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Hatten wir hier schon mal erwähnt. Kein Grund, es nicht noch mal zu tun.
Rahsaan Roland Kirk – Does Your House Have Lions (1962–1976)
Menschen, Musik, Sensationen! Einunddreißig Tracks von RRK auf 2 CDs aus den Jahren 1967–76 plus ein Ausreißer aus dem Jahr 1962 von Charles Mingus‘ Oh Yeah-Album mit RRK als sideman. Der kürzeste Track ist 0:02 min lang, der längste 10:34 min, darunter Wortfetzen, Klangcollagen und kurze Gespräche mit einem Computer, der RRK befiehlt, schlafen zu gehen und zu träumen. Dazu ein gut 40-seitiges Booklet.
RRK als Instrumental-Artist, der mehrere Blasinstrumente und Melodien gleichzeitig spielt, als Duke Ellington-Impersonator (Carney And Begard (sic!) Place), als in Ekstase fallender Prediger (I Say A Little Player), als – äh … – Entertainer (The Entertainer), als Elektronik-Experimentator (Horses), als Anführer einer Beerdigungskapelle in New Orleans (Black And Crazy Blues), als Black Power Aktivist (Blacknuss), Balladier (If I Loved You). Mal klingt RRK wie ein Straßenmusiker (Black Root), mal wie im Konzertsaal (Seasons), mal wie ein Musikclown auf dem Kindergeburtstag (A Laugh For Rory). Blues, Swing, Bop, R&B, Soul, Funk – die gesamte Black Music im Schnelldurchlauf, tief traurig oder himmelhoch jauchzend, herzzerreißend oder aufpeitschend, todernst oder albern. Es ist alles drin: RRK spricht in Zungen. Vielleicht ist er die Urform des DJs, wie Madlib oder J Dilla, die ganze Alben ausschließlich aus samples zusammenbauen.
Wenn man nur ein einziges Jazz-Album besitzen will, dann dieses!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)