Re: Horace Silver

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gypsy-tail-wind
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Die Lust auf mehr 70er Silver ist mir momentan dann mal doch eher vergangen… also jetzt nicht „In Pursuit of the 27th Man“ sondern ein paar Bootlegs…

1953-09-14 NYC – Im Quartett mit Lou Donaldson, Jimmy Schenk und Lloyd Turner spielt Silver Standards und Bop-Klassiker (Rifftide, Billie’s Bounce) sowie den über 18 Minuten langen „Lou’s Blues“. Silver hat ja auf einer frühen Blue Note Session von Donaldson gespielt (1952-06-20) und es gibt auch ein paar Stücke im Quintett mit den Messengers (mit Donaldson statt Mobley und Gene Ramey am Bass – 1953-10-31), die ich leider nicht kenne.
Die lange Session vom 14. September 1954 ist nicht besonders aufregend, die langen Soli und nicht besonders spezielle Zusammenstellung der Stücke (bei den Standards handelt es sich um „You Go to My Head“, „The Things We Did Last Summer“, „I’ll Remember April“ und „The Way You Look Tonight“) macht, dass ich hier eher den Eindruck habe, den vieren einfach bei der Arbeit zuzuhören, als dass ich da etwas besonders Spannendes hören würde. Allerdings gibt’s von Donaldson aus diesem Zeitraum keine Aufnahmen und Radio-Mitschnitte aus den 50ern sind ja nicht gerade häufig…

1960-07-02 Newport Jazz Festival, Newport, RI – Mit dem klassischen Quintett (Mitchell, Cook, Taylor, Brooks) spielte Silver zwei Jahre nach dem mittlerweile veröffentlichten 1958er Konzert ein tolles Set in Newport. Auf dem Programm stehen auch dieses Mal wieder keine Balladen: Señor Blues, Blowin‘ the Blues Away, Me and My Baby und Sister Sadie (in dieser Reihenfolge) bieten allerdings doch etwas mehr Abwechslung als im 1958er Set zu hören war, Latin, schneller Blues (auch hier wieder toll am Ende die Mischung aus Shout-Chorus und Schlagzeug-Solo), eine schöne „amen“-Nummer (mit supertollem Solo von Cook! – er spielt hier Phrasen, die an die Grenze des Tenors und der Tonalität gehen, wie vier Jahre später dann Joe Henderson, aber Cook tat dies wohl nur live, nicht im Studio – zum Schluss gibt’s auch noch ein rares Solo von Taylor – am Bogen!), und am Ende der Knaller „Sister Sadie“.

1962-10-18 Zürich – mit dem klassischen Quintett und einer ähnlichen Setlist wie auf der Pablo-CD mit dem Konzert aus Paris: „Sayonara Blues“, „Sister Sadie“, „Tokyo Blues“ und „Doin‘ the Thing“ und zwischen den ersten beiden eine überraschende Trio-Nummer mit „walking ballad“-Charakter: das neue „Lonely Woman“, das erst ein Jahr später im Studio aufgenommen wurde (für „Song for My Father“). Auf der Aufnahme fehlt am Ende noch „To Beat or Not to Beat“. Grossartig! Für mic16 h als Fan von „Saynara Blues“ sowieso… auch hier dauern die Stücke zwischen 8 und 16 Minuten, es gibt viel Raum für die Solisten. Und die Qualität der Aufnahme ist wunderbar (im Gegensatz zu Newport… das hier kommt von einer jüngeren Radio-Austrahlung von DRS).

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