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Hat mal wieder richtig Spaß gemacht, infolge des Threads übers Wochenende ein paar Gitarrenscheiben anzuhören. Danke!
Im folgenden ein paar meiner absoluten Favoriten, nicht in jedem Fall typische „Guitar Slinger“ mit ewig langen Soloeskapaden, aber durchweg alle sind tolle Gitarristen.
Los geht’s natürlich mit dem Klassiker schlechthin!
The Allman Brothers Band – The Allman Brothers Band Live at Fillmore East (Capricorn, 1971). Eigentlich ist ja das ganze Album ein einziger großer Gitarrenjam, besonders beeindruckt mich Duane Allman aber mit seinem energischen und kraftvollen Spiel bei Blind Willie McTell’s „Statesboro Blues“ und bei T-Bone Walker’s „Stormy Monday“. Vom gleichen Konzert stammt Elmore James‘ „One Way Out“, das allerdings nicht auf dem Originalalbum enthalten ist, sondern auf dem nach dem tödlichen Motorradunfall von Duane Allman nachgereichten: The Allman Brothers Band – Eat a Peach (Capricorn, 1972).
Ein weiterer Klassiker ist: The Band – The Band (Capitol, 1969), ihr zweites Album. Besonders angetan hat es mir hier die lockere Gitarrenarbeit von Robbie Robertson auf dem wunderschönen Schluß-Song „King Harvest (Has Surely Come)“.
And Now for Something Completely Different!
Greg Brown ist ein Singer/Songwriter aus Iowa mit einer sehr markanten, dunklen Sandpapierstimme und hat auf diversen Independent Labels über die letzten Jahre regelmäßig phantastische Platten veröffentlicht, einer meiner Favoriten ist: Greg Brown – Further In (Sky Ranch, 1996). Besonders angetan hat es mir auf diesem Album Kelly Joe Phelps mit seinen kurzen Soli auf der Lap Slide Guitar in den Songs „Small Dark Movie“ und „Someday When We’re Both Alone“.
Phantastische Aufnahmetechnik!
Chris Cacavas war in den 80ern Mitglied der legendären Green on Red. Nach dem Split der Band hat der Songwriter aus Tucson/Arizona seit Beginn der 90er eine Reihe hervorragender Americana-Alben veröffentlicht. Gitarristisch ist am interessantesten: Chris Cacavas – Pale Blond Hell (Normal, 1994). Mit „Smolder“ und „Stretched like Twine“ sind hierauf zwei elegische Gitarrenhymnen enthalten, die man immer wieder hören kann.
Ein Freund von Chris Cacavas ist Steve Wynn aus Kalifornien, der ehemalige Leader der legendären Dream Syndicate, die in den 80ern eine Reihe wegweisender Gitarrenrockalben veröffentlicht haben, z.B. Dream Syndicate – Out of the Grey (Chrysalis,1986). Auf diesem Album läßt Steve insb. auf den Songs „Boston“ und „Now I Ride Alone“ seine Gitarre so richtig fliegen.
Natürlich ist Steve live am besten, er ist regelmäßig in Deutschland auf Tour, oft zusammen mit Chris Cacavas im Vorprogramm. Zusammen mit seinem zweiten Gitarristen Jason Victor geht’s dabei in einer zweistündigen Tour de Force so richtig zur Sache. Zuletzt hinterließ er bei einem epochalen Auftritt im Frühjahr „Kapilio“ in Langenau nur glückliche Menschen, die alle schweißgebadet und mit einem riesig breiten Grinsen auf dem Gesicht das Konzert verließen. Einen Eindruck seiner Live-Qualitäten gibt das Album: Steve Wynn – My Midnight (Zero Hour / Blue Rose, 1999); der ersten LP-Pressung war eine Bonus-LP beigelegt, die einen Liveauftritt aus dem Jahr 1998 im „Ancienne Belgique“ in Brüssel dokumentiert, natürlich incl. der Wynn-Gitarrenklassiker „That’s What They Always Say“, „Boston“ und „The Days of Wine and Roses“.
Die Intensität und Magie eines Steve Wynn-Konzerts kann diese Scheibe natürlich nur ansatzweise vermitteln.
Weiter geht’s nach Texas!???!! Kaum zu glauben, aber von dort kann auch Gutes kommen, z.B. eine ganze Reihe toller Singer/Songwriter-Gitarristen.
Einer davon ist Steve Earle, der seit mehreren Jahrzehnten großartige Gitarrenmusik macht. Besonders gefällt mir: Steve Earle – Train A Comin‘ (Winter Harvest, 1995). Auf dem Titel „Ben McCulloch“ gibt’s ein tolles Zusammenspiel dreier Saiteninstrumente zu hören: Steve Earle an der Gitarre, begleitet von Norman Blake an der zweiten Gitarre und Peter Rowan an der Mandoline.
Aus Seattle stammt Terry Lee Hale, den ich für den momentan besten akustischen Gitarrenspieler im Singer/Songwriter-Bereich halte, und dessen Songs oft sogar mit denen des großen Townes Van Zandt verglichen werden, und dieser Vergleich ist in meinen Augen absolut berechtigt, das sagt eigentlich alles über Terry’s großartige Musik aus.
Über die Jahre hat Terry insg. 7 Alben auf Glitterhouse veröffentlicht. Aus „gitarristischer“ Sicht vielleicht am interessantesten die Songs „Strange Love“ und „Land of Plenty“ vom All-Time-Klassiker: Terry Lee Hale – Frontier Model (Glitterhouse, 1993), sowie „Tornado Alley“ und „Like Raymond Carver“ von: Terry Lee Hale – Tornado Alley (Glitterhouse, 1994).
Die Alben sind durchweg phantastisch aufgenommen, so daß man alle Facetten von Terry’s Gitarrenspiel hautnah erleben kann.
Ein weiterer amerikanischer Singer/Songwriter ist Ben Harper, der phantastische Slides auf einer alten Weissenborn-Gitarre spielt. Empfehlenswert ist sein Album: Ben Harper – Welcome to the Cruel World (Virgin, 1993). Tolle Gitarrenarbeit auf dem Titel „Waiting on an Angel“.
Wenn es um die besten Gitarrensoli geht darf natürlich einer nicht fehlen: Jimi Hendrix.
Eine Riesenauswahl bietet: Jimi Hendrix – Blues (MCA, 1994), eine Sammlung von Material, das es nie auf die Original-LPs geschafft hat. Auf den Songs „Born under a Bad Sign“, „Red House“ und „Catfish Blues“ sind einige der besten Soli zu hören, die Jimi je aufgenommen hat.
Aus Tucson in der Wüste Arizonas kommt einer der Meister des Desert Rock (sic!): Rich Hopkins.
Tolle Soli sind enthalten auf der Platte: Rich Hopkins & Luminarios – El Paso (San Jacinto, 1996). Bei seiner Begleitband, den Luminarios, ist u.a. Mike Davis dabei, der Ex-Bassist der MC Five. Besonders die Songs „Love and Death“ und „Unglued“ bieten alles, was man von gutem Gitarrenrock erwartet, natürlich incl. geiler Gitarrensoli von Rich.
Jimmy Page von Led Zeppelin muß natürlich auch genannt werden, wenn es um die Top-Gitarristen geht. Sein bestes Solo, das ich immer wieder gerne höre, befindet sich auf dem Song „Since I’ve Been Loving You“ auf dem Album: Led Zeppelin – Led Zeppelin III (Atlantic, 1970).
Pat MacDonald, der ehemalige Frontmann der legendären Timbuk 3, die schon auf Americana- und Alternative Country-Pfaden unterwegs waren, als die Begriffe noch überhaupt nicht geprägt waren, hat nach seinem Ausstieg bei Timbuk 3 eine Reihe toller Solo-Alben veröffentlicht, u.a.: Pat MacDonald – Sleeps with His Guitar (Ark 21, 1997). Und die Platte wird dem vielversprechenden Titel durchaus gerecht, besonders gefällt mir das witzige „Beautiful Beautiful Thing“.
Phantastische Aufnahmetechnik, die die Gitarre von Pat ganz nah ins Wohnzimmer holt!
Auch in der Soul Music gab es großartige Gitarristen, allen voran Curtis Mayfield; am besten sind seine Gitarrenkünste auf seinen Live-Aufnahmen zu verfolgen, z.B. auf: Curtis Mayfield – Curtis / Live! (Curtom, 1971), einer Liveaufnahme aus dem New Yorker „Bitter End“. Zusammen mit dem zweiten Gitarristen Craig McMullen bietet Curtis hier tolle Wah-Wah-Effekte und Funky Guitar Licks, v.a. auf den Songs „Mighty Mighty (Spade and Whitey)“, „I Plan to Stay a Believer“, „Gypsy Woman“ und „We People Who Are Darker than Blue“.
Beim nächsten Album kann man sicherlich auch anderer Meinung sein, aber ab und zu muß ich mir die volle Portion Glam auf: Lou Reed – Rock’n’Roll Animal (RCA, 1973) einfach geben. Lautstärkeregler voll auf die 12, den ersten Titel „Intro / Sweet Jane“ auflegen und im tollen Twin Guitar Sound von Steve Hunter und Dick Wagner schwelgen.
Wesentlich erdiger geht’s da bei Calvin Russell zu: der Texas Outlaw bietet vollfette, rauhe Gitarrensounds und eine staubige Stimme, die offensichtlich mit viel Bourbon gestählt wurde.
Besonders tolle Gitarrensoli sind zu hören auf: Calvin Russell – Calvin Russell (Last Call, 1997). Auf den Gitarrenhymnen „Let the Music Play“, „I Want to Change the World“ und „Drive By“ geht’s voll zur Sache. All das wird jedoch noch getoppt vom Townes Van Zandt-Cover „Mr. Mudd and Mr. Gold“, auf dem Calvin das Tempo mächtig anzieht und eine messerscharfe Gitarre spielt, die düstere Stimmung des Originals jedoch mit anderen Mitteln genau trifft. Einen Townes-Song zu covern und dem großen Meister dabei auf Augenhöhe zu begegnen, das können nicht viele von sich behaupten.
Massenhaft gute Gitarrensounds gibt’s zu hören auf: Stephen Stills – Manassas (Atlantic, 1972). Neben Stephen Stills brillieren mit Chris Hillman und Al Perkins noch zwei weitere Gitarristen, besonders auf der Hymne „The Treasure“ liefern sie sich eine denkwürdige Gitarrenschlacht.
Mit Lorette Velvette schafft’s auch eine weibliche Gitarristin aus Memphis/Tennessee in meine ewige Bestenliste, z.B. mit dem Album: Lorette Velvette – Lost Part of Me (Veracity, 1997), das ich von der Stimmung her am ehesten mit „Modern Trash Delta Blues“ bezeichnen würde. Besonders beeindruckend „Dirt“ mit einer kompromißlos harten Fuzz-Gitarre und ihr schneidend scharfes Slide-Spiel auf dem Mississippi Fred McDowell-Klassiker „You Gotta Move“.
Eine meiner liebsten Gitarrenhymnen stammt aus dem Album: Walkabouts – Setting the Woods on Fire (Sub Pop, 1994). Chris Eckman, Mastermind der Band aus Seattle, brilliert solistisch auf dem Song „Bordertown“.
Ein guter Schluß ziert alles. Natürlich wäre eine Liste der besten Gitarrensoli ohne den Großmeister Neil Young unvollständig.
Hinter meinem ewigen Favoriten „Cortez the Killer“ aus: Neil Young – Zuma (Reprise, 1975) folgen in wechselnder Reihenfolge: „Down by the River“ aus: Neil Young – Everybody Knows This Is Nowhere (Reprise, 1969), „Cowgirl in the Sand “ aus: Neil Young – Everybody Knows This Is Nowhere (Reprise, 1969), „Ohio“ aus: Crosby, Stills, Nash & Young – Ohio (7“ Single, Atlantic, 1970).
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"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)