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Herr RossiSpeziell bei „Lucy“ will sich mir überhaupt nicht erschließen, wo da der kompositorische Sprung nach vorn erkennbar sein soll. Wir sprechen immerhin von den Komponisten von Songs wie „We Can Work It Out“ oder „Things We Said Today“
Eben. Und in `Lucy`haben wir neben den raffinierten Harmonien Tempi- und Taktwechsel (3/4 -> 4/4). Für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlich. Deswegen habe ich auch bewusst u.a. dieses Stück als Beispiel für den kompositorischen Sprung gewählt.
Muffin Man
Du hast klug herausgestellt, worin der musikalische Fortschritt besteht: Anstatt brav die Standardakkordfolgen der Popmusik zu variieren, setzt „Lucy …“ auf ungewöhnliche, wider die Logik der Melodie ab- und aufsteigende Verschiebungen der Akkorde in Halbtonschritten. Davon abgesehen, dass in weiten Teilen des Songs Dominante und Subdominante gar nicht bedient werden.
Sehr gut!
Aber Du kannst nicht von davon ausgehen, dass sich diese harmonischen Perlen jedem Hörer gleichermaßen erschließen. Das geniale gerade an diesem Song ist ja, dass es sich trotzdem so „einfach“ anhört.
Muffin Man
Deswegen stört mich der simple Refrain so sehr – man kann darin freilich einen bewusst gesetzten Kontrast von Primitivität sehen. Trotzdem graut es mir.
Nun, das ist wiederum Geschmackssache. Ich finde es sehr clever einen solchen Refrain (mit dem dritten Tonartwechsel!) hinter das Harmonienkonstrukt zu setzen. Und der Refrain hat alles was ein Poprefrain braucht
songbirdLiegt ausschließlich an den vocals. Ringo Starr ist für mich einfach kein Sänger.
Das stimmt. Aber gerade deswegen passt das Frage-Antwort Spiel der schön singenden Jungs mit Ringo so klasse. Klasse auch die Überleitung von Sgt. Pepper zu With a little help.
bullschuetzJa! So fluffig-eingaengig kommt die Strophe daher, dass man kaum merkt, wie tricky die Harmonien sind. Okay der Refrain ist vergleichsweise billig, aber sein Ende und der Weg zurück in die Strophe sind wieder hochraffiniert. Also, wenn das nicht schlauer Pop ist…
Absolut! Der Taktwechsel zum Refrain wird ja – ich denke für jeden, der das Stück kennt – sehr deutlich eingeleitet. Aber zurück zur Strophe fällt dieser Wechsel kaum auf. Wenn Lennon den Refrain im selben Stil wie Strophe und Bridge gehalten hätte, wäre die psychodelisch anmutende Wirkung gerade von der Bridge untergegangen.
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Modism...an aphorism for clean living under difficult circumstances