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MinosMit „PCH“ hast Du nun ausgerechnet den einzigen Track von „Antenna“ erwähnt, den ich auch sehr mag. Der Rest ist aber m. E. allenfalls Durchschnitt, zumindest, wenn man die vorherigen Alben schon kennt. „World Of Swirl“, „Girl in a T-Shirt“ ragen vielleicht noch ein bischen raus. Wenn sie auch auf bekanntem aufzubauen scheinen. Ich habe mich damals sehr gefreut, als nach langer Zeit ein neues Album von ZZ Top erschien. Jedoch habe ich es dann nur ein paar Mal gehört und es landete anschließend im Regal und verstaubte. Und das, obwohl ich Mitte der 90er immer seltener neue Scheiben kaufte. Ich finde, da hat Tres Hombres allein mit „La Grange“, „Waitin‘ For The Bus“, „Beer Drinkers & Hell Raisers“ schon viel mehr zu bieten.
Was alle mit den Synthesizer bei Eliminator und den folgenden Alben haben, kann ich nicht nachvollziehen. Mich haben sie nie gestört und ich hörte sie, außer für die Rhythmen (und da sorgen sie für noch mehr Dynamik), auch kaum raus. Bei zeitgleichen Sachen der Stones z. B. sind die Synthesizer offensichtlicher (Album „Undercover“). Was nicht unbedingt heißen muss, dass mich sowas stört. Kommt auf die Umsetzung an… Das Gegenteil ist auch der Fall: Eliminator war schon sehr gut, aber auch erst die Vorstufe für ihr Meisterwerk „Afterburner“! :sonne:
Bei TRES HOMBRES finden wir schnell zusammen. Das Album hat eine makellose erste Hälfte, der zweiten gelingt das zwar nicht ganz so perfekt, man wird dann aber von dieser unwiderstehlichen (zweifachen) Hooker-Hommage LA GRANGE überrascht und überrollt. Einer der ganz großen ZZ Top Klassiker.
Die von dir erwähnten Selbstzitate sind eigentlich auf allen dem Debüt folgenden ZZ Top Alben zu finden und gehören einfach zu den drei Texanern, wie ihre Bärte. Wie bereits geschrieben: an ANTENNA habe ich wenig auszusetzen; wenn auch DEAL GOIN’ DOWN und der Bonus-Track EVERYTHING ein klein wenig nachlässig daherkommen. Mit PINCUSHION gelingt den tres hombres einer ihrer überzeugendsten Album-Opener und bis Song 11 höre ich keinen Durchschnitt. Mir gefällt besonders, dass und wie die Band bei einigen Songs – dieses an sich schon sehr druckvollen Werkes – nochmal deutlich an der Sogschraube dreht (COVER YOUR RIG, WORLD OF SWIRL, ANTENNA HEAD, CHERRY RED und natürlich PCH).
PINCUSHION *****
BREAKAWAY ****
WORLD OF SWIRL *****
FUZZBOX VOODOO ****
GIRL IN A T-SHIRT ****½
ANTENNA HEAD *****
PCH ***** (!)
CHERRY RED *****
COVER YOUR RIG *****
LIZARD LIFE ****
DEAL GOIN’ DOWN ***½
EVERYTHING ***½
Weder ELIMINATOR noch AFTERBURNER sind “schlechte” Alben. Dass wir bei deren persönlicher Bewertung etwas auseinanderliegen, kann an unterschiedlichen Erwartungen liegen oder einfach daran, ob man zum Beispiel Robot-Drums (die die Eigenschaft haben, in eigentlich fließende Klangstrukturen mechanische Monotonie einzubringen) mag oder eher nicht. Mit Qualität hat das nichts zu tun, eher mit gewissen Vorlieben. Ich werde mich auch davor hüten den Texanern anzukreiden, dass sie sich während ihrer Synth-Phase neuen Dingen zuwandten und herumprobierten oder dass sie – auf Grund des schnellen und enormen Erfolgs auf MTV – auch auf “schnellere” und massentauglichere Songs setzten. Anders gesagt: der Blues hat es nicht auf die Tanzfläche geschafft; mir fehlt der frühere Dirt-Rock & Dynamite-Sound, den ZZ Top ja beherrschen, wie sonst nur sehr wenige.
ELIMINATOR gefällt mir besser als AFTERBURNER. Wie kommt das: AFTERBURNER enthält nicht gerade die besten Songs des Trios; da hilft auch Lautstärke und Computerei nicht, die alles in Stadion-Rock mit Ballroom-Blitzen taucht. Auch ist SLEEPING BAG nicht gerade ein überzeugender Album-Start und steht leider stellvertretend für viele andere Songs dieses Albums. Wie gut zum Beispiel ein Song wie CAN’T STOP ROCKIN’ eigentlich wäre, merkt man in Momenten in denen das mäßig originelle Automatengeknüppel aussetzt; auch wäre ein etwas schleppenderes WOKE UP WITH WOOD viel mächtiger gewesen als die Albumversion und DIPPING LOW (IN THE LAP OF LUXURY) – quasi ein aufgepumptes Remake von GIMME ALL YOUR LOVIN – enttäuscht doch sehr. Versöhnlich dann allerdings der Showstopper ROUGH BOY und DELIRIOUS (für mich das Album-Highlight).
Dass es trotz modischem Neuerungswunsch mit etwas weniger Übertreibung auch geht, zeigt das vorherige Album ELIMINATOR (das im direkten Vergleich auch die zündenderen Songideen bereithält) zum Beispiel mit GIMME ALL YOUR LOVIN, GOT ME UNDER PREASSURE, SHARPED DRESSED MAN und besonders deutlich mit I NEED YOU TONIGHT bzw. I GOT THE SIX (die beiden eindrucksvollsten Stücke dieses Albums). Die erste Hälfe ist also durchaus Top, ab LEGS/THUG wird es leider weniger toll. BAD GIRL klingt wie ROCK AND ROLL von Led Zeppelin, nur gar nicht überzeugend, und bei IF I COULD ONLY FLAG HER DOWN grüßen Status Quo lau aus der Ferne. So etwas haben die drei Bärte nicht nötig und ich will’s nicht hören; jedenfalls nicht von ZZ Top.
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