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Ah UmNur so ’ne Idee: Wenn die Pixies und Sonic Youth MTV gerockt hätten und stattdessen Nevermind als Kritikerliebling und Bescheidwisserplatte geendet wäre, würde die Diskussion hier wohl ganz anders verlaufen.
MikkoIch kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass alle, die hier „Nevermind“ lieber hinter „Surfer Rosa“, „Daydream Nation“, „Siamese Dream“ oder diversen Wipers LPs sehen respektive hören, zu dieser Meinung vor allem kommen, weil „Nevermind“ so erfolgreich war und ist.
Das sehe ich ähnlich.
Ah Um Das mit dem „Zurückbringen des Rock-Sounds“ ist schon an sich ein zweischneidiges Lob. Abgesehen davon ist Nevermind bei aller Brachialität weit von breitbeinigem Rockisten-Posertum entfernt.
Dick LaurentWer Nirvana für die Rückkehr der Rock-Musik hält, der hat einfach vorher nur das falsche gehört. Das haben wohl ziemlich viele damals getan …
misterixAlso, das Heilsbringergetue von wegen „Nirvana brachten den Rock zurück“ – und diesen überdies noch in den „Mainstream“ – ist überzogene Heldeneposherrlichkeit und (mit Verlaub) lächerlich. Als wäre „Rock“ dem Mainstream je wirklich verlustig gegangen.
Da sich das alles wohl auf meine Bemerkung bezieht:
Natürlich ist Nirvana als Band meilenweit von jedem „Rockisten-Posertum“ entfernt, das steht doch außer Frage. Das war in Sound und Haltung nordamerikanischer Nicht-Ostküsten Punk und natürlich stark von „Übervater“ Sage und anderen inspiriert. Damit stand die Band in Seattle 1989 ja auch nicht ganz alleine da. Siehe den Subpop-Output der Zeit und den Nirvana-Erstling Bleach – den Ihr natürlich damals sicher wie zig Millionen andere alle gehört habt. So wie die 20.000 anderen, die damals in der Deutschland-Halle um mich herum bspw. Mudhoney tosend umjubelten …
Bei dem Produzenten von Nevermind bin ich mir aber schon nicht mehr ganz so sicher. Jedenfalls ist Butch Vig deutlich rockorientiert (hat übrigens auch das grandiose Debut der Smashing Pumpkins, „Gish“, mit dem supergigantischen „Siva“-Track produziert, ein paar Wochen vor Nevermind – oder ist das eigentlich auch so Scheiße?). Und den sollte man bei Nevermind auf gar keinen Fall vergessen, weil der Soundschliff aus der Richtung kommt. Vermutlich hat der sich mit dem Drummer Dave Grohl verbunden – war der nicht zwischen Bleach und Nevermind zur Band gestoßen, „gecastet“ würde man heute neudeutschig sagen?
Worum es mir geht: Als Nevermind erfolgreich wurde, gab es in den Charts und bis weit darunter keinen auch nur ansatzweise so „fetten“ Powersound einer händisch spielenden Rhythmussektion, und schon gar nicht im AOR-Mainstream. Wer dieses 80er-Jahre besänftigend zurückgemischte Gekleister und dessen Abkömmlinge aus Hollywood für genuinen Rock hält, hat wohl in der Tat das Falsche gehört. Und in diesem Sinne ist Nevermind mit dem überwältigenden Erfolg – den wohl niemand in dieser Form auch nur annähernd erwartet hat – die Rückkehr des Rocksounds (ca. erste Hälfte der 70er) in den Mainstream.
(@Dick: Du bist ja wahrscheinlich von der Realitätsfrage über die Zen-Ausbildung im Bigmuff gelandet – der klassische Mainstream-Punkrockdreisprung der 80er also. Es war die Rede von der Rückkehr in den Mainstream, nicht von der „Rückkehr der Rock-Musik“ an sich. Das nächstemal dann bitte richtig lesen, danke, das erspart vieles.)
Mit „Heilsbringergetue“ für die Band Nirvana hat das übrigens nix zu tun. Dieser Vorwurf, Misterix, ist – mit Verlaub – einfach lächerlich und zielt ins Leere. Nirvana und speziell Cobain werden insgesamt gerne überschätzt, da kann ich Dir gut folgen.
Es ist einfach eine Feststellung zum Album Nevermind. Dieses bleibt ein Meilenstein der jüngeren Historie der populären Musik – nicht weil es Erfolg hatte, sondern vor allem weil es das mit einem zur damaligen Zeit dafür sehr ungewöhnlichen Sound hatte. Überraschend neu, wenn auch Traditionen wiederbelebend.
Noch Fragen?
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