Re: Who's (Be)Bop?

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dagobert

Registriert seit: 09.07.2002

Beiträge: 8,584

aus der hüfte also, es geht nicht anders:
ich habe es einige male versucht. ich war wirklich gnädig aufgelegt, sie hatte die besten chancen und eine wirklich sehr gute ausgangsposition! aber nein, sie hat es nicht geschafft, mich zu überzeugen.
ich erkenne ihre kollossalität, ihre spiritualität und ihre bedeutung ob der afro-amerikanischen geschichte. ich finde sowas wirklich klasse. wenn ich darüber lese, komme ich ins schwärem. doch umgesetzt auf platte ist das einfach zu viel für mich. diese musik ist schlicht zu gross (für mich).
mir sind bisher nur ganz wenige alben untergekommen, die so viel aufmerksamkeit von ihrem hörer abverlangten, wie diese platte. doch diese platte verlangt schon so viel, dass es penetrant ist.
ich habe ungelogen innerhalb von wenigen tagen bestimmt 5 mal ausgeschaltet, als mahalia jackson dabei war, ihren psalm 23 zu singen. und der ja bekanntlich gerade mal drei minuten lang ist. es geht nicht!
generell kann ich sagen, wird es zu anstrengend, sobald jackson anfängt zu singen.
ich hätte wirklich gerne die originalversion gehört (am besten noch die uraufführung von 1943 in der carnegie hall), da musikalisch doch auch schöne passagen zu finden sind. „part I“ ist wirklich vielversprechend. man sitzt nur so da und ist überwältigt von dieser (in vielerlei hinsicht) grossartigkeit. unumstritten mein lieblingsstück! „part II“ und „part III“ mag ich auch, aber irgendetwas stört mich. ich fange mich an zu fragen, ob big band musik wirklich das richtige für mich ist. es klingt alles so perfekt (vorgetragen) und doch so nervend. wobei es erst dann so richtig nervt, sobald sie anfängt, ihren teil anzustimmen. wobei „come sunday“ ja noch mit viel gutem willen einige schöne seiten bietet, doch „23rd psalm“ ist schon sensationell anstrengend! nein, sowas mag ich nicht. das ist definitiv kein jazz, der „spass“ macht.
jetzt mag man natürlich einwerfen, dass er so auch nicht gedacht war, doch bringt mich das kein bisschen weiter. aus der heutigen sicht brauche ich dieses album nicht, um mich mit dem thema „minderheiten“ oder im speziellen „the history of the American Negro“ zu beschäftigen (geschweige denn mit gutem jazz).
falls es dieses albums bedurfte, um musik soweit zu bringen, wie sie heute ist, dann bin ich dafür dankbar. falls es dieses albums bedurfte, um die stellung der schwarzen bevölkerung in amerika zu stärken, dann ebenfalls. aber bitte verlange niemand von mir, dass ich es mir innerhalb des nächsten halben jahres noch einmal anhöre.

zu euren texten, banana joe und dr.nihil. ich habe sie gerne gelesen. es sind bisher die wohl besten texte, die man hier lesen konnte. es wundert mich nicht, dass dougsahm vorschlug, die threads zusammenzuschliessen. und einiges von eurem geschriebenen kann ich auch sehr gut nachvollziehen, doch für mich (wie für euch vermutlich auch) gehört zur musik auch der genuss und die freude. zwei aspekte, die mir bei „black, brown and beige“ nahezu komplett ausgeblieben sind.

[edit] ca. 24 mal bearbeitet vom verfasser

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