02.03.2003
„Es muss hier irgendwo rausgehen!“ sagte der Meister zu mir und ich wusste, wie bei jeder unserer Seancen, dass er gleich die Worte „Hier ist es mir zu unübersichtlich“ sprechen würde, gefolgt von einem unverständlichen Brummeln, dass ich immer als „Ich bekomme keine Sozialhilfe mehr!“ glaubte zu verstehen, aber nie nachfragte, weil ich mich in meiner Nichtigkeit gegenüber seinem Genie zu unterwürfig fühlte.
Gerade setzte er zu diesem Nuschen an als ich all meinen Mut zusammennahm und mich vor ihm zu Boden warf und ihn anflehte: „Bitte! Lass mich Dein Schreiber sein! Ich will alle Deine wertvollen Sätze festhalten und so der Nachwelt zugängig machen!“
Er spuckte mir ins Gesicht und ich schwöre, es schmeckte nach Rosen und Veilchen, nach Nektar und Ambrosia, nach Verheißung und Verachtung. Dann lachte er und sagte mir, ich solle auf ihn warten, er hätte eine Verabredung mit einem Michael Ellis und ließ mich auf meinen Knien in diesem Kaufhaus zurück. Der Name „Michael Ellis“ wurde des öfteren in Lautsprecherdurchsagen erwähnt, aber ich sah meinen Meister nie wieder. Bei meinen Nachforschungen stellte ich fest, dass es auf der ganzen Welt keinen einzigen Michael Ellis gab, der an diesem Tag dort gewesen sein könnte. Die, die ich ausfindig machen konnte, hatten für den Tag ein hieb- und stichfestes Alibi.
So nahm ich diesen Namen an, Michael Ellis, und lasse die Welt an meinen Erlebnissen teilhaben.
(Michael Ellis – Wunderlampen-Blues mit Andechs im Kopf – Villa Bäh 2003)
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue