die Dinge ließen mich das Album plötzlich anders betrachten und ich versuchte gewisse Feinheiten zu erkennen, beispielsweise die Zerbrechlichkeit der Stimme und das Zusammenspiel mit dem Orchester, indem es einige Unstimmigkeiten gegeben haben soll. So banal es klingt, das Schmatzen von Holiday im ersten und zweiten Song sah ich schon als drogenbeeinflusste Unkontroliertheit der Mundwinkel. Letztlich habe ich mir viele Gedanken gemacht und das in einer Art und Weise wie ich persönlich nicht an Musik herangehen will. Mir ist es egal wieviel Drogen ein Künstler intus hat oder wieviel Anstalten er/sie schon von innen gesehen hat, so kaltherzig das klingen mag.
Aufgeben wollte ich nicht und somit wieder hören, und nur hören. Was übrig bleibt ist die Rückkehr zum Ersteindruck. Manche Melodien sind sehr schön und das werden sie auch bleiben, aber „Lady in Satin“ wohnt nach meiner Meinung nichts Tiefgründiges inne, dafür interessieren mich ihre Texte auch zu wenig. Ich bin zum größten Teil gelangweilt.
Nur ein einziger Track schafft es bei mir nicht, die Gedanken an Holidays Geschichte und tragischen Tod zu verdrängen. Im Grunde genommen sind es nur die ersten 30 Sekunden von „For all we know“. Das Orchester spielt normal und nichts bemerkenswertes – erst Lady Days Einsatz treibt die Melancholie auf die Spitze. Meine Gänsehaut möchte ich nicht ungenannt lassen.
Sollte ich irgendwann mal mit der unbekannten Dame meines Herzens in New York auf einem zugefrorenen See Schlittschuh laufen, dann werde ich an „Lady in Satin“ denken, vorher leider nicht.
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