Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Jazzbücher › Re: Jazzbücher
Friedrich
Wenn man so will, könnte man das Arkestra als eine Heterotopie begreifen.
finde ich eine sehr spannende idee. viele missverstehen den begriff ja, weil er so klingt, als seien das räume, in denen bestimmte normierungen zugunsten eines freieren drucheinanders aufgehoben sind, quasi als alternativkulturelle orte. foucault verwendet diesen begriff aber eigentlich, um räume zu markieren, die zwar außerhalb der gesellschaftlichen norm liegen, aber eben eigene regeln und normen haben.
das arkestra in chicago war, denke ich, keine heterotopie, sondern ziemlich integriert in und angeschlossen an die gesellschaftlich vorgezeichnete kulturproduktion – von der ausbildung der musiker angefangen, über die aufführungspraxen, die spielorte usw. das arkestra war teil der lokalen schwarzen entertainment-szene, die musiker taten so das, was man damals als schwarzer jazzmusiker eben so tat.
in new york und dort im alternativkulturellen zentrum, wo das arkestra nicht mehr in jazzclubs spielt, wo auch nicht-musiker einsteigen und die musik sehr viel konkreter wird, gibt es einen interessanten moment gegenläufiger bewegungen: einerseits wird die kulturproduktion (und wahrscheinlich auch der ganz normale alltag) um das arkestra herum freier und ist weniger normativ geprägt, andererseits baut ra tatsächlich die band zu einem lebenskonzept aus, das nach eigenen regeln zu funktionieren scheint und mit den psychosozialen aufgaben, die redbeans anspricht (rassismus, arbeitslosigkeit, musikerstatus, männlichkeitskonzepte etc.), umgeht. das hängt wahrscheinlich zusammen (die freiheit und der aufbau eines eigenen regelsystems).
--