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misterix… kundtun möchte, daß ich mich beim Hören von Musik ganz einfach auf meine Ohren, mein Empfinden und meinen Geschmack verlasse.
Das ist ja mal ’ne Botschaft!
Die Depression eines K. Cobain wirkte auf mich abgeschmackt.
Psychisch labilen und depressiven Rockstars bei ihren Selbstbespiegelungen zuzuhören, gehört allgemein zu den großen Zumutungen der Popkultur. Ob bei John Lennon, Ian Curtis oder Kurt Cobain.
Das Gute an Nevermind ist, dass die Depression meist bloß als Subtext vorhanden ist, das Album aber im Prinzip muskulös und catchy ist. Eben gerade nicht inszeniertes Selbstmitleid und kunststudentische Jammerlappigkeit. Daher auch der Mainstream-Appeal.
Und wenn schon Depression, dann bitte eher nicht stilisiert, sondern möglichst unmittelbar, sonst wirkt es ganz schnell aufgesetzt. Auf Nevermind gelingt das sehr gut.
Aber das mögen andere anders empfinden.
Brüllt halt nicht jeder ein plakatives „here we are now, entertain us“ haraus.
Jaa! The big dumb catch phrase. Die ultimative Komprimierung. Der feuchte Traum jedes Rock-Songtexters.
„Hope I die before I get old.“ „Now I wanna be your dog.“ „Don’t know what I want, but I know how to get it.“ Und eben: „Here we are now, entertain us!“
Das ist Rock’n’Roll in Vollendung. Ohne anzuklopfen direkt auf die Zwölf. Große Kunst!
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)