Re: does humour … (a little bit weird)

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declan-macmanus

Registriert seit: 07.01.2003

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Nun gut, Du hast diesen Tauschzirkel etwas anders verstanden als ich, legst den Schwerpunkt eindeutig auf das Obskure, wo ich ihn auf das explizit Komische lege. Das ist natürlich legitim, ist aber auch der Grund, warum ich mit Deinem Beitrag nicht sehr viel anfangen kann. Hinzu kommt noch, dass mein Interesse an Beat-Musik eher gering ist.

Besonders die ersten 15 Stücke, die Du der (mir unbekannten) Mindrocker-Serie entnommen ist, hätten meiner Meinung nach eher auf einen Rare-Tracks-Sampler des RS gepasst als auf einen Humortauschzirkelbeitrag. Das sieht man schon an Deinen Liner-Notes, die hier in erster Linie name-dropping betreiben („… war später bei xy“ usw.) – was für Raritätensammler sicherlich interessant ist – ich hingegen hätte lieber gewusst, was Du an den Stücken hinsichtlich des Themas des Zirkels bemerkenswert findest.

Es handelt sich teilweise um bekannte Stücke (Coverversionen), größtenteils kenne ich sie aber nicht. Das eine oder andere gefällt mir durchaus recht gut, jedoch erscheint mir das meiste in keiner Weise komisch oder schräg oder auch nur ungewöhnlich, sondern klingt für mich nach stinknormaler 60er-Jahre-Beat- und Psychedelic-oder-wie-auch-immer-Musik, die bei mir nicht viel hinterlässt. Aber da ich mich in dem Bereich nun gar nicht auskenne, halte ich lieber den Mund. Ein paar Stücke lassen sich natürlich dennoch auf ihr Humorpotential hin untersuchen:

„I’m allergic to Flowers“ ist wohl lustig gemeint, gerät aber für meinen Geschmack zu putzig, um wirklich lustig zu sein. Das kommt also dabei heraus, wenn zugekiffte Kuschel-Hippies versuchen, zugekiffte Kuschel-Hippies zu karrikieren. Allein schon der Name: Jefferson HANDKERCHIEF – nein, wie niedlich! Zum Thema Heuschnupfen empfehle ich „The Pop Singer’s Fear of the Pollen Count“ von The Divine Comedy – bei Weitem nicht ihr bestes oder lustigstes Lied – aber besser als das hier.

Dann passiert lange Zeit gar nichts, so oft ich es auch höre.

Irgendwann kommt dann Senator Bobby, der sich an „Wild Thing“ versucht. Nun ja, ein an der Akustikgitarre dilettierender verklemmter Senator versucht jugendlich zu klingen und bekommt das natürlich nicht so recht hin. Ja, das ist recht lustig, hätte aber auch keine Sekunde länger sein dürfen – dafür fehlt es an Ideen, die über die witzige Grundkonstellation hinausgehen.

Sting, ein Spaßmacher vor dem Herrn. Nein, allein die Tatsache, dass Sting „Tutti Frutti“ singt, ist noch nicht komisch, zumal das ganze ja weder ironisch gebrochen wird, noch durch ungewollte Peinlichkeiten Komik erzeugt. „Need Your Love So Bad“ hätte exakt so nahtlos auf jede beliebige Sting-Platte der 80er Jahre gepasst – was ist hier der Grund für die Aufnahme in den Humor-Tauschzirkel?

Zu Seite 2:
Der einleitende Städte-Vergleich ist ganz nett, hat hübsche Beach-Boys-Harmonien, ist aber nicht komisch oder obskur.

„Beware of the Beautiful Stranger“ – gefällt mir als Lied gut, warme Stimme, warme Harmonien, aber was außer der Tatsache, dass Herr Atkin ein Ladenhüter war, ist daran lustig? Eigentlich ein eher melancholisches (und etwas langatmiges) Lied, oder habe ich die Geschichte nicht verstanden?

Die Cover-Versionen der Troggs finde ich ganz gut gelungen, wobei mir „Satisfaction“ zu nah am Original ist, wenn auch der Sänger noch dreckiger (zugleich aber auch alberner) singt als Jagger. Und die ausufernden Schweinegitarren am Ende mag ich gar nicht. Über „Good Vibrations“ hingegen musste ich doch sehr schmunzeln. Der leicht blasierte Gesang und die fröhliche Simplifizierung der Komplexitäten des Originals allein sind schon lustig – und dann auch noch das grottige Blockflöten-Solo. Schön.

Planet Gong gehen gewaltig auf meine Nerven, das muss ich immer vorspulen. Diese Frau! Ent-setz-lich! Wenn das ironisch gemeint ist, dann habe ich es nicht mitbekommen. Schnell weiterspulen.

„The Eggplant that Ate Chicago“ – na klar doch. Müssen diese verfluchten Hippies denn eigentlich aus jedem ihrer freakigen Trip-Träume einen Song basteln? Das Wah-wah-wah am Ende hat in etwa die subtile Lachmuskelsprengkraft der Nasenhupenmonster aus der Sesamstraße. Nichts für mich.

“Dinner with Drac“: Für mich nicht, bitte. Bevor der einen Witz erzählt hat, habe ich mich selber ausgesaugt.

„Luci Baines“ klingt wie „Twist and Shout“, wird langsamer und schneller und lässt mich mit einem Schulterzucken zurück.

Omas Trip lässt mich auch gänzlich kalt. Sendeverbot? Ach Gottchen…

„Mars“ – ich habe keine Vorliebe für nervige Instrumentals, dieses ist wenigstens nicht sehr lang.

„Beisl Hua“: Wer mal so richtig über mundartliche Versionen von Klassikern der Rock- und Popmusik lachen möchte, dem empfehle ich Niedeckens Dylan-Verarsche „Leopardefell“. – Wie? Keine Verarsche? Der meint das ernst? Ach so… Das hier jedenfalls ist biederster Bierzelt-Rock. Ääänfoch fuachboa.

Pesky Gee: Das Bemerkenswerteste an diesem „Born to be wild“-Cover ist für neben den leidlich überraschenden Bläsersätzen die unterirdische Klangqualität.

Alles in allem sage ich ganz brutal: Thema verfehlt, setzen! Hat trotzdem teilweise Spaß gemacht, Deinen Beitrag zu hören.

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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]