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hab jetzt nach Pullman’s Bud Powell Buch auch die andere hochgelobte Pianistenbiografie der letzten Jahre, Kelleys Buch über Thelonious Monk, weitgehend durchgelesen – und es ist noch besser als Pullman, aber zusammen sind sie zwei der besten Jazzbücher, die ich kenne… beide sammeln aus den bisher erschienenen Büchern (die ich alle nicht kenne, zumindest die Biografien) eine Fülle an Material und haben je eine große weitere Quelle, die es ihnen erlaubt, den jeweiligen Menschen;-) vielleicht noch näher an einen heranzubringen, als das vorher möglich war – bei Powell/Pullmann ist das ein intensives Studium psychiatrischer Akten bei Kelley/Monk sind es gefühlt hunderte von Interviews mit Monks Familienmitgliedern… Pullmans Ansatz wird Powell mE durchaus gerecht, führt aber – natürlich auf ein etwas einseitiges Bild (das mit vielen vielen anderen Informationen durchaus aufgewogen wird, aber natürlich nicht ganz); genauso sind intensive Gespräche in der Familie grad bei Monk ein sehr überzeugender Zugang, jeder hat etwas anderes zu erzählen etc, muss man gesehen haben (hatte ich so noch in keiner Biografie gesehen, bietet sich aber vielleicht in der Form auch selten so sehr an wie hier – sehr sehr gute Idee); kurz gesagt, was die Menschen Monk/Powell und deren Musik betrifft sind die beiden Bücher, denke ich, ungefähr gleich gut (und super), was den sozio-politischen Hintergrund betrifft (beide Bücher geben sich hier mehr Mühe als üblich, die Biografien beginnen auch beide – hatt ich so in der Jazz-Literatur noch nicht gesehen – auf den Plantagen der (Ur)großeltern), fand ich Kelley deutlich überzeugender, die Frage, warum ich das alles wissen muss stellte sich hier nie, bei Pullman hatt ich das gelegentlich…
zusätzliches Plus bei Kelley: manche der Geschichten (zB rund um Minton’s Playhouse) sind schon sehr oft erzählt, und man merkt, dass ihm das bewusst ist, und grad bei solchen Passagen gibt er sich Mühe, das Gewicht auf Details zu legen, die noch vergleichsweise unbekannt sind… einen Randaspekt, den ich zB noch nie auch nur halbwegs zentral behandelt gesehen hab: wie spaltete sich die schwarze Hard Bop Szene New Yorks in Leute aus dem Süden und Leute aus der Karibik auf, wer waren die Musiker aus der Bronx, wer aus San Juan Hill… kleiner Wehmutstropfen: bevor ich das Buch gelesen hab, fand ich Monk ein bißchen sympathischer (bei Powell war es umgekehrt)…
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