Re: Marillion – Marbles

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dominick-birdsey
Birdcore

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A little light music
Marillion haben seit mehr als 15 Jahren ein Sänger-Problem. Nicht, daß Steve Hogarth etwa ein schlechter solcher wäre: Seit er den charismatischen Derek William Dick, besser bekannt als Fish, am Mikrophon ersetzte, tobt unter den Fans ein Glaubenskrieg darüber, wer denn nun der „wahre“ Marillion-Sänger sei. Der Autor wird sich an dieser Stelle hüten, sich einem dieser Lager zuzurechnen; Fakt ist lediglich, daß Hogarth – so viel sei vorweggenommen – auf „Marbles“ eine herausragende Leistung abliefert.

Trademark von Marillion ist es seit jeher, weniger durch technische Finessen denn durch atmosphärische Dichte zu überzeugen. Und der Opener „The invisible man“ liefert dann auch gleich innerhalb von 13 Minuten einen Querschnitt über eine mehr als zwanzig Jahre lange Bandgeschichte. Das ist moderner Prog-Rock, wie er sein soll: wabernde Keys, beschwörender Gesang und über allem die singende Gitarre von Steve Rothery.

Doch im weiteren Verlauf des Albums drängt sich mehr und mehr der Gedanke auf, daß der Fünfer bei diesem Song bereits sein Pulver verschossen haben könnte. Allzu oft verwechselt man Atmosphäre mit Schnulze („Angelina“), zu austauschbar klingt mancher Song, als daß „Marbles“ als ein Highlight der Bandgeschichte in die Annalen eingehen könnte. Zum Schluß erfolgt allerdings nochmals ein Aufbäumen mit dem ebenfalls hochklassigen „Neverland“, das von seiner Dichte mit Großtaten von Neal Morse (ehedem Spock's Beard) problemlos mithalten kann.

Ist „Marbles“ nun also ein Meilenstein, wie es das Labelinfo vollmundig behauptet? Mit Sicherheit nicht. Aber eben auch kein Abgesang einiger abgehalfteter Altrocker. Marillion zeigen sich im Jahre 2004 reif wie nie und liefern eine routinierte Leistung ab. Doch die bisweilen allzu konservativen Songs im Mittelteil des Albums sorgen dafür, daß das Album in Summe „nur“ gut ist.

(Markus Bellmann)

6/10 Punkte

Quelle: Plattentests.de

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