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Anonym
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Daniel_BelsazarEs ist tatsächlich eine sehr verkürzte und zum Teil widersprüchliche Sicht der Dinge.
Um „Massen“bewegungen zu erklären, muss man verkürzen und vereinfachen. Zwei, maximal drei Dinge sind für so etwas von entscheidender Bedeutung, der Rest hängt hintendran. Widersprüche sehe ich weiterhin keine!
Daniel_Belsazar1) Nirvana = Cobain. Sicher als Frontmann im Vordergrund, ich halte das Schlagzeugspiel Grohls jedoch für ebenso wichtig – ohne dieses gäb´s jedenfalls kein Nevermind. Und natürlich hätte es kein Nirvana ohne Cobain gegeben – das ist aber doch eine ziemlich banale Aussage, oder?
2) Video + Mitgröhl-Refrain „Teen Spirit“ = Nevermind. Wenn das Album nicht aus einem Guss wäre und zum Großteil das gleiche Level (wie auch immer man es beurteilen mag) hält, wäre es bei der Single geblieben und Schluss. Die Gleichsetzung geht nicht auf. Und mitsingbare Hooklines finde ich eigentlich gar nicht so schlecht, muss ich ehrlich zugeben. Das gehört zum Wesen des Pop (wenn es denn eins gibt).
3) Obwohl das ganze Nirvana-Gemurkse so blöd ist, „vereinnamt“ Cobain aber auch gleich „alle Widersprüchlichkeiten und Eigenschaften dieser Generation in einer Person“. Mein lieber Mann, das grenzt ja dann doch an Heldenverehrung, oder? Das klingt ja wie ein ganzer Sack voller Heiligkeit, aber ehrlich. Hast Du Dich da bestimmt nicht vertan? Wenn nicht, dann haust Du sozusagen mit Nirvana / Cobain eine ganze Generation, oder verstehe ich da was falsch? Wie alt bist Du eigentlich? Ist das Deine eigene Generation, die da gemeint ist? Vernehme ich da etwas Selbsthass? Ist das der Hintergund des ganzen Boheis?
4) Die Produktion von Nevermind war eben nicht „zeitgemäß“. Dann hätte sie nämlich ganz anders ausgesehen und das Ganze wäre nicht das geworden, was es wurde. Die Produktion war vielmehr Maßstäbe setzend und wegweisend. Das ist etwas anderes als zeitgemäß, eher zeitprägend.
5) Grohl gilt gemeinhin – meiner Meinung nach nicht zu Unrecht, man hört das bspw. auch bei Songs for the Deaf von Qotsa – als einer der besten zeitgenössischen Rockschlagzeuger. So ganz unwichtig ist es manchmal denn doch nicht, wer was spielt in einer Band, oder wer es produziert.
1.) Banale Aussagen sind oft die treffendsten, so what. Grohl mag gut gewesen sein, ein anderer guter Drummer bei den Aufnahmen hätte es auch getan.
2.) Ich finde mitsingbare Hooklines auch nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Cobain könnte bei „Teen Spirit“ auch die ganze Zeit „hä hä hä häää“ nuscheln, solange er das „here we are now, entertain us“ rausschreit. Diese Zeile ist der Schlüssel zur Wahrnehmung.
3.) Ich persönlich finde das Nirvana-Gemurkse blöd, ja. Ich könnte dir aber erklären (oder es versuchen, falls du mich verstehen würdest), warum es durch die Widersprüchlichkeiten der Person Cobain zu einem Massenmedium wurde. Cobain löst etwas aus, was beispielsweise Frank Black nicht schafft. Den ganzen persönlichen Blah von dir lasse ich besser unkommentiert!
4.) Zeitgemäß bedeutet nicht „veraltet, herkömmlich“, sondern „der Zeit angemessen“. Insofern war diese Produktion zeitgemäß, denn etliche andere Werke wurden parallel in dieselbe Richtung produziert (ist jedenfalls mein Empfinden).
5. Wie gesagt, bei den Aufnahmen hätten es andere Gitarristen, Schlagzeuger und vielleicht sogar Produzenten auch getan. Niemand wacht morgens auf und sagt sich „hey, da ist dieses druckvoll produzierte Album von dem Pixies Produzenten mit nem richtig geilen Schlagzeuger, das kauf ich!“. Da funktioniert schon eher ein „Boah, da ist dieser abgefuckte Typ der here wer are… schreit, das will ich haben!“.
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